Betriebs- und volkswirtschaftliche Betrachtungen

      RE: Das Schweigen der Lämmer?

      @ Schuni

      Es ist letztlich eine Finanz-Clique, nach denen die Politiker und Manager weltweit tanzen, von daher liegt es natürlich nicht nur an den Managern der Konzerne, daß soviel schief läuft.

      Und trotzdem gibt es je nach Bewußtsein des Volkes Möglichkeiten, kleine Gestaltungsspielräume zu nutzen und sogar auszuweiten.

      Es ist eben möglich, daß wie in der Schweiz nicht nur eine Schein-Demokratie stattfindet, sondern in vielen Fragen eine echte Basis-Demokratie.
      Oder daß Schweden sozial eingestellt ist, bei der die Wohlhabenen und Reichen sogar ohne Murren ihre Steuern zahlen, weil der Staat mit dem Geld sinnvoller umgeht und der hohe Wert der sozialen Sicherung für die ganze Gesellschaft gesehen wird.

      Das Deutschland dazu nicht (mehr) fähig ist und beispielweise in der Korruptions-Hitliste einen immer schlimmeren Platz einnimmt, hängt natürlich auch damit zusammen, daß gesundes, unbürokratisches und unideologisches Denken durch die Medien-Macht der political correctness gar nicht mehr erlaubt ist.
      Ich möchte nur mal daran erinnern, wie im Wahlkampf Paul Kirchhoff von den Medien fast einstimmig niedergewalzt wurde.
      Anstatt zu jubeln, daß da mal einer was Tolles in der Birne hat und es sogar wagt, es öffentlich zu sagen.

      Wer wagt denn heute beispielsweise noch zu sagen, daß durch die Überfremdung in Deutschland das Nationalbewußtsein immer tiefer absinkt, weil er sonst gleich in der Folge des Multi-Kulti-Wahns als Neo-Nazi abgestempelt wird? Oder das Ami-Land und Rußland endgültig zur Diktatur geworden sind?

      Freies, eigenständiges Denken wagt doch keiner mehr, weil er sonst in der Gefahr steht, von Neo-Nazis, wildgewordenen Muslims , Ober-Emanzen und anderen Horror-Gestalten eins in die Fresse zu kriegen.

      Gruß
      Bo10a

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      RE: Das Schweigen der Lämmer?

      hallo bo,

      ich will auch mal die manager ein wenig in schutz zu nehmen ;)...

      gerade die kurzfristige sichtweise der unternehmen liegt zu einem großteil in den eigentümern der unternehmen begründet.... es sind die eigentümer, die von quartalszahl zu quartalszahl hecheln. sind diese zahlen dann über zwei quartale hinweg nicht positiv, so machen die eigentümer stress... daraus entwickwelt sich dann auch das sehr kurzfristige denken der manager, wodurch natürlich eine umsetzung eines vernünftigen strategischen konzepts, welches auf 10 jahre angelegt ist, kaum realisierbar ist.

      nur wer hat unter den eigentümern eigentlich das sagen? meist sind es fonds und banken. privatanleger gehen selten auf hv's und übertragen ihre stimmrechte lieber den banken, wodurch sie auch sämtliche einflüssmöglichkeiten, auf ihr unternehmen abgeben...

      die banken und fonds hingegen, denken auch kurzfristig, da auch sie am besten jedes quartal eine positive performance bringen sollen. ein fond wird sonst nicht mehr gekauft und eine bank hat auch eigentümer......

      die einzigen, die sich davon ausnehmen können, sind inhabergeführte unternehmen oder firmen die sich im mehrheitlichen besitz eines langfristigen investors (z.b. irgendwelcher familien) befinden... da hier auch langfristige ziele verfolgt werden können....

      tja is halt alles nicht ganz so einfach... wie ich bereits sagte, da müssen sich sämtliche gruppen an die nase fassen...

      jedoch gebe ich dir, bo, in deiner grundsätzlichen kritik an der derzeitigen managementpolitik recht...

      gruß


      P.S.: eddie2, gebe dir in sachen volksverdummung recht, die entsprechenden schlüsse muss halt jeder für sich selbst ziehen....

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Schuni“ ()

      Das Schweigen der Lämmer?

      Ist also alles ok, wenn die Lämmer bei der Führung zur Schlachtbank nicht blöken?

      So ähnliches sagten de Sully, Finanzminister Heinrichs IV., oder de Bèthune, franz. Finanzminister (1560 - 1641), denen das Zitat beiden zugeschrieben wird, und viele wiederholten es: "Die Kunst beim Steuereintreiben besteht darin, die Gans zu rupfen, ohne daß sie schreit."
      Das Spielchen wird so weiter gehen, bis der "Mopp" sich rührt - mit auch dann ungewissem Ausgang.
      Und das kann noch sehr lange dauern, weil der Mopp gezielt dumm gehalten wird, und weil es ihm immer noch viel zu gut geht.

      Ich glaube auch immer mehr, dass dieser Lauf insgesamt nicht von Menschen steuerbar ist, sondern nach einem Naturgesetz verläuft, auf welches die Menschheit keinen Einfluß hat.

      Der Mensch ist viel dümmer, als er meistens glaubt, und vor allem im gesamten Geschehen total unwichtig!

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „eddie 2“ ()

      RE: Arbeitsbedingungen

      Menschen reagieren auf Anreize. Bei richtiger Arbeitsteilung in der Gesellschaft setzt die Politik die Regeln und damit den Rahmen für gewünschte Anreize und die Wirtschaft verdient innerhalb der gesetzten Regeln.

      In einer Zeit in der Politik nahezu nahtlos von kurzfristigen, persönlichen wirtschaftlichen Interessen durchdrungen ist, sind auch die Anreizsysteme als ganzes falsch aufgestellt. Die Manager handeln im Rahmen des nicht durch sie verursachten falschen Systems rational. Da wird keinerlei Appellieren helfen, sondern nur ordentliche politische Arbeit, wo nicht alle Gesetze nur noch durch zerstrittene Lobbyisten irgendwelcher Einzelinteressen mit der heißen Nadel gestrickt werden.

      Dazu müßte der Souverän aber, angewidert von den Spielchen der Herrschaften, nach Alternativen suchen und das ganze nicht als lustiges oder eher trauriges Kasperle-Theater betrachten.

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      RE: Arbeitsbedingungen

      @xyxyber

      Ich muß mal noch was zur Bahn loswerden, auf die Du in einem anderen Thread eingegangen bist.
      "Nicht effiziente" Nebenstrecken werden vernachlässigt oder ganz still gelegt, an der Sicherheit wird extrem gespart, und Verspätungen gibt es immer mehr. Alles nur wegen der Privatisierung und den mit Gewalt durchgezogenen Vorbereitungen für den Börsengang.

      Die große Mehrheit der Manager interessiert eben nur der vermeintliche kurzfristige Erfolg, langfristig kann ja alles ruhig den Bach runter gehen, da haben die Herren - und manche Damen - ja schon längst ihr Scherflein ins Trockene gebracht.

      Das Problem, nur kurzfristig zu denken, steckt in jedem Menschen, da brauche ich nur an meine eigenen zu schnellen Gewinnmitnahmen zu denken. ;)

      Aber die Konzern-Manager treiben es eben ins Extreme auf Kosten der Allgemeinheit - ich verweise nur auf den Sport, auf übelste Art und Weise wenig oder keine Steuern trotz hoher Gewinne zu zahlen und dafür aber eine Subvention nach der nächsten einzukassieren.

      Daß damit neben dem Menschen auch die Umwelt geschädigt wird, interessiert niemanden.
      Was dem Wohl der Spitze eines Konzerns dient, ist meist schlecht für die Belegschaft, und noch schlechter für den Kunden und den Bürger allgemein.

      Die Beispiele könnte man endlos fortsetzen, ich nenne nur Stichwort Strom.

      Gruß
      Bo10a

      Arbeitsbedingungen

      Jeden Vorteil eines fremden Standortes nur auf irrsinnige Arbeitsbedingungen zu schieben, ist sachlich nicht richtig.

      Ich habe mir eben den Morgenpost-Artikel zu den Tomaten-Sklaven vollständig durchgelesen. Man sollte nicht allen Ernstes jede Form wirtschaftlicher Vorteilssuche gleich undifferenziert in die Nähe krimineller Machenschaften rücken und eindeutig als kriminelle Exzesse erkennbare Arbeitsweisen beliebig auf alle Vorgänge in der Wirtschaft verallgemeinern.

      Einige sogenannte "Standards" müssen in Deutschland umgehend auf das nötige Mindestmaß zurückgeführt werden, da sie einem geordneten Ablauf der Produktion entgegen stehen, wie z. B. überbordende Eingriffsmöglichkeiten Dritter in sachlich erforderliche Organisationsstrukturen, seien es staatliche oder halbstaatliche Bürokratien oder diverse Vertretungen organisierter Partikular-Interessen.

      An anderen Stellen, wie z. B. der Anzahl und Schwere von Gesundheitsbeeinträchtigungen durch die Arbeit wurde in Deutschland in den meisten Betrieben geradezu Vorbildliches geleistet. Auch wird eher seltener auf eine pure Erhöhung der Arbeitsintensität abgestellt, sondern auf flexiblere Arbeitsformen. Da ist nicht jede Veränderung per se für die Arbeitnehmer schlecht, sondern es gibt auch viele Win-Win-Situationen. Vieles wird erst dadurch künstlich in einen negativen Kontext gezogen, daß es die Chefs organisierter Wichtigtuerei mit ihren persönlichen Interessen dienenden Polemiken zerredet haben.

      Zu den Bergwerkstoten in China kann ebenso festgestellt werden, daß deutscher Kapitalexport für neue technische Ausrüstungen die Arbeitsbedingungen und die Sicherheit schon an einigen Orten sehr verbessert hat und die chinesischen Bergleute damit sehr zufrieden sind und auf weitere ganz und gar kapitalistisch organisierte Zusammenarbeit mit Deutschland hoffen. Die Beschäftigten bei den deutschen Lieferanten sehen das bestimmt genauso.

      So geht Win-Win und das ist der tiefere Sinn globaler Zusammenarbeit. Es muß nicht aus Prinzip alles immer gleich in den Dreck gezogen werden.
      Bezogen auf die Effizienz-Kennzahl Stückkosten werden einfache Tätigkeiten in China in der Tat oft besser ausgeführt.

      Möglicherweise aus europäischer Sicht schlechte Arbeitsbedingungen sind subjektiv für die Betroffenen gegenüber ihrer vorherigen Tätigkeit in der Regel trotzdem ein Fortschritt.

      Momentan noch vorhandene Exzesse werden mit der weiteren Industrialisierung Chinas abgebaut werden. Das kann man am besten an Korea erkennen, wo ein Regierungsmitglied vor etwa 30 Jahren sinngemäß sagte, daß man zum Aufrechterhalten des Wachstums eine Generation von Beschäftigten verschleißen müßte. Das ist zwar weder für die Beschäftigten noch für die Konkurrenten im Westen angenehm, aber es hat Korea zu den Industrienationen aufschließen lassen und von Billig-Standort ist Korea heute auch einigermaßen weit entfernt. Auch Malaysia nimmt schon seit Jahren keine Primitiv-Produktionen mehr auf. Es hat also auch eine klare Entwicklung zum Vorteil der Beschäftigten gegeben.

      Wie soll denn der Ausgleichsvorgang zwischen unterschiedlich weit entwickelten Volkswirtschaften ablaufen? Ja wohl nicht, indem man ihn verhindert.

      In wenigen Jahrzehnten werden sich auch die Lebensbedingungen und Löhne in China zu höheren Standards hin angleichen. Unter dem Aspekt ist es besonders wichtig, schon heute dort in der sich stürmisch entwickelnden Volkswirtschaft Fuß zu fassen.

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      Original von Xenia
      Bezüglich der sinnvollen Verlagerung manuell sehr aufwendiger Tätigkeiten, ist die Auslagerung nach China sehr effizient.

      Wenn man Menschen unter schlechtesten Bedingungen arbeiten lässt, dann sagt der Ökonom: "Das ist effizient."

      ?(


      diese tätigkeiten müssen ja nicht zwangsläufig unter menschenverachtenden bedingungen durchgeführt werden... so lange gewisse standards erfüllt werden, kann eine verlagerung solcher tätigkeiten durchaus richtig sein.

      gruß
      Bezüglich der sinnvollen Verlagerung manuell sehr aufwendiger Tätigkeiten, ist die Auslagerung nach China sehr effizient.

      Wenn man Menschen unter schlechtesten Bedingungen arbeiten lässt, dann sagt der Ökonom: "Das ist effizient."

      ?(

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von „Xenia“ ()

      RE: Betriebs- und volkswirtschaftliche Betrachtungen

      @ Schuni, amazon95

      Ich bezog mich bei der Effizienz nicht auf die effizienten Märkte, sondern auf die betriebswirtschaftliche Effizienz als Maßzahl für eine Rationalisierungsmaßnahme.

      Bezüglich offener, effizienter Märkte ist China nahe am worst case, bezüglich der sinnvollen Verlagerung manuell sehr aufwendiger Tätigkeiten, ist die Auslagerung nach China sehr effizient.

      @Schuni

      Sonst meine Zustimmung für die ausgewogene Meinung.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „xyxyber“ ()

      RE: Betriebs- und volkswirtschaftliche Betrachtungen

      so dann will ich auch mal meinen senf dazugeben ;)

      die ganze diskussion ist ja inzwischen sehr weit gefächert, daher werde ich nur auf einige punkte eingehen....


      zum thema effizienz der märkte:

      hier hat xyxyber die märkte in amerika und asien (speziell china) als effizient bezeichnet. dem muss ich leider widersprechen, denn diese märkte haben mit effizienz in der weltwirtschaft nicht viel zu tun. beide werden meiner meinung nach sehr protektionistisch gesteuert.

      die usa (auch wenn sie sich "offiziell" um den freihandel bemühen) droht, sobald ihnen irgendwas nicht in den kram passt, mit irgenwelchen handelskriegen. weiterhin verlangt es von ausländischen unternehmen die den dortigen markt erschließen wollen, dort auch zu fertigen. und über die auftragserteilung der regierung möchte ich garnicht erst sprechen. das beste beispiel hierfür waren die ausschreibungen für den "wiederaufbau" des irak. sobald ein unternehmen aus einem land kam, dass gegen diesen krieg war, hatte es keine chancen mehr auf einen direkten auftrag.. (außerdem mussten ja auch die wahlkampfspender von bush erstmal mit milliardenaufträgen überhäuft werden ;))

      kommen wir nun zu china und das ist ja nun ein starkes stück, die als effizient zu bezeichnen.... wenn du ein auto nach china importieren willst, dann darfst du erstmal mehr als 100% an einfuhrzoll zahlen, hmm ob das als sehr effizient im bereich der makroökonomie bezeichnet werden kann? wenn du deine produkte dort fertigen willst und sie verkaufen willst, dann musst du ein joint venture mit einem dort ansässigen unternehmen gründen und dieses somit an deinem know how und profit beteiligen, find ich schonmal nich effizient.... und wenns richtig hart kommt, dann erscheint nach einem halben jahr ein gleich aussehendes produkt auf dem markt und rate wer es fertigt? genau, dein edler joint venture partner in einem seiner anderen werke. gehst du zur polizei und zeigst ihn an, dann lächeln die freundlichen herren dich an und zucken mit der schulter: "nix verstehen...." ist das effizient?

      fazit: von effizienten weltmärkten halten diese global player in wirklichkeit nichts, außer es kommt ihnen zu gute. es erscheint mir eher so also die europäer den freien welthandel (eine grundvoraussetzung für effiziente märkte) am ehesten wollen. obwohl sie mit den agrarsubventionen und den daraus resultierenden folgen für afrika auch mächtig dreck am stecken haben....


      kommen wir zu den managergehältern:

      von mir aus können manager zig millionen verdienen, es ist mir sch.... egal.

      ABER dafür müssen sie auch leistung bringen. das haben die manager in dem genannten fall (siemens) aber nicht erbracht. denn es waren keine überkapazitäten, die die handysparte in not gebracht haben. es waren irgendwelche dilettantischen manager die keine ahnung von nichts haben... das problem in der handysparte entstand, weil neue trends verpennt und strategische fehlentscheidungen getroffen wurden. es kann gut möglich sein, dass die sparte dadurch wirklich zugemacht werden musste und ein arbeitsplatzabbau unumgänglich war. ABER dass die selben leute sich dafür dann auch noch mit ner fetten gehaltserhöhung belohnen, ist einfach nicht in ordnung!!! das ist genauso, als würde ein chirurg bei der amputation eines fingers nen riesen fehler machen, weshalb auf einmal die ganze hand ab muss und verlangt deshalb auf einmal mehr geld, war halt auch mehr arbeit.......

      btw: in meinem studium habe ich mal gelehrnt, jede unternehmenskrise ist die folge einer strategischen krise. nun ratet mal wer für die strategie in einem unternehmen verantwortlich ist?

      und deshalb finde ich es einfach nicht in ordnung, wenn dass management sich die gehälter erhöht und gleichzeitig zig leute entlässt, weil es dem unternehmen ja so schlecht geht. und das ist in den letzten jahren immer wieder vorgekommen...

      so und nun zur verteilung des geldes:

      vom prinzip her ist die mir auch mehr oder minder egal. leute die viel leisten und investieren sollen auch dafür belohnt werden. jedoch sollte schon darauf geachtet werden, dass die menschen, die auf den unteren stufen diese leistungen erst möglich machen, auch leben können. und das ist immer weniger der fall. das phänomen des "working poor" tritt auch in unserer gesellschaft immer stärker auf... und da sind dann auch die großen konzerne gefragt, denn sie nutzen das (noch) politisch stabile klima, die infrastruktur, die arbeitskraft und bildung der leute. und da müssen auch sie ihren teil dazugeben und nicht in D zinsverluste anhäufen und im ausland die gewinne versteuern.... aber das hat auch was mit der gesetzgebung zu tun....

      meiner meinung nach sind die konzerne und ihr management jedoch nicht die einzigen schuldigen an der misere in D. da sollte sich jede gruppe, ob politiker, konsumenten etc. ebenfalls an die eigene nase packen. aber das würde jetzt zu weit führen ;)


      gruß

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von „Schuni“ ()

      RE: Betriebs- und volkswirtschaftliche Betrachtungen

      Es gibt ein hervorragendes Buch über Szenarien und Gestaltungsmöglichkeiten für zukünftige Finanzmärkte - so auch der Untertitel des Buches "So werden wir wirtschaften" von Stefan Brunnhuber und Harald Klimenta.
      Um die Autoren hat sich eine international und interdisziplinär besetzte Expertengruppe der Europäischen Akademie und Künste (EASA) gebildet, die versucht haben, der Beziehung zwischen Finanzmärkten und gesellschaftlicher Nachhaltigkeit nachzugehen.
      Die EASA besteht aus 1300 Mitgliedern, darunter 15 Nobelpreisträger.

      In diesem Buch werden sehr differenziert völlig jenseits von linkem Globalisierungsgegner-Gedanken und engstirnigem, verknöchertem Uni-Mainsstreamdenken sechs verschiedene mögliche Szenarien für die Zukunft vorgestellt, z.B. Szenario 1 wäre die Welt der Konzerne, Szenario 5 nachhaltiges Wachstum, Szenario 6 Entglobalisierung.

      Ich kann dieses Buch allen sehr empfehlen, die sich für unsere Volkswirtschaften und Gesellschaften der Zukunft näher interessieren.

      Übrigens ist in dem Buch das Büro der EASA angegeben, es liegt witzigerweise im Kärtner Ring 14/4 in Wien.

      Es kommt offensichtlich eine Menge Gutes aus Wien und Österreich! :)

      Gruß
      Bo10a

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Bo10a“ ()

      RE: Betriebs- und volkswirtschaftliche Betrachtungen

      Von den volkswirtschaftlichen Büchern gefallen mir als leicht lesbare Einführungen am besten:
      Mankiw: Grundzüge der Volkswirtschaftslehre und Samuelson; Nordhaus: Volkswirtschaftslehre.
      Zum ersten gab es noch eine CD, die nur 22 DM (glaube ich) kostete, die die Diagramme als PowerPoint-Präsi enthielt.

      Das sind beides Klassiker, mit denen man kaum etwas verkehrt machen kann.

      Diese Bücher sind zwar für das volkswirtschaftliche Verständnis gut und lesenswert, werden einem beim Traden aber annähernd gar nicht helfen.

      Ein ganz locker zu lesendes Buch mit deutlich mehr Börsenbezug ist:
      Navarro: Wenn es in Brasilien regnet, investieren Sie in Starbucks-Aktien!

      RE: Rationalisierung ist richtig

      chatterhand stellt schon die wichtige, fast alles entscheidende, Frage nach einer angemessenen Verteilung:

      Original von chatterhand

      Die Basis eines funktionierenden Gemeinwesens ist immer zu allererst eine objektiv richtig funktionierende und damit auch gute Gewinne abwerfende Wirtschaft.
      ...
      Und wie soll das im Turbokapitalismus vernünftig verteilt werden?

      Darauf gilt es ständig neu eine für die Gesellschaft als Ganzes tragfähige Antwort zu finden, in der kaum jemand Patent-Lösungen anbieten kann.

      Nun habe ich zwar einige, schon als "liberalextremistisch" bezeichnete, Steilvorlagen geliefert, die sich vordergründig so anhören könnten, als ob alles im heutigen Wirtschaftssystem unabänderlich gut wäre und damit alle Probleme der Menschheit gelöst wären. Das ist doch offenbar für jedermann leicht erkennbar nicht der Fall.

      Aber welcher alternative Verteilungsmechanismus, der auch durchsetzbar und von Dauer sein kann, wird denn vorgeschlagen, sowohl für die Verteilung zwischen "Oben" und "Unten" als auch für "Nord" und "Süd" sowie "Ost" und "West"?

      Selbst, wenn man nicht alle neoliberalen Positionen der heutigen Volkswirtschaftslehre teilen muß, da dort unter vielerlei komplexen mathematischen Modellen aus dem ungleich verteilten Eigentum herrührende Ungerechtigkeiten rational gut verpackt aufbereitet werden, steht eins einigermaßen sicher fest: Man hat nur die Wahl zwischen einem ziemlich großen Kuchen, der aber sehr ungleichmäßig verteilt wird oder gleichmäßiger Verteilung eines dann allerdings viel kleineren Kuchens.

      Die allen Volkswirten sehr gut bekannte Schwierigkeit ist, daß die zwei in hinreichendem Einklang für den Fortbestand einer Gesellschaft nötigen Gesellschaftsziele Effizienz und Gerechtigkeit sehr unterschiedlich zu quantifizieren sind.

      Effizienz kann recht leicht an der Ausbringung einer bestimmten Produktmenge in einem Zeitraum gemessen werden, währenddessen Gerechtigkeit schon bei einfachsten Fragen schwierige qualitative Probleme aufwirft, die nicht an einfachen Zahlen festgemacht werden können, am Ende einer Verteilung aber gerade einfache Zahlen stehen müssen. Das gilt übrigens nicht nur bei den obigen Fragen, sondern auch bei der Verteilung zwischen Alt und Jung, Stadt und Land, öffentlichem und privaten Sektor, staatlicher Lenkung und individueller Gestaltungsfreiheit und Unmengen anderer Fragen.

      Die im Kapitalismus erzielten Erfolge bei der Schaffung materiellen Wohlstands sind so groß, daß schon nach etwa einer Generation der ehemalige Luxus der Reichen Allgemeingut der breiten Masse wird. Auch wenn dabei der soziale Abstand gemessen an der Kontogröße höher ist als jemals zuvor, sind doch die rechtliche Gleichheit der Bürger, ihr absoluter materieller Wohlstand und ihre persönlichen ökonomischen Entfaltungsmöglichkeiten (auch unabhängig von der Ausgangsposition) ebenfalls höher als jemals zuvor.

      Alle Gesellschaften, die auf eine stärkere Gleichheit des relativen Eigentums ihrer Mitglieder als Gesellschaftsziel abstellten, sind bisher ökonomisch so stark zurückgefallen, daß schon nach einigen Jahrzehnten gegenüber "ungerecht" verteilenden Gesellschaften ein so gravierender Rückstand im absoluten Eigentum entstand, der als relative Armut der breiten Bevölkerung zu bezeichnen war.

      Eine umsetzbare und nutzbringende Antwort auf jede Verteilungsfrage ist also weit schwieriger als das schnelle Herausholen der Verbalkeule oder die Flucht in subjektiv angenehm erscheinende Sozialromantik.

      Trader nehmen übrigens an der Umbewertung und Umverteilung zwischen den verschiedensten Wirtschaftssubjekten aus höchst eigennützigen Motiven teil und üben über ihren Einfluß bei der Preisfindung auch Einfluß auf Dritte (also außer dem unmittelbaren Gewinner und Verlierer der Transaktion) aus. Daher nehmen sie in der Diskussion aus meiner Sicht auch eher den Part der Sachkunde als der moralischen Überlegenheit ein.