Warum keine Kinder ?

      Dass Deine Tochter eher ein engeres Verhältnis zu Deinem Mann hat ist glaube ich in dem Alter ziemlich normal (ist bereist von Freud schon beschrieben worden).
      Eine Empfehlung in Deiner Situation auszusprechen ist immer schwierig weil man dann u.U. völlig aneinander vorbeiredet.
      Aber ich denke Du solltest Dir eins zu Herzen nehmen:
      Du kannst als Mutter niemals die beste Freundin Deiner Tochter sein!!!
      Sie kann dann nicht gegen Dich rebellieren und das ist gerade in dem Alter extrem wichtig. Ich kann Dir in dieser Situation nur ganz viel Kraft, Geduld und vor allem Ausdauer wünschen und hoffen, dass Du diesen "Kampf" heil überstehst (ich habe bewusst nicht geschrieben gewinnen, da gibt es keinen Gewinner beide Seiten müssen Federn lassen).
      Kopf hoch Mary!!! In zwei Jahren sieht es wieder ganz anders aus!
      Lieber eine halbe Stunde am Tag über Geld nachdenken, als den ganzen Tag dafür zu arbeiten....http://drehwurm.net/
      Ich finde das gar nicht so tragisch. Mit 17 war ich genauso. Sehr frech, rücksichtlos und rebellisch. Eltern oder Familie ? Kein Interesse. Freunde sind da auf alle Fälle wichtiger.

      Sei froh, dass sie keine Drogen nimmt oder dass die Schule unter der Pubertät nicht (zu sehr) leidet. Das ist das wichtigste. Bei uns im Bekanntenkreis sieht es ganz anders aus. Mit 13/14 Jahren fängts an, der Junge sehr wohlbehütet aufgewachsen...und jetzt raucht er, trinkt er, raucht ab und zu Hasch. Zweimal hintereinander sitzengeblieben (das scheint ihn nicht mal sonderlich zu jucken ?() Die Eltern gucken nur hilflos zu.

      Mütter und Töchter, die knallen irgendwann mal aneinander. Aber danach raufen sie sich auch wieder zusammen. Das braucht halt seine Zeit. Dass dein Mann ein gutes Verhältnis zu deiner Tochter hat, ist doch schon sehr viel Wert. Irgendwann wirds mit euch auch wieder. Bestimmt. Spätestens wenn sie 18 wird und den Führerschein hat, sind die Eltern (sofern mit KFZ ausgestattet) wieder sehr aktuell ;)

      Kopf hoch :)
      @ mary
      da steht mir ja möglicherweiße noch einiges bevor,bei meiner geht es jetzt
      auch schon los und sie ist erst 12, zwar noch nicht mit dem fort gehen aber, die
      art der wortwahl, oder des agressionszustandes läßt schon einiges erahnen.
      kann mich da mit vielen situatioinen identifizieren, ist und wird noch eine sehr schwierige zeit, aber immer wieder schön zu höhren, das man nicht allein ist,
      denn wir haben auch schon an unserer erziehung gezweifelt verwöhnt ohne
      ende , ich zweifle bald daran zu glauben, das daß das maas der dinge sein soll,
      die kinder von allen fern zu halten, was ihnen irgend wie unangenehm sein könnte sie machen dann eben gewisse erfahrungen erst später und dann vieleicht sogar ein bisschen zu spät.
      mfg dobi
      mfg dobi
      Es gibt Berge, über die man hinüber muß ,sonst geht der Weg nicht weiter
      Danke für eure Antworten. Manches ist von beiden Seiten richtig schief gelaufen und unsere Fronten sind wirklich verhärtet. Mein Mann versucht ja immer zu schlichten (die zwei haben ein recht gutes Verhältnis zueinander)
      aber letzte Woche hat er auch gesagt -" Jetzt habe ich echt die Schnauze voll " - da ist er mitten in der Nacht losgefahren (3.00 Uhr morgens unter der Woche) und hat sie erst per handy gesucht (natürlich aus) und hat dann gewisse adressen abgeklappert. (ausgemacht war 24.00 Uhr)

      Wenn 17jährige Kinder nur noch zum Kleiderwechseln und vielleicht zum Essen nach Hause kommen, ist es auch nur ein Abnabelungsprozeß oder ist es wirklich eine Beziehungskrise ? Und warum diese gnadenlose Rücksichtslosigkeit - ein Verhalten, welches unsere Kinder nie so kennengelernt haben - im Gegenteil man nahm immer totale Rücksicht auf die Kinder. Ich hätte nie gedacht, daß ich einmal in so eine Erziehungskrise gerate.

      Mary
      Original von MaryMärz
      @monopoly

      es stimmt schon was du schreibst, es gibt viele verlorene Kinder und unglückliche Kinder.

      Mein Problem ist ein anderes - meine Tochter war und ist ein Wunschkind, und wir Eltern haben sie furchtbar verwöhnt - und jetzt bekommen wir täglich die Quittung in vielerlei Form - sobald wir eine klitzekleine Anforderung an sie stellen ist die junge Dame ungehalten, sie reagiert so als würden wir sie ins Bergwerk zur Kinderarbeit stecken - sie ist letzten Monat 17 Jahre alt geworden und meint nun erwachsen zu sein, wir die Eltern sind nicht die Durchblicker und hätten an ihr alles falsch gemacht, selbst der Geburtsmonat ist falsch, da sind ihre Freunde immer auf großer Fahrt und der Geburtstag muß immer verspätet gefeiert werden.

      Es gibt Momente da weiß nicht soll ich weinen oder lachen. Als sie klein war war sie so lebensfroh und fröhlich, und heute nur mißmutig, schlecht gelaunt und sonst was - ich hoffe irgendwann ist diese Phase auch vorbei - kostet uns alle momentan ein Haufen Nervenkraft. Ach ja und richtig sprechen kann man mit ihr auch nicht, sie ist immer mit ihren Freunden unterwegs - zu denen muß sie wohl ausgesprochen nett sein.......... In einer schwachen Stunde habe ich mal in ihrem Zimmer nach Drogen gesucht, aber nichts gefunden - auf solche Ideen kommt man dann.
      Mary


      Früher hat man das auch Pubertät genannt, in meinem Bekanntenkreis hat sich das ähnlich in mehreren Fällen zugetragen. Da ging es gut und nach einiger Zeit kamen die Kids wieder zu Vernunft. Jetzt fängt grad die nächst an, allerdings schon mit 14...
      Ich kann Dich gut verstehen, da macht man sich seine Sorgen und es ist wahnsinnig stressig. Ich weiss aber nicht ob es durch "nicht verwöhnen" besser wäre? monopoly geb ich völlig recht: "versuch ruhig und gelassen zu werden, geduldig und verständnisbereit. versuch ihr ein zufluchtsort zu sein, wohin sie sich anvertrauen kann , wenn es probleme in ihrer clique gibt.".
      Vertrauen ist in so einer schwierigen Phase sehr wichtig und da musst Du mit so Dingen wie "Zimmer durchsuchen", auch wenn ich das voll nachvollziehen kann, wahnsinnig aufpassen, wenn das Deine Tochter merkt, dürfte so ein Vertrauensbruch harte Fronten geben.

      Viele Grüße
      ktrade
      Original von MaryMärz
      @monopoly

      Mein Problem ist ein anderes - meine Tochter war und ist ein Wunschkind, und wir Eltern haben sie furchtbar verwöhnt - und jetzt bekommen wir täglich die Quittung in vielerlei Form - sobald wir eine klitzekleine Anforderung an sie stellen ist die junge Dame ungehalten, sie reagiert so als würden wir sie ins Bergwerk zur Kinderarbeit stecken - sie ist letzten Monat 17 Jahre alt geworden und meint nun erwachsen zu sein, wir die Eltern sind nicht die Durchblicker und hätten an ihr alles falsch gemacht, selbst der Geburtsmonat ist falsch, da sind ihre Freunde immer auf großer Fahrt und der Geburtstag muß immer verspätet gefeiert werden.

      Es gibt Momente da weiß nicht soll ich weinen oder lachen. Als sie klein war war sie so lebensfroh und fröhlich, und heute nur mißmutig, schlecht gelaunt und sonst was - ich hoffe irgendwann ist diese Phase auch vorbei - kostet uns alle momentan ein Haufen Nervenkraft. Ach ja und richtig sprechen kann man mit ihr auch nicht, sie ist immer mit ihren Freunden unterwegs - zu denen muß sie wohl ausgesprochen nett sein.......... In einer schwachen Stunde habe ich mal in ihrem Zimmer nach Drogen gesucht, aber nichts gefunden - auf solche Ideen kommt man dann.
      Mary


      mary, ich hab , weil ich mich für psychologie interessiere schon viel zu dieser situation gehört/gelesen/gesehen, ich würde diese probleme die du schilderst als nicht selten bezeichnen,glaube nicht dass sie so eindeutig auf das verwöhnen zurückzuführen sind, zum einen ist es eine fast schon übliche abgrenzungsphase einer jungen frau von ihrer mutter,dazu kommt der heutzutage stärkere (durch die umwelt ,medien... ) druck, schneller erwachsen sein zu sollen,(d.h. was in deren sinne unter modern erwachsen zu verstehen sei=konsumgeil.markenklamotten.....eben hipp,trendy,stylie), und die clique (die heutzutage einen mächtigen einfluss hat, gerade in unsicheren zeiten und schlechten perspektiven) tut ihr übriges dazu. wir oldies verstehen da oft nur bahnhof. mach dir bitte keine vorwürfe du hättest sie verhätschelt, sie hätte die jetzige phase sowieso durchlaufen, denn dies ist heutzutage schon normalfall. auf keinen fall solltest du deine tochter ignorieren, ablehnen, oder agressiv werden, da du ihr damit deine liebe entziehst, dein verständnis. denn wenn du dadurch ihr vertrauen verlierst, wird sie sich mehr und mehr verschliessen. Am besten wäre wenn du versuchst ruhig und gelassen zu werden, geduldig und verständnisbereit. versuch ihr ein zufluchtsort zu sein, wohin sie sich anvertrauen kann , wenn es probleme in ihrer clique gibt. wenn sie sich nicht von selbst öffnet, dann hab geduld bis sie soviel vertrauen hat, und dir von selbst von problemen mit ihren freunden erzählt, aber versuch ihr nicht ihre freunde auszureden, denn sie hat diese frei gewählt weil sie dort positives gefunden hat,unter gleichaltrigen,gleichgesinnten. wenn sie probleme hat mit diesen freunden, dann helf ihr dabei dass sie selbst eine lösung für diese konkreten probleme findet.
      so, schluss für heute(nacht), ich muss in die heiakiste.
      wünsch dir alles gute
      grüße

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von „monopoly“ ()

      @ Mary;

      ich kann Deine Sorgen gut verstehen.

      Sehe und behandele sie wie eine Erwachsene. Nur so kannst Du noch einen gewissen Einfluss auf sie nehmen. Sie wird nur auf Deine Meinung wert legen, wenn sie sich ernst genommen fühlt.

      Das ist natürlich nicht einfach, da Du es natürlich noch mit einer unreifen Persönlichkeit zu tun hast. Lass es sie aber nicht spüren.

      Auf ihre Freunde hört sie und ist zu ihnen auch nett, da sie von ihnen für voll genommen wird. Das ist der Schlüssel, um sie zu erreichen.

      Wenn sie sich z. Zt. in einer schwierigen Phase befindet, so muss das doch nicht so bleiben. War das bei Dir nicht ähnlich, als Du in ihrem Alter warst?

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „chatterhand“ ()

      @monopoly

      es stimmt schon was du schreibst, es gibt viele verlorene Kinder und unglückliche Kinder.

      Mein Problem ist ein anderes - meine Tochter war und ist ein Wunschkind, und wir Eltern haben sie furchtbar verwöhnt - und jetzt bekommen wir täglich die Quittung in vielerlei Form - sobald wir eine klitzekleine Anforderung an sie stellen ist die junge Dame ungehalten, sie reagiert so als würden wir sie ins Bergwerk zur Kinderarbeit stecken - sie ist letzten Monat 17 Jahre alt geworden und meint nun erwachsen zu sein, wir die Eltern sind nicht die Durchblicker und hätten an ihr alles falsch gemacht, selbst der Geburtsmonat ist falsch, da sind ihre Freunde immer auf großer Fahrt und der Geburtstag muß immer verspätet gefeiert werden.

      Es gibt Momente da weiß nicht soll ich weinen oder lachen. Als sie klein war war sie so lebensfroh und fröhlich, und heute nur mißmutig, schlecht gelaunt und sonst was - ich hoffe irgendwann ist diese Phase auch vorbei - kostet uns alle momentan ein Haufen Nervenkraft. Ach ja und richtig sprechen kann man mit ihr auch nicht, sie ist immer mit ihren Freunden unterwegs - zu denen muß sie wohl ausgesprochen nett sein.......... In einer schwachen Stunde habe ich mal in ihrem Zimmer nach Drogen gesucht, aber nichts gefunden - auf solche Ideen kommt man dann.




      Mary
      die kinder sind wenigstens noch sensibel genug die scheisse zu erfühlen in der wir stecken, nicht wie wir stumpfsinnig gewordenen oder auf linie gebrachten erwachsenen. wir ergeben uns diesem von oben gemachten schicksal,spielen schön brav mit, während die kinder sich stumm verweigern, oder agressiv luft machen (leider gegen gleichaltrige,stichwort kinder und jugendkriminalität)
      da gibts nur einen einzigen weg raus, der heisst verständnis haben für dein kind, ihr verhalten ernstnehmen, nicht als marotte abtun, sich mit dem kind solidarisieren, die psyche,das wohlbefinden deines kinds ist wichtiger als die gesellschaft da draussen, denn die society scheisst auf dich, beutet dich aus, verarscht und benutzt dich. die liebe zwischen dir und deinem kind bleibt dauerhaft, vielleicht über den tod hinaus. wenn ich ein kind hätte würd ich mein kind selbst erziehen wollen,sobald ich sehe dass es in der schule leidet, würd ich es aus der schule rausnehmen, evtl. strafen des staates würde ich boykottieren, mich gegen die tyrannei des staates zur wehr setzen.sollte man mich inhaftieren wollen ,deswegen (welch lächerliche witzfigur ist doch ein staat -brd- der sich ermächtigt kinder mit polizeigewalt in eine preuss.schulmisere zu zwingen, in der sich die allmächtigen ministeriellen absahner ihre bequemen hintern auf dem kultussockel hin und herwälzen), schade dass so viele eltern so eine tyrannei mitmachen, anstatt das uralte kindverdummungssystem in grund und boden zu treten, und die herren kultusminister zum teufel zu treiben.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „monopoly“ ()

      RE: Warum keine Kinder ?

      von mir bekommt kein staat der welt ein K.gemacht, dass ist mein aufbegehren gegen bevormundungen,staatliche und gesellschaftliche gängeleien,
      ein kind wird von selbigen unter nützlichkeitsgesichtspunkten bewertet,und neuerdings von immer mehr institutionen propagiert (FERNSEHSENDER;POLITIKER;GESELLSCHAFTSGRUPPEN;.......)
      wenn ich ein kind wäre würde ich meine eltern verfluchen,dass sie mich geboren haben in diese scheiss-brd-realität.dann würd ich in der schule streiken, null reden, und von zu hause abhauen, wenn meine eltern kein verständnis für mich hätten.

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von „monopoly“ ()

      Warum keine Kinder ?

      Familie
      Der verunsicherte Mann
      Von Sandra Kegel


      09. September 2005 Es ist gar nicht so lange her, da zählten Begriffe wie demographischer Wandel zum Fachvokabular von Rentenexperten, Kinderkriegen galt als Privatangelegenheit - und Frauen, die keine hatten, waren irgendwie modern.


      Seit sich jedoch das Wort von der Greisengesellschaft und ihren dramatischen Folgen herumgesprochen hat, treibt die K-Frage - die Frage, warum wir immer weniger Kinder bekommen - die Deutschen um. Unter öffentlichem Rechtfertigungsdruck steht besonders die Frau ohne Kind.

      Man analysiert ihre Ansprüche, untersucht ihre Wertvorstellungen, beleuchtet ihre Lebensentwürfe, ihr postfeministisches Bewußtsein. Der kinderlose Mann hingegen ist in dieser Rechnung der Demoskopen die bislang unbekannte Größe. Über ihn wissen wir fast nichts; und auch nichts über seine Beweggründe, keine Kinder zu wollen.

      Mehr Paare ohne Kinder als Familien

      Jetzt hat zwar eine Allensbach-Untersuchung über die Einstellung junger Männer zur Familie auch nach den Ursachen für die bewußte Kinderlosigkeit gefragt - und von sechzig Prozent der Herren die Antwort erhalten, es seien „andere Gründe” als finanzielle, berufliche oder die ungelöste Situation der Kinderbetreuung . Jedoch hat es das Institut versäumt, bei diesen „anderen” verschwiegenen Gründen nachzuhaken - denn die Zurückhaltung der Männer in der Kinderfrage ist das eigentlich Spannende.

      Es liegt nämlich nicht in erster Linie an den Frauen, daß es in Deutschland seit Mitte der neunziger Jahre mehr Paare ohne Kinder gibt als Familien. Es liegt mindestens so sehr an den Männern. Die Kinderfrage wird fast immer von zweien entschieden. Will einer der beiden nicht mitziehen, findet die Angelegenheit nicht statt.

      Ein Viertel bleibt kinderlos

      Hierzulande bislang praktisch unbekannt ist die Tatsache, daß es heute in allen Altersgruppen der nach 1940 Geborenen deutlich mehr kinderlose Männer gibt als kinderlose Frauen. Wie das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung 2003 in einer Pionierstudie ermittelte, ist zum Beispiel ein Viertel der fünfundvierzig- bis fünfzigjährigen Männer kinderlos, bei den Frauen sind es dagegen nur halb so viele.

      Unter Akademikern ist jeder zweite nach 1965 Geborene noch ohne Nachwuchs, bei den Akademikerinnen hingegen ist es nur jede dritte. Trotzdem stehen stets die kinderlosen Frauen und nie die Männer ohne Kind im Mittelpunkt der Diskussion über den Geburtenrückgang.

      „Gebärstreik”, beklagt die Hamburger Journalistin Meike Dinklage, „dieses Wort kursiert ewig. Zeugungsstreik, davon hat man noch nie etwas gehört.” Von selbst freilich wagt sich der kinderlose Mann, dieses obskure Objekt der Statistik, nur selten aus der Deckung.

      Subtile Mechanismen

      In ihrem aufschlußreichen Buch „Der Zeugungsstreik - Warum die Kinderfrage Männersache ist” hat Meike Dinklage, Jahrgang 1965 und selbst kinderlos, etwas Licht in die dunkle Gefühlslage männlicher Kinderverweigerer gebracht. Sie ist durchs Land gereist und hat Männer zu ihrer Kinderlosigkeit befragt.

      „Wie kann es angehen, daß Kinderlosigkeit bei Frauen nur als biologisch begründete Entbehrungstragödie akzeptiert wird, während der Mann mit der Einsamer-Wolf-Nummer durchkommt?” Ihre Vermutung, daß die Mechanismen der gewollten Kinderlosigkeit bei Männern wesentlich subtiler sind als bei Frauen, bestätigt die Lektüre der aufgezeichneten Gespräche - und läßt einen ratlos zurück.

      Da gibt es freilich die bewußt kinderlos lebenden Männer wie Dietmar Bartz, der in einem „Rechenschaftsbericht” in der „Zeit” forderte, daß „die Wunschlosigkeit in gleichem Maße respektiert wird wie der Wunsch”. Die Kinderfrage, klagt der Autor, habe immer wieder seine Beziehungen zerstört: „Ich kenne das argwöhnische Horchen der Frau auf das Ticken der biologischen Uhr, die Bedrückung über den langsam aufziehenden Großkonflikt, das stille Leiden und die Wutanfälle wegen Schwangerschaftsvorenthaltung” - aber: „Ich kann das Recht am eigenen Kind nicht abgeben.”

      „Ich will vielleicht Kinder”

      Häufiger als diesem Typus des Totalverweigerers begegnete Meike Dinklage jedoch jenen „Später vielleicht”-Männern, bei denen sich die Kinderlosigkeit einfach eingeschlichen hat. Sie hegen keinen gesteigerten Pessimismus gegen die Welt wie noch in den achtziger Jahren, als man die Umweltverschmutzung zur Begründung gegen Nachwuchs bemühte, oder die Folgen der Globalisierung in den Neunzigern. Diese Männer verschleppen die Vaterschaft, schieben den Gedanken auf, sind sich nicht sicher, ob sie wirklich Nachwuchs wollen.

      „Meine Argumente für oder gegen Kinder sind ein amorpher Brei”, sagt etwa der zweiundvierzigjährige Fotograf und Kinderbuchautor Jan Jepsen: „Ich will vielleicht Kinder, aber der Punkt ist: Ich kann mich nicht entscheiden.”

      Auch konkrete Beweggründe werden formuliert, etwa die Angst, das bisherige Leben mit all seinen Möglichkeiten nicht mehr genießen zu können. Er würde sich wohl schwertun damit, „seine Freiheit zu opfern”, fürchtet Jespen: „Man muß viel aufgeben, im Zweifelsfall sich komplett, und an die Stelle der Selbstverwirklichung tritt die des Kindes.” Kinderwagen statt Cabrio - das ist längst nicht mehr selbstverständlich.

      Keine Handhabe gegen latente Verwirrung

      Bundesfamilienministerin Renate Schmidt, die gestern erst einen Bericht über Väter und Väterbilder in Deutschland veröffentlicht hat, vermutet schon seit längerem, daß es am Ende die Männer seien, die bei der Entscheidung für oder gegen ein Kind häufiger den Ausschlag geben. Weil viele Männer nicht zwischen Spaß und Freude unterscheiden könnten - zumindest dann nicht, wenn die Freude Mühe bereite.

      Armin Laschet, der neue CDU-Familienminister von Nordrhein-Westfalen, der sein Ministerium um das hierzulande einzigartige Ressort „Generationen” erweitert hat, zuckt angesichts der diffusen Gefühlslage seiner Geschlechtsgenossen ratlos mit den Schultern. Das sei für die Politik die schwierigste, ja die entmutigendste Situation, so Laschet, weil man dagegen machtlos sei. Für bessere Betreuungsmöglichkeiten kann man sich einsetzen und auch für mehr Kindergeld - gegen latente Verwirrung bis Indifferenz gibt es hingegen keinerlei ministerielle Handhabe.

      Manche Männer können sich Kinder durchaus vorstellen, doch wollen sie sich zuerst wirtschaftlich absichern, ehe sie sich bereit fühlen für Nachwuchs - und schieben den Gedanken wieder beiseite. Studien haben ergeben, daß sich Männer auch in Industriestaaten noch immer als Haupternährer der Familie fühlen, selbst wenn die Partnerin über ein höheres Einkommen verfügt. Für ihr Selbstverständnis scheint es dennoch von Bedeutung, ob sie es sich alleine leisten können, eine Familie zu ernähren.

      Nervige Betüddelungsorgien

      Im Zuge der Frauenbewegung wurde diese klassische Männerrolle entwertet. Die Folgen sind eine Verunsicherung und die Suche nach einem neuen Rollenbild, mit bisweilen tragikomischen Effekten, wie etwa viel zu teuren Autos oder Abenteuerreisen zum Südpol.

      Weil Männer, sagen Psychologen, oft einfach ratlos sind, was Mannsein bedeutet, und daher auch nicht wissen, was Vatersein sein soll. Oder, wie der Kölner Neurologe Alexander Semmler meint: „Mich nerven diese Betüddelungsorgien, die da abgefeiert werden, die Bedingungslosigkeit, mit der man sein Kind in den Mittelpunkt stellt.”

      Während Frauen Monat für Monat an die Möglichkeit einer Schwangerschaft erinnert werden und der biologische Zeitrahmen ihnen zudem klare Grenzen nach hinten setzt, existiert bei Männern keine Grenze zwischen dem Zustand des potentiellen Vaters und dem des Mannes ohne Kind. So bleibt der Mann ohne Kind auch im öffentlichen Bewußtsein einfach ein Mann noch ohne Kind - auch wenn er vierzig oder fünfundvierzig ist.

      Der Unentschiedenheit folgt oft ein Rückzug

      Mit fünfzig gilt er dann als potentieller später Vater. Gelassen kann er seine Unentschiedenheit bis ins hohe Alter pflegen - und darauf spekulieren, daß seine Zeugungskraft dereinst noch so intakt ist wie die von Charlie Chaplin. Frauen über dreißig hingegen kommen auf dem Beziehungsmarkt ganz schlecht an, weil sie, wie es ein spätpubertierender Vierzigjähriger einmal formulierte, diesen Ich-will-ein-Kind-Blick haben.

      Daß die Ehe mithin keine Kinder mehr voraussetzt und, seit es die Empfängnisverhütung gibt, auch kein biologisches Gesetz Männer mehr in die Vaterschaft zwingt, ist da Fluch und Segen zugleich. Weil das Vatersein nicht mehr vom Schicksal abhängt, sondern man sich frei dafür entscheiden muß, steht plötzlich alles auf dem Prüfstein: die finanzielle Basis, die Beziehung der Partner untereinander, die Wünsche und Perspektiven, die man mit Kindern verbindet - oder eben ohne.

      Manche Männer, die Meike Dinklage interviewt hat, hoffen paradoxerweise, daß das Schicksal sie von der Last der Entscheidung befreit, und sei es eine dea ex machina, die sie mit einer Schwangerschaft vor vollendete Tatsachen stellt. Gleichzeitig ist es eine Tatsache, daß die Hälfte der ledigen Alleinerziehenden von ihrem Partner während der Schwangerschaft verlassen wurde - der latenten Unentschiedenheit folgt also oft der überstürzte Rückzug.

      Der Hugh-Grant-Komplex

      Es gibt natürlich auch Männer, die von ihrer Familie verlassen wurden; Männer, die irgendwann keine Kinder mehr zeugen können; es gibt Männer, die keine Frau finden oder die gar nicht wissen, daß sie längst Vater sind. Einer überwiegenden Mehrheit von Kinderlosen jedoch scheinen die neuen Freiheiten unserer multioptionalen Gesellschaft, in der Kinder eben keine Selbstverständlichkeit mehr sind, zu schaffen zu machen.

      Für das Phänomen des überforderten Mannes, dem es nicht mehr gelingt, sich aus eigener Kraft festzulegen, hat man den Begriff „Hugh-Grant-Komplex” kreiert. Tatsächlich versteht sich der britische Schauspieler, dieser Bub jenseits der Vierzig, wie kein anderer im Film und im wirklichen Leben auf die „Grundsätzlich sage ich nicht nein”-Diplomatie. Was sich darin manifestiert, eine trotzig zur Schau gestellte Kindsköpfigkeit, eine Unsicherheit sich selbst und dem Leben gegenüber, wurde durch Hugh Grant geradezu salonfähig.

      Liz Hurley, die ehemalige Freundin des Schauspielers, hat mittlerweile von einem anderen Mann ein Kind bekommen. Und Hugh Grant betont neuerdings in Interviews, daß er sich eine Freundin wünscht - „gern auch mit Kind”. Manchmal schafft das Leben dann doch seine eigenen Realitäten.


      Text: F.A.Z., 09.09.2005
      Bildmaterial: picture-alliance / dpa