Böse Börse ???

      RE: Böse Börse ???

      Diese Darlegungen ist volkswirtschaftlich nicht stichhaltig. An der Börse werden keine materiellen Werte geschaffen, sondern finanzielle Umbewertungen und Umverteilungen vorgenommen, ohne daß sich das Equivalent an materiellen Gütern, die zum Verbrauch stehen, verändert.

      Die Produktion materieller Güter erfordert menschliche Arbeitsleistung und die derzeitigen Probleme in den europäischen Volkswirtschaften haben ihren Ursprung nicht in zuwenig Arbeit, sondern in zuwenig Arbeit zu konkurrenzfähigen Bedingungen. Diese Ursache gilt es zu beseitigen und nicht Lösungen in einer Sphäre zu suchen, wo sie offenkundig nicht herkommen können.

      RE: Böse Börse ???

      Tschuldige, dass ich nicht inhaltlich antworte. Aber man kann Artikel auch formatieren und damit lesbarer gestalten 8)
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      - Larry Hite -

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      - einer, der Bescheid weiß -

      Böse Börse ???

      aus dem JUNI TREND von Thomas MARTINEK

      Trotz Aktien-Crash, Hypo-Alpe Adria-Debakel und Bawag-Skandal :
      Nur der Kapitalmarkt kann den Arbeitsmarkt entlasten. Natürlich ist es ein Treppenwitz der Geschichte, das gerade der Bawag-Skandal zeigt, wie wichtig der Kapitalmarkt für uns geworden ist. Aber das was der Bank der Arbeiter und Gewerkschaftsmitglieder widerfahren ist, darunter leidet eine immer größere Zahl von Menschen: In unserem unmittelbaren Lebensumfeld geht die Arbeit aus. Weil man aber Verpflichtungen hat, sich nicht einschränken möchte, muß man eben zu anderen Einahmequellen greifen. Konkret im Fall der Bawag: Leistungen, die deutlich günstiger als jene der Konkurrenz waren, also niedrige Konditionen für Betriebsratskredite oder höhere Zinsen für Sparbücher mussten erst ermöglicht werden. Sprich: Das Geld dafür musste verdient werden. Und weil dies für die Bawag in dem für Banken damals und derzeit üblichen Bereich –im Ostgeschäft- nicht möglich war, wurden eben die bekannten Finanztransaktionen dazu eingesetzt. Unangenehmer Weise geht den Bewohnern sämtlicher Volkswirtschaften Mitteleuropas ähnlich – wenn auch aus anderen Gründen. Auf herkömmliche Art alleine – nämlich durch Arbeit respektive daraus resultierender Transferleistungen an sozial Schwächere beziehungsweise Pensionisten – kann das Wohlstandsniveau nicht mehr aufrecht erhalten werden. Bleibt also die Börse. Blanker Zynismus? Anbetung des neoliberalen Finanzkapitalismus? Nicht unbedingt. Sondern der Versuch eines nüchternen Umgangs mit der Realität. Natürlich kann der Kapitalmarkt den Arbeitsmarkt nicht ersetzen. Aber er wird wohl oder übel Einkommensmöglichkeiten teilweise, mehr als bislang, substituieren müssen. Oder woher sollen sie kommen, wenn trotz anhaltenden Wirtschaftswachstums, trotz Meldungen vom „Aufschwung in Europa“ die Arbeitslosenzahlen konstant schlecht bleiben? Also, Arbeitslose mit ihrer Stütze zum Zocken an der Börse verleiten? Und das kurz nach einem schwarzen Montag, an dem allein an der Börse Wien über sieben Milliarden Euro – theoretisch – vernichtet worden sind? Bevor die wachsende Bereitschaft der Österreicher, in Aktien zu investieren, gleich wieder fällt, sollte überlegt werden: Was ist wirklich so schlecht an Kapitalmarktgeschäften? Nichts – solange man weiß, worauf man sich einläßt. Natürlich hat sich abseits des klassischen Aktien- und Anleihenmarktes ein Bereich entwickelt, der genau so faszinierend wie gefährlich ist: der Handel mit Finanzderivaten, Put-und Call-Optinonen Spot und Termingeschäften. Finanzkonstruktionen, die im wesentlichen nichts anderes darstellen als das Recht, ein bestimmtes Gut innerhalb einer bestimmten Frist kaufen oder verkaufen zu können. Anders ausgedrückt: Wetten auf das Eintreffen einer Situation. Ein genau so hochriskantes wie – eben beim Eintreffen dieser Situation – hochprofitables Geschäft. Mittlerweile wird damit weltweit der unfassbare Betrag von knapp 330.000 Milliarden Dollar umgesetzt. Zur Verdeutlichung: Das ist das Zehnfache des Bruttoinlandsprodukts aller Industrieländer. Und in diesem Milliardenmeer hat beispielsweise nicht nur die Bawag 3,5 Milliarden, sondern auch die Hypo Alpe-Adria rund hundert Millionen versenkt. Nur: Selbst deshalb sind auch diese Geschäfte noch lange nicht schlecht. Bei den erwähnten Institutionen wurden sie nur einfach außerhalb der aktien- und gesellschaftsrechtlichen vorgesehenen Absicherungs-Informationsbestimmungen an die Kontrollgremien vorgenommen. Heißt dort wurde entweder extrem fahrlässig oder sogar kriminell gehandelt. Woraus abzuleiten ist, was Derivatege schäfte jedenfalls definitiv nicht sind: etwas für unerfahrene Hobbyspekulanten. Dennoch ist in einer Zeit, in der die Möglichkeit, Arbeitseinkommen zu erlangen, immer schwieriger wird – einfach weil die Arbeit durch Rationalisierungsmaßnahmen oder Strukturwandel tendenziell weniger wird – arbeitsloses Einkommen aus Kapitalerträgen eine sinnvolle Alternative; zur Aufrechterhaltung unseres Wohlstandsniveaus wahrscheinlich sogar eine Notwendigkeit. Der langjährige Aufwärtstrend an der Wiener Börse hat bereits viele Anleger davon überzeugt. Der dramatische Kurseinbruch und die horrenden Spekulationsverluste haben natürlich zur Verunsicherung geführt – aber eines gezeigt: Je besser der Informationsstand über das Wirtschaftsgeschehen ist, desto eher können das Risiko gering und die Erträge hoch gehalten werden.