Betriebs- und volkswirtschaftliche Betrachtungen

      Ich kann mich noch gut an eine Aussage von Schwesterwelle erinnern (die einzige die ich von ihm kenne). Darin spricht er auch von "spätrömischer Dekadenz" in unserer Gesellschaft. Das Hyperventillieren des Mainstreams zeigt mir, das da ein Nerv getroffen wurde.
      Gruss Shakesbier
      Two Bier or not two Bier (Shakesbier) :D

      pips schrieb:

      Einen Sinnerhält das alles nur, wenn es um das Ziel geht, die Euro-Zone auch in Konkurrenz zu
      Indien und China »international wettbewerbsfähig« zu machen, was freilich hieße, sie
      insbesondere hinsichtlich der Lebens- und Arbeitsverhältnisse auf ein entsprechendes Niveau zu bringen.
      In Griechenland wird gerade vorgemacht, was das bedeutet."


      Die Brasilianisierung schreitet zügig voran, es ist meines Erachtens vollkommen illusorisch zu glauben, dass der relative Wohlstand, in dem wir leben, ewig andauern wird. Jede Hochkultur ist am Ende an ihrer Dekadenz gescheitert, wenn ich manche gesellschaftspolitisch relevanten Fakten betrachte, dann ist die westliche Industriewelt nicht so weit weg vom römischen Reich, panem et circenses in der finalen Version.

      Spirale abwärts

      exit-online.org/textanz1.php?t…r=569&backtext1=text1.php

      Kurz und knapp räumt der Autor mit einigen Märchen auf, was die Aussichten der Wirtschaft bei der uns ach so vertrauten Art und Weise des Wirtschaftens anlangt, sowohl regional als auch global.

      Zwei Zitate vom Ende des lesenswerten Texts:
      "Einen Sinnerhält das alles nur, wenn es um das Ziel geht, die Euro-Zone auch in Konkurrenz zu
      Indien und China »international wettbewerbsfähig« zu machen, was freilich hieße, sie
      insbesondere hinsichtlich der Lebens- und Arbeitsverhältnisse auf ein entsprechendes Niveau zu bringen.
      In Griechenland wird gerade vorgemacht, was das bedeutet."

      "Es tröstet nur wenig, dass auch die zeitweiligen Gewinner dieser Konkurrenz sich ihres Sieges kaum werden freuen können:
      Wer schließlich soll den immer weniger und immer kleiner werdenden Inseln kapitalistischer Prosperität ihre Produkte noch abkaufen?"
      "Promising pussy in the after-life is the lowest thing I ever heard..." - Bill Maher
      In Österreich wurde per Sondergesetz schon eine Gläubigerrasur beschlossen, trifft aber blöderweise nicht die vielzitierten bösen Spekulanten, sondern zum überwiegenden Teil Lebensversicherer -wobei jetzt anscheinend einigen Menschen erst klar wird, dass sie mit ihren eigenartigen Vorsorgeprodukten auch zu den Spekulanten gehören- und damit die Kunden.

      Bei Interesse einfach nachlesen: Klick

      Status quo nicht unbedacht extrapolieren

      @ DanielR

      Es sollte nie der Fehler gemacht werden, den aktuellen Status einfach weiter zu extrapolieren. Möglicherweise waren die Dinge, die in Zypern passiert sind, eben kein einmaliger Vorgang. Möglicherweise sollten auch die Forderungen nach einer "Vermögensabgabe", worunter wohl u. a. auch massive Einbuchungen von Zwangshypotheken auf die Grundstücke gehören, wie sie nach dem zweiten Weltkrieg schon einmal massiv durchgeführt wurden. Bei Vorhandensein der dazu notwenigen technischen Infrastruktur kann so etwas sehr schnell auch vollautomatisch gemacht werden.

      Nach solchen Großeingriffen in die Wirtschaftsordnung ändern sich viele Spielregeln. Dass sehr große Eingriffe notwendig sind, ergibt sich aus den Ungleichgewichten im System, bei der entweder die Staaten als die Schuldner oder die Versicherer als die Gläubiger beim Weiterlaufen der bisherigen Zustände in die Knie gehen. Den Politikern wird es sehr recht sein, dass sie in ein System, welches erst durch ihr voriges Versagen in diesen Zustand gekommen ist, fernab aller kontinuierlichen ökonomischen Ordnungspolitik mit völliger Willkür politischer Setzungen aus dem Nichts heraus weiter verschlimmbessern können. So kommen sie aus ihrer derzeitigen objektiven Bedeutungslosigkeit für die wahre Machtverteilung im Staat heraus und richtig wehren kann sich auch niemand, weil der Point of No Return der Fehlentwicklungen schon lange überschritten ist, denn die Staatsschulden und die Versicherungsansprüche sind bereits genau bekannt und lassen den Zeitpunkt des Zusammenbruches schon mit nicht allzu großen Zusatzannahmen bis auf wenige Jahre genau ausrechenbar machen.

      Die Nullzins-Enteignungs-Politik der EZB ist ja nicht mal das Allerverkehrteste, denn mit einem nach Geldentwertung verbleibenden Negativzins wird das Geld anderen Waren gleich gestellt, die ebenfalls mit der Zeit vergammeln, und der Vorteil der Geldbesitzer gegenüber Warenbesitzern reduziert. Dass die Enteignung die Falschen triff - nämlich die arbeitende und sparende Bevölkerung - statt die wenigen Superreichen und die sicher auch beim Lastenausgleich für vermeintliches "Produktivvermögen" Sonderregeln zum Übervorteilen des Rests der Bevölkerung auskungeln werden, ist dabei eine andere Geschichte. Gerechtigkeit kann es im Kapitalismus niemals geben, da das System den Besitzer der Produktionsmittel sozial unerreichbar weit über die in seinen Produktionsmitteln als Lohnsklaven werkelnden Angestellten stellt und es sich eben gerade entgegen aller Entrüstung über die "bösen Banker" (Was ist eigentlich mit den dahinter stehenden Anlegern, für die diese die Kohle aus dem Volk pressen müssen?) nicht nur um ein Problem der Verteilungsgerechtigkeit in der Finanz-Sphäre handelt. Nur zeigt sich der Wahnsinn in der Finanz-Sphäre mit immer Nullen in den Phantasiezahlen am deutlichsten und kann dort wegen deren hochgradiger Abgehobenheit auch (natürlich unter Hinnnahme erheblicher Störungen der Gesamtwirtschaft) mit nur einigen mutigen Federstrichen am Einfachsten korrigiert werden.
      @Norbert

      Meine persönlich Vermutung ist zudem, dass die Vola an den Märkten mittel- und langfristig "brach" liegen wird. Vola kommt höchstens durch das Platzen einer Blase oder einen (fragwürdigen) Hype, welche aber dann umso schneller wieder abebben wird. Ich halte auch an meiner persönlichen Einstellung fest, dass wir mittel- und langfristig weiter das Deflationsszenario sehen.

      Gruß
      Dan
      I go for it!

      Irgendwann merkt es auch der letzte Depp

      Auch, wenn weder der Verlag noch der Autor sonderlich überzeugen und in anderen Ausgaben des folgend erwähnten Newsletters öfter auch mal tüchtige inhaltliche Ungereimtheiten abgegeben wurden, so sind manche Aussagen doch interessant, wie die im heutigen Newsletter Investoren Wissen: Deutsche Bank: Wer bekommt mehr - Aktionäre oder Investmentbanker?

      Ganz nebenbei fällt noch die Anmerkung, dass 0,1 % der Bevölkerung 85 % des Vermögens gehören. Solange es genügend Trottel gibt, die das in Ordnung finden, wird sich der Gini-Keffizient für Vermögen und daraus bezogenem parasitären Einkommen mit immer mehr Leistungsdruck bei kaum noch wachsendem Wohlstand für die Unterschicht immer mehr zunehmen.

      Weiterhin bemerkt er, dass die Firma Blackrock erhebliche Anteile an deutschen Konzernen hat. Anmerkungen zur Ausplünderung Deutschlands durch allerlei Heuschrecken findet man ja heute fast in jeder Quelle, die mit echten Daten arbeitet, statt den Leuten die Welt schön zu reden, aber auch das scheinen die Leute ja völlig in Ordnung zu finden. In den Vorträgen auf der Trading-Expo von Herrn Bachheimer und den folgenden Gesprächen machte sich dieser schon einigermaßen über die Dummheit der Deutschen lustig, für alle Welt zahlen zu wollen und sich dabei allen Ernstes auch noch mit Geschwätz von Agenda Bla-Bla und "alternativlos" in ein Lohn-Dumping-Rennen mit Osteuropa und China hinein hetzen zu lassen.

      Auch in den Büchern von Pirincci und Sarazzin (1, 2, 3) kann man interessantes zur schon von wahnwitziger Naivität und Unterwürfigkeit der Deutschen unter fremde und ihnen hochgradig zum Nachteil gereichende Interessen nachlesen, über die sich mittlerweile die ganze Welt lustig macht und sie voller Wonne immer dreister ausnutzt. Aber offenbar brauchen die Leute das und so sollen sie noch mehr rackern - für Nichts!

      Dass die Abermilliarden Forderungen gegen das Ausland nur auf dem Papier stehen und auf Ewigkeit quasi vollkommen uneinbringbar sind, bedeutet übrigens, dass Deutschland in Wahrheit gar nicht reich ist, sondern sich in mutwillig forcierter Verblendung durch Massenverdummung allenfalls so fühlt. Jetzt brauchen wir nur noch sehen, welche neuen gegen die Interessen des Volkes gerichteten Gesetze im Schatten der Fussball-WM in Nacht-und-Nebel-Aktionen verabschiedet werden, denn es ist sehr unwahrscheinlich, dass die Politik diese Super-Gelegenheit für neue kaum beobachtete schmutzige Spielchen ungenutzt lässt.
      Trotz des einstimmig beschlossenen, historischen Maßnahmenpakets betonte EZB-Präsident Mario Draghi in Frankfurt: «Wir sind hiermit nicht am Ende, solange wir uns im Rahmen unseres Mandates bewegen.» Weitere unkonventionelle Schritte seien in Vorbereitung. Ausdrücklich nannte Draghi den Kauf von Kreditpaketen (ABS) und breit angelegte Wertpapierkäufe («Quantitative Easing»/QE).


      https://de.finance.yahoo.com/nachrichten/ezb-vor-historischer-zinssenkung-075613475.html

      Naja, als ob steigende Aktienkurse Kaufkraft ergeben.
      Ich finde es ziemlich empfehlenswert. Außer die letzten 50 Seiten, auf denen er die Entwicklung seit 1971 behandelt. Auf den ersten 350 Seiten ist er Ethnologe, der die Entwicklung des Geldes und der Schulden seit der Frühzeit beschreibt, aber dann mutiert er zum politischen Aktivisten.

      Geldbeschaffung

      Das Problem mit der Geldbeschaffung ist ja letztendlich, dass es einfach nicht da ist. Wie aber nicht vorhandenes Geld von Zinszahlern "ins System hinein" verdient werden soll, muss immer schleierhaft bleiben. Es gibt ja gar kein "draußen". Im System kann man also nur für begrenzte Zeit anderen ein wenig oder auch mehr wegnehmen.
      Könnte man noch das Modell wählen, die Geldwirtschaft sei das eigentliche, dagegen alles, was mit Material zu tun hat, sei außen; dann kann man natürlich ins echte Geldsystem etwas hineinholen (Schiefersand-Öl, Fracking-Gas, whatever) und das dann verkaufen - gegen welches Geld? Das wäre neu zu erschaffen, und da es neue Werte repräsentiert, wohl nicht einmal falsch.
      youtube.com/watch?v=WfGMYdalClU
      Am Ende aber sollte nicht der maximale Geld-Reichtum stehen, da Dinge auch (Gebrauchs-)Wert verlieren - wie man sieht ?( .
      Steht er aber - für wenige. Wie viele andere Dinge ist auch das Zinssystem: not a bug, but a feature.
      "Promising pussy in the after-life is the lowest thing I ever heard..." - Bill Maher
      DIe EZB kann sich auf den Kopf stellen. Die Deflation ist nach wie vor auf dem Vormarsch und wird es bleiben. Stellt sich die Frage, wann die Immobilienanleihe für Immobilienbesitzer folgt, um neben den Sparern dann auch diesen Weg der Geldbeschaffung einzuschlagen.

      Grüße
      Dan
      I go for it!

      Negativ-Zinesen - wo die weise Weitsicht wirklich war

      Aus Anlass des nunmehr offen diskutierten Negativ-Zinses empfehle ich, unter vielen anderen, folgende Artikel zur Nachlese:
      10.10.06, 30.10.07, 05.06.08, 12.10.08 und eine ganze Reihe von dort an folgender Posts, 28.01.09, 04.05.10, 08.02.12, 16.02.12, 04.09.12.

      Wer so lange vor fast allen Anderen - und dabei nicht etwa nur vor den Lesern dieses Forums, sondern auch vor den hilflos stümpernd agierenden Zentralbankern - wieder und wieder auf die zersetzende Wirkung des Zinses und auf die Notwendigkeit einer geeigneten Umlaufsicherung des Geldes, beispielsweise als Freigeld, hingewiesen hat, kann nun mit allertiefster Befriedigung, feststellen, dass es genauso gekommen ist, wie es zwangsläufig kommen musste, da ökonomische Gesetzmäßigkeiten eben nicht der freien Verhandelbarkeit mehr oder weniger qualifizierter Diskussionsteilnehmer unterliegen, sondern einen harten objektiven Kern haben.

      Nun, wo es die Spatzen von den Dächern pfeifen, dass die EZB mit ihrem Latein am Ende ist und wohl auch zu Negativ-Zinsen tendiert, sollte jeder, der damals nicht einmal verstand, worum es ging und total obrigkeitshörig meinte, dieses System werde Alles schon zum Guten richten, mal in sich gehen und wenigstens geistig für sich Abbitte tun für all die aus Unkenntnis und Denkfaulheit resultierenden wenig wohlwollenden Anmerkungen gegenüber den wirklich weitsichtigen echten Auskennern.

      Manche, die ganz sicher keine Experten in Finanzwissenschaft sind, haben sogar linke ideologische Verschwörugnen an den Haaren herbei gezogen, weil sie nicht über ihre festgefahrenen Vorurteile hinaus kommen wollten/konnten. (Übrigens: Warum sollte "links" per se schlecht oder gar geistig minderbemittelt sein? Was ist heute überhaupt "links"? Die Agenda 2010 des "roten" Kanzlers? ...)

      Wer so weitsichtig war, ist ganz sicher ein besserer oberster Zentralbanker als die Leute, die heute nur noch die Scherben ihrer eigenen Unfähigkeit und Kurzsichtigkeit erfolglos zu reparieren versuchen, immer ganz kurz vor dem Abgrund der gesamten Gesellschaft. Ob das Übertreibung in höchster Hybris ist oder der völlige Ernst? Trotz der gebührenden Bescheidenheit im Umgang mit den eigenen Skills ist es schon eher ernst.

      Zum Verständnis von Wirtschaft und dem feinen Gespür für die Abwägung von Chancen und Risiken ist genau wie zum Trading als einem Element der Wirtschaft eben nicht jeder berufen.