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      Also ist der aktuelle Marktpreis eine Zusammenfassung aller Analysen der Marktteilnehmer und deren Umsetzung und entsteht nicht zufällig. Hier ging es ja um die Frage, ob die Chance 50:50 steht, dass sich der Kurs vom Entry in die eine oder andere Richtung bewegt. Ich nehm mal das Extrembeispiel vom 11.9.01. Die große Mehrheit der Marktteilnehmer interpretiert dieses Ereignis als negativ für die Märkte und eine Verkaufswelle beginnt. Wie groß war wohl die Chance auf einen erfolgreichen Longeinstieg zu einem beliebigen Zeitpunkt des Tages in diesem Umfeld? Sicherlich nicht 50%. In diesem Fall war die Analyse sicherlich nicht schwierig, denn jeder konnte sehen, dass die Nachfrage-Seite zusammenbrach und das war sicherlich alles andere als Zufall.
      Und genau dieses Verschieben von Angebot und Nachfrage passiert täglich immer im kleinern Maße bei unbedeuteren Anlässen. Ich kann mir natürlich nicht wie im Extrembeispiel sicher sein, wie diese Anlässe von der Mehrheit interpretiert werden, aber zumindestens werden sie interpretiert. Auch das Ingnorieren eines Ereignissen ist eine Interpretation, nähmlich das dieses Ereignis keine Bedeutung hat. Mir ist klar, dass die Marktteilnehmer viele unterschiedliche Gründe haben, ihre Positionen zu kaufen,halten oder zu verkaufen. Wäre alles zufällig, bzw. alle Markteilnehmer hätten den gleichen Informationstand, würde das Kapital nur hin- und her geschoben werden, es würde keine Verlierer oder Gewinner auf lange Sicht geben. Das ist quasi so als spielen nur Poker Spieler des selben Levels gegeneinander, auf lange Sicht wäre ihre Billanz +- 0 , deswegen sind solche Spieler auf schlechtere Spieler angewiesen. Deshalb brauchen erfolgreiche Trader auch Trader, die aus den falschen Gründen ihre Entscheidungen treffen. Diese Trader auf dem falschen Fuss erwischen ist halt die Kunst. Die Markteilnehmer mögen dabei ständig wechseln, aber die Fehler bleiben die selben. Ich glaube nun mal nicht an Zufälle. ( außer in der Quantenphysik ;) )
      Und genau da sind wir anderer Meinung: Ich glaube eben nicht daran, dass die Entscheidungs-Zeitpunkte zufällig sind. Wäre dem so, könnte man sich jede Analyse des Marktes schenken. Wir traden ja alle letzlich zu Zeitpunkten, wo wir denken, dass es zu einer Anhäufung von Entscheidungen kommt.
      ( Mal von bestimmten Options-Strategien abgesehen)
      Der Hammer war jetzt nur ein Beispiel für ein Symbol. Ich hätte genauso gut eine Trendlinie im Weekly Chart nehmen können, die interessiert auch große Marktteilnehmer.
      Ich will jetzt gar nicht von den ganzen fundamentalen Einflüssen sprechen, kennt man diese, kann man zumindestens eine längerfristige Prognose treffen. Wenn ich immer von 50:50 ausgehe, dann wären allen Preise rein zufälliger Natur und würden nicht von Angebot und Nachfrage bestimmt.
      Je kürzer der Timeframe ist, desto mehr Marktrauschen kommt natürlich ins Spiel.
      Jaja, die Hämmer funktionieren 50 mal und auch 50 mal nicht.
      Meistens merken sich die Trader nur die Situationen, in denen der Hammer funktioniert hat.
      Man darf die Sache auch nicht so einseitig aus dem Blickwinkel des Hobbytraders sehen. Viele große Marktteilnehmer interessiert es überhaupt nicht, ob da gerade mal ein Hämmerchen entsteht. Die tätigen ihre Trades nach ganz anderen Gesichtspunkten und interessieren sich überhaupt nicht für Candles. So einfach ist das nicht. Es bleibt im Endeffekt 50:50, wobei der Einstieg durch Wahrscheinlichkeiten (Trends, W/U usw.) verbessert werden kann.
      Das Ganze ist viel komplizierter, und man muß als Trader schon relativ große Summen hin und her schieben, damit ein bischen Gewinn hängen bleibt.
      Ich sehe das ein bisschen anders, 50:50 stehen die Chancen in einer Monte Carlo Simulation, hinter dem echten Handeln stehen immer noch Menschen und keine Zufallsgeneratoren. Menschen werden immer nach den gleichen Mustern handeln ( ob rational oder irrational) und dieses Verhalten wird sich in irgenteiner Form in den Charts widerspiegeln. Die Kunst besteht nun darin die Marktlage einzuschätzen und die Reaktion der anderen auf eben diese aktuelle Marktlage zu antizipieren. Das Problem ist, dass es einfach viel mehr mögliche Marktlagen gibt, als das es uns ein einfacher Blick auf die Charts weismachen will. Wir sind also Informationslöchern ausgesetzt. Es gibt Möglichkeiten diese Löcher zu stopfen, multiple TF Analysen, Fundementale Analyse etc, aber letztlich werden wir keine 100% Einschätzung der Marktes tätigen können, schon alleine weil uns der komplette Einblick in die Orderbücher der anderen Markteilnehmer fehlt. Deswegen bleibt meistens nur ein KISS Prinzip. Warum funktionieren KISS Strategien meistens so gut? Weil viele andere ebenfalls die gleichen KISS Strategien fahren und so selbsterfüllende Prophezeiungen entstehen. So entsteht immer eine gewisse Berechenbarkeit jenseits der 50:50 Canche. Zugegebenerweise stützt sich meine Annahme auf eine zweite Annahme: Das bei gleicher Marktlage die Interpretation und Reaktion der anderen Markteilnehmer wieder die Selbe ist. Das ganze beruht ein weinig auf der Theorie des symbolischen Interaktionismus, d. h., dass ein Symbol in der eigenen Identität das gleiche auslöst wie bei den Anderen. Das Symbol könnte z.B. eine Umkehrkerze wie ein Hammer sein, ich gehe dann davon aus, dass die anderen Markteilnehmer den Hammer ebenfalls als Umkehrformation interpretieren.

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      Das sollte ja der Sinn von Trading sein :)
      Der Autor ist in den besprochenen Werten zumeist selbst investiert. Traden auf eigene Gefahr, Signale sind aktuell großteils experimentell zwecks Challenge "In 30 Tagen zur Trading Strategie".
      Plane deinen Trade, trade deinen Plan!
      If it´s not a HELL YES, it´s a NO!
      Das ist korrekt, es gibt nur eine 50%ige Wahrscheinlichkeit, ob der Kurs von deinem Einstieg weg in RICHTUNG deines Stopps oder des Kursziels geht, nicht mehr.
      Der Autor ist in den besprochenen Werten zumeist selbst investiert. Traden auf eigene Gefahr, Signale sind aktuell großteils experimentell zwecks Challenge "In 30 Tagen zur Trading Strategie".
      Plane deinen Trade, trade deinen Plan!
      If it´s not a HELL YES, it´s a NO!
      Ich bin nicht wirklich ein Statistik Guru, aber es erscheint mir logisch, dass auch wenn man 'Random walk' vorraussetzt, ein Preis der näher am Markt liegt mit höher Wahrscheinlichkeit getroffen wird als einer der weiter weg liegt. Wenn ich bei 100 einsteige, mein stopp liegt auf 98 und mein Ziel auf 120 hat man doch keine 50:50 mehr.
      @gladiator

      Das ist zu kurz gedacht. VOR der 50:50 Chance im EINZELFALL brauchst Du ein Setup, das auf lange Sicht öfter in die eine als in die andere Richtung schlägt, bzw. ein Setup, das es Dir erlaubt, im Falle des Falschliegens weniger zu verlieren als Du beim Richtigliegen gewinnst. Hier kommt in der Tat das MM ins Spiel. Außerdem brauchst du ein gutes RM, damit Du überhaupt auf Dauer im Spiel bleibst.
      Die logische Konsequenz:

      Holt euch eine Münze und werft sie für den Einstieg! Oder vielleicht noch besser: Geht abwechselnd long und short!
      Bei gutem MM/RM und für den Basiswert bzw. Zeitfenster richtigen Stop und Exit könnt ihr auf Dauer nur gewinnen. :thumbsup:
      @ Perfect Trader

      Das Posting vervollständigt meine Aussage in dem Sinne, dass das Problem der 50:50 Chance auf eine andere Ebenen getragen und dort treffend analysiert wird. Wer die nötigen Informationen und technischen Möglichkeiten hat, kann durch Wissen um die aktuelle Orderlage (die sekündlich ändern kann) mittels Scalpen sein Geld verdienen (Arbitrageure arbeiten zwar mit einer anderen Technik aber doch verdanken sie ihren Vorteil ebenso einer schnellen Anbindung an die Handelsplätze). Ohne genau zu wissen, wie Scalpen mittels Orderbucheinsicht, ect. funktioniert, so weiß ich doch, dass gerade in diesem Punkt der Vorteil der betreffenden Trader liegt. Frontrunning und Insiderwissen zählen auch zu den Aspekten, die die 50:50 Prognosefähigkeit zu eigenen Gunsten deutlich verbessern können.
      Im konkreten Fall ging es um einen Widerstands-/Unterstützungsbereich in einem Kursverlauf. Die Historie hat gezeigt, dass solche Punkte im Chart Wendemarken darstellen können und es "oft" auch tun - jedoch nicht zwangsweise. Die statistische Verteilung von "Widerstand hat gehalten" und "Widerstand wurde gebrochen" ist im Einzelfall vielleicht (womöglich nur scheinbar) begründbar. So könnten noch andere Faktoren in Betracht gezogen werden, die mittelbar oder unmittelbar das Börsengeschehen beeinflussen oder Rückschlüsse auf künftige Entwicklungen geben könnten (Bsp: Indikatoren, Volumen, Wirtschaftsdaten, meintewegen auch Mondphasen). Die Kombination verschiedener Signale mag die allgemeine Wahrscheinlichkeit für das so entstandene Kombinationssignal über einen zu definierenden Zeitraum in ihrer Gesamtheit erhöhen. Mit Sicherheit generiert eine solche Kombination weniger Signale, was nicht im Interesse des Traders sein kann. Für den Einzelfall ändert dies aber nichts an der 50:50 Chance.
      Beim einfachen Blick auf den Chart bleibt nur die Erkenntnis: "Der Kurs dreht oft an diesen und jenen Punkten, ob er es auch diesmal tut, sehen wir erst hinterher". Bis dahin bleibt in Ermangelung von Alternativen die 50:50 Chance aus "Widerstand hat gehalten" oder "Widerstand wurde durchbrochen". Daraus leitet sich auch die Börsenlehre in Bezug auf ein Handelssystem "Keep it simple!" ab. Schließt man andere technische oder insiderbedingte Vorteile aus, liegt im Einzelfall die Wahrscheinlichkeit bei jedem alleine aus dem Chart heraus generieten Signal bei der 50:50.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „DickT“ ()

      Perfect Trader schrieb:

      Zusammenfassend bleibt festzustellen, daß es zwar unter diversen Bedingungen exzellente Setups geben kann, die aber durch an anderen Stellen unvermeidbare Fehlsignale auf ein normales Maß reduziert werden.


      ... oder trivial gesagt, neben Setup, RM/MM und Trademanagement gehört ein glückliches Händchen eben auch dazu.
      Mihcat :)
      "Der Zufall begünstigt nur den vorbereiteten Geist." (Louis Pasteur)