Was macht einen erfolgreichen Spekulanten aus?

      Tex Holdem schrieb:

      Hallo nolto,

      dein Beitrag paßt 100%ig in diesen Themenbereich! Die Feststellungen des Buchautors könnte man nicht besser, in einem solch kurzen Artikel, verifizieren. :)

      Sollte ich die Zeit finden, werde ich morgen einmal meine Gedanken zum Thema " Hoffnung" zu Papier bringen und weshalb es uns so schwer fällt Verluste zu realisieren. Thema: Wenn das Schiff zu sinken beginnt, sollte man nicht beten, sondern abspringen!


      ... noch schwieriger ist es, Gewinne laufen zu lassen. Besonders in dem Moment, in dem man (zeitweise oder nicht zeitweise) von seinem Gewinn wieder etwas abgeben muss. Geht mir jedenfalls so.
      Hallo nolto,

      dein Beitrag paßt 100%ig in diesen Themenbereich! Die Feststellungen des Buchautors könnte man nicht besser, in einem solch kurzen Artikel, verifizieren. :)

      Sollte ich die Zeit finden, werde ich morgen einmal meine Gedanken zum Thema " Hoffnung" zu Papier bringen und weshalb es uns so schwer fällt Verluste zu realisieren. Thema: Wenn das Schiff zu sinken beginnt, sollte man nicht beten, sondern abspringen!
      <h3>Das paßt denk ich gar nicht mal schlecht. Wenn es in deiner Gedankensammlung stört, wirf es wieder raus:
      </h3>
      hier die Quelle: spiegel.de/wirtschaft/0,1518,508833,00.html

      Warum die meisten Investoren dumm sind
      Von Marc Pitzke, New York

      Ein neues, ketzerisches Buch stellt die Regeln
      der Börsenkunst auf den Kopf. Demnach lassen sich Investoren mehr von
      Instinkt und Gefühl treiben als von analytischem Denken. Selbst
      "Insider" und Experten handelten oft irrational - künftige Crashs sind
      danach programmiert.

      New York - Harry Markowitz ist eigentlich ein schlauer Mann. Der
      US-Ökonom bekam 1990 gemeinsam mit zwei Kollegen den Nobelpreis für
      Wirtschaft verliehen, unter anderem für seine Erkenntnisse zur
      optimalen Geldanlage. Markowitz' Portfolio-Theorie berechnet nach einer
      exakten, mathematischen Formel, wie sich der Investor bestmöglich
      diversifizieren kann und zugleich aber das Risiko minimiert.


      <img src="http://www.spiegel.de/img/0,1020,982606,00.jpg" alt="Wall Street 1987: in wenigen Stunden gingen 500 Milliarden Dollar verloren" title="Wall Street 1987: in wenigen Stunden gingen 500 Milliarden Dollar verloren" border="0" height="180" hspace="0" width="180" />
      Zu dumm, dass Markowitz seine preisgekrönte, bis heute in Fachbüchern
      zitierte Theorie oft nicht aufs eigene Geld anwenden konnte.
      Stattdessen widerfuhr ihm beim Investieren immer wieder das, was auch
      dem gemeinen Amateur passiert: Er wurde zum Opfer seiner Gefühle.
      "Ich stellte mir meinen Kummer vor, wenn der Aktienmarkt
      hochschösse und ich nicht dabei wäre - oder wenn er abstürzte und ich
      komplett dabei wäre", berichtet Markowitz. Am Ende habe er, der Meister
      der tollen Portfolio-Theorie, aus Angst vor dem Risiko zum
      abgestandensten aller Anlagetricks gegriffen: 50 Prozent Aktien, 50
      Prozent Anleihen, basta.

      Markowitz' Geschichte findet sich als Musterbeispiel in einem neuen
      Buch, das die Börsenregeln auf den Kopf stellt. "Your Money & Your
      Brain" heißt es, und darin präsentiert der renommierte
      US-Finanzjournalist Jason Zweig ("Money", "Time") in erstmals auch für
      Laien verständlicher Form die aktuellsten Forschungen im Feld der
      Neuroökonomie. Das ist eine exotische, noch relativ junge Wissenschaft,
      die Ökonomie, Psychologie und Neurowissenschaft kombiniert, um so
      herauszufinden, was Investoren wirklich antreibt.


      Zeit für einen Reality-Check


      Fazit: "Vieles von dem, was wir über das Investieren gelernt haben,
      ist falsch." Und zwar nicht, was die Mechanismen der Börse angeht, über
      die schon ganze Bibliotheken zusammengeschrieben wurden, sondern, was
      die Natur des Spekulanten selbst betrifft. Die triste Einsicht: Die
      meisten Anleger sind demzufolge dumm - vor allem, wenn sie sich für
      ganz besonders klug halten. "Investoren", schreibt Zweig mit gewisser
      Schadenfreude, "sind ihre eigenen, schlimmsten Feinde."

      Damit begeht Zweig Börsen-Blasphemie: Er befreit das hochtrabende
      Wall-Street-Geschäft von seiner ach so mysteriösen Aura, die es bis
      heute zum Selbstzweck propagiert, und outet die "Insider" als ganz
      normale Menschen mit geheimen Minderwertigkeitskomplexen.

      Der Zeitpunkt für diesen Reality-Check könnte kaum besser gewählt
      sein: Am 19. Oktober ist der 20. Jahrestag des "Schwarzen Montags", des
      globalen Börsen-Crashs von 1987. Bei jenem Desaster, dem größten
      Eintages-Crash in der Geschichte, stürzten die Börsenindizes weltweit
      ab. Allein der Dow Jones verlor 22,6 Prozentpunkte - damals rund 500
      Milliarden Dollar, die über Nacht ausradiert wurden. Und bis heute weiß
      keiner so recht, warum.

      Diesem und ähnlichen Rätseln glaubt die Neuroökonomie nun auf die
      Spur gekommen zu sein. "Jeder weiß, dass Panikverkäufe eine schlechte
      Idee sind", schreibt Zweig. Und doch reagieren Anleger immer wieder
      panisch auf Firmennachrichten oder, wie zuletzt, auf die Probleme im
      Immobilien- und Kreditmarkt. Warum?


      Panikreaktion wie bei Todesgefahr


      Jeder wisse: "Buy low, sell high." Und doch täten Anleger oft das
      Gegenteil. Jeder wisse: "Den Markt zu schlagen ist nahezu unmöglich."
      Und doch glaube fast jeder Anleger, er könne es schaffen. Jeder
      wisse: Auch die besten Wall-Street-Analysten könnten nicht prophezeien,
      wie sich der Markt verhalte. Und doch hingen die Anleger ihnen an den
      Lippen. Warum?

      Investoren laufen im Rudel, sind mal viel zu selbstsicher, dann
      wieder vor Schreck erstarrt, sie scheuen das Risiko und stürzen sich im
      nächsten Moment kopfüber hinein. Warum? Die Antwort liege nicht in
      mathematischen Formeln, nicht in Powerpoint-Folien, Kurven oder
      Statistiken. Die Antwort liege im menschlichen Gehirn. "Das Gehirn",
      konstatiert Zweig mit süffisantem Spott, "ist kein optimales Werkzeug
      für finanzielle Entscheidungen."

      Denn das Gehirn bestehe aus enorm starken Ur-Impulsen, aus
      wortwörtlich steinzeitlichen Überlebensmechanismen, die instinktiv
      Risiken scheuten und Belohnung anstrebten ("Feuer heiß", "Essen gut").
      Darüber liege nur "ein dünnes Furnier" aus jüngeren, analytischen
      Schaltkreisen, die bei komplexen Fragen wie Aktien und Anlagen
      überfordert seien.

      Menschliches Anlageverhalten lässt sich demnach mit einem Blick auf
      die Neuronen im Gehirn besser erklären als mit jedem Finanzseminar. So
      habe finanzieller Verlust oder Gewinn nicht nur materielle Folgen,
      sondern ziehe auch nachweisbare, physische "biologische Veränderungen"
      in Gehirn und Körper des Anlegers nach sich. Die Nervenaktivität beim
      erfolgreichen Investieren sei von der eines Kokain- oder
      Morphin-Rauschs "nicht zu unterscheiden". Hohe Verluste würden dagegen
      im selben Hirnbereich verarbeitet wie Todesgefahr.


      Kaufgrund für eine Aktie: identische Initialien


      "Bei finanziellen Entscheidungen geht es nicht unbedingt nur um
      Geld", zitiert Zweig den Princeton-Psychologen Daniel Kahneman. "Es
      geht auch um unfassbare Motive wie Reue oder Stolz." Oder, wie der
      Autor hilfreich ergänzt, um "Hoffnung, Gier, Anmaßung, Überraschung,
      Angst, Panik, Bedauern und Glück".

      Zweig stellt den New Yorker Magen-Darm-Spezialisten Clark Harris
      vor, der Aktien einer Baumaterial-Firma namens CNH gekauft habe, ohne
      das Geringste über das Unternehmen zu wissen. Sein Motiv: Dessen
      Initialien seien identisch mit denen seines eigenen Namens (Harris'
      zweiter Vorname ist Nelson). "Ich habe einfach ein gutes Gefühl dabei",
      sagte Harris zu Zweig.

      Sicher, Intuition könne atemberaubende, schnelle Resultate
      produzieren - aber auch verheerende: "Eines der klarsten Signale, dass
      du mit einem Investment falsch liegst, ist das Gefühl, richtig zu
      liegen", schreibt Zweig. Oder mehr noch - der Wunsch, richtig zu liegen.

      Diese Kluft zwischen Wunschdenken und Realität beschreibt Zweig am Lotto, jener


      ewigen Verlockung, dem Spekulieren mit Aktien nicht unähnlich: Die
      Gewinnchance ist verschwindend gering, die Vorfreude auf möglichen
      Reichtum jedoch viel stärker - alle Rationalität wird ausgehebelt. Kein
      Wunder, dass der erfolgreiche Werbeslogan der New York Lottery lautet:
      "Hey, you never know!"

      "Nicht viel Hoffnung"


      Die Kunst sei es nun, die richtige Balance zu finden zwischen
      "reiner Rationalität" und "schierer Emotion", zwischen Analyse und
      Intuition, Verstand und Gefühl - beides allein für sich sei schlecht
      fürs Portfolio. Die meisten Investoren jedoch, selbst die angeblich
      besten, seien damit aber überfordert. Weshalb sich Debakel wie der
      "Black Monday" auch in Zukunft unweigerlich wiederholen würden.

      Ein düsteres Omen. "Wenn du dich für ein finanzielles Genie hältst,
      dann bist du höchstwahrscheinlich dümmer, als du denkst", schreibt
      Zweig. "Wenn du dich für einen finanziellen Idioten hältst, dann bist
      du bestimmt schlauer, als dir klar ist." Als bestes Beispiel nennt er
      sich selbst - ein langjähriger Wirtschaftsjournalist, der sich im
      Krisenjahr 1987 die Sporen verdiente, doch feststellen musste, als er
      sein Investitionsverhalten nun neurologisch testen ließ: "Reinstes
      Chaos."

      Wer sich aber die Mühe mache, sein Gehirn kennenzulernen, beruhigt
      Zweig seine Leser zum Ende, könne es für die Börse bändigen. Als
      Vorbild empfahl er die Investorenlegende Warren Buffett, einen Könner
      dieses Seiltanzes zwischen Analytik und Gefühl.

      Joe Nocera, der Chef-Wirtschaftskolumnist der "New York Times", war
      nach der Lektüre des Zweig-Buchs weniger optimistisch: "Es besteht
      wirklich nicht viel Hoffnung, dass wir den Dreh beim Investieren jemals
      rauskriegen."

      Und so geht der Seiltanz weiter. Als Ehrengast der New York Stock
      Exchange (NYSE) durfte heute Mike Koehler, der CEO der Datenfirma
      Teradata, die Eröffnungsglocke über dem Börsenparkett läuten. Teradata,
      ein Spin-Off des Tech-Konzerns NCR, empfiehlt sich als brandneuer
      Anlagetipp. Bleibt nur zu hoffen, dass die dummen Investoren da
      mitspielen.


      *Jason Zweig: "Your Money & Your Brain", Simon & Schuster, New York 2007
      Vielleicht könnte einer der Moderatoren diesen Themenbereich in "Was macht einen erfolgreichen Spekulanten aus?" umbenennen, da ich vor habe, in unregelmäßigen Abständen meine Gedanken zu diesem Thema kundzutun, damit sie sich nicht in den "strategielastigen" Threads verlieren und zentral gebündelt sind.

      Kommentare und Denkansätze anderer User sind natürlich ausdrücklich erwünscht!

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Tex Holdem“ ()

      Was macht einen erfolgreichen Spekulanten aus?

      fragmasta schrieb:


      Diese Diversifizierung ist doch das A und O beim Trading.
      Das bestätigt Dir jeder erfolgreiche Trader (und Markowitz hat es ja auch schon in seiner Portfolio-Theorie nachgewiesen).

      @fragmasta


      Deine Aussage bringt mich dazu, wieder mal ein paar Gedanken zu "Papier" zu bringen. Außerdem steht das Wochenende vor der Tür und ich fühle mich daher genötigt, etwas Brainstorming zu betreiben. :)


      Markowitz ist sicherlich ein schlauer Kopf, aber eben nur ein genialer Theoretiker. Denn ganz nebenbei bemerkt, weist sein Konzept mehrere eklatante Schwächen auf, die ich später noch näher erläutern werde. Man sollte niemals etwas für die einzige Wahrheit halten und es dann auch noch weiter publizieren, ohne sich nicht selbst darüber Gedanken gemacht zu haben! Auch wenn es noch so viele Verfechter gibt - die Masse liegt bekanntlich häufig (nicht immer) falsch. Diese Strategie wird so oft und an so vielen Orten zitiert, dass sie durch die ständige Bestätigung eine Aura der Wahrheit angenommen hat. Man sollte sie daher mit größter Sorgfalt prüfen, ehe man sie in sein "Spekulationsarsenal" aufnimmt. Ich für meinen Teil komme jedenfalls zu einem anderen Schluss. Denn sein Konzept gaukelt lediglich eine falsche Vorstellung von Sicherheit vor. Spekulanten lieben solche Konzepte, da sie gerne den chaotischen Markt in den Griff bekommen wollen. Und nur deshalb findet sein Modell in der breiten Öffentlichkeit solch starken Anklang.

      Ich behaupte jetzt einfach mal ganz provokant und frech: "Widersteht dem Reiz der Diversifikation"! Schon alleine der Umstand, dass es in der Welt der Spekulation und des Investments eine eigene Begrifflichkeit dafür gibt, ist ein sicherer Hinweis darauf, dass dieses Konzept völlig überschätzt wird. Schließlich könnte man es ja ganz einfach "Vielfalt" nennen. ;) So wie es in Börsenkreisen verwendet wird, bedeutet dieses Wort die Streuung des Kapitals auf viele verschiedene Anlageinstrumente. Es bedeutet also, dass man sein Kapital auf viele kleine Spekulationen verteilen sollte, statt auf wenige große. Dahinter steckt die bereits genannte Vorstellung von Sicherheit. Das ist die Theorie.

      Bei den konventionellen "Investmentratgebern" ist das diversifizierte Portfolio eines der erstrebenswertesten finanziellen Spekulations- bzw. Investmentziele. Nur eine Sache steht noch höher: Ein diversifiziertes Portfolio, das ausschließlich 100%-Chancen enthält. :) Wenn man das hat, kann nichts mehr schief gehen - so wird es einem zumindest mit solchen Theorien suggeriert. Tatsache ist jedoch: Diversifikation verringert zwar das Risiko, aber sie verringert im gleichen Maß den Profit und damit jegliche Hoffnung, dass man mit dieser Vorgehensweise einen gewissen Wohlstand erreicht. Also für was dann das Ganze. Die Absicherung gegen alle möglichen Eventualitäten ist sowieso nicht möglich und daher auch nicht nötig. Schließlich gibt es ja auch im Versicherungswesen genügend Policen, die so überflüssig sind wie ein "Kropf"! Genau aus demselben Grund der vermeintlichen Sicherheit. Und es hat noch niemand Wohlstand und Reichtum erlangt, ohne ein vertretbares Maß an Risiko eingegangen zu sein - in keinem Geschäftszweig. Warum sollten da Börsenspekulationen eine Ausnahme machen?


      Wie eingangs erwähnt hat Diversifikation drei gravierende Nachteile:


      1. Sie zwingt zur Verletzung des Grundkonzepts (einem Zürich-Axiom), dass man immer bedeutende Beträge einsetzen sollte. Was besagt diese Axiom? Beispiel: Wenn man 100€ riskiert (das würden die meisten Menschen wohl als verschmerzbar ansehen) und seinen Einsatz verdoppelt, hat man 100€ gewonnen - toll! Dadurch hat sich die allgemeine finanzielle Situation ja gewaltig geändert - zumal es bei der nächsten Spekulation genau anders herum laufen kann. Man kann dieses System nur überwinden, indem man um bedeutende Einsätze spekuliert. Das soll nun nicht bedeuten, dass man Summen einsetzen sollte, deren Verlust einen in die Pleite treiben würde. Aber es heißt, dass man die Furcht vor einem Schaden (Verlust-Trade), der an der Börse unweigerlich öfters eintreten wird, überwinden muss. Wenn eine Summe so klein ist, dass ihr Verlust keinen Unterschied ausmachen würde, dann wird sie wahrscheinlich auch keinen bedeutenden Gewinn einbringen. Große Gewinne mit kleinem Einsatz gibt es nur beim Deutschen Lottoblock. Und diese Wahrscheinlichkeit ist wohl eher verschwindend gering. ;)

      Also wenn das zur Verfügung stehende Kapital schon in seiner Gesamtheit nicht besonders groß ist, bedeutet Diversifikation nicht anderes, als eine weitere Verschlechterung der Aussicht auf Profit. Je stärker man diversifiziert, desto kleiner werden die Spekulationen. Im Extremfall handelt es sich nur noch um wirklich triviale Summen.




      2. Durch Diversifikation schafft man lediglich eine Situation, in der sich Gewinne und Verluste, unter Berücksichtigung von Transaktionskosten, auf Dauer wahrscheinlich nur ausgleichen werden. Mit dieser Strategie tritt man auf der Stelle und bleibt am Punkt Null stehen. Die ganze Sache ist nur eine Verschwendung von Ressourcen. Welchen Sinn soll diese Unterfangen haben.



      3. Durch Diversifikation wird man zu einem Jongleur, der sich bemüht, zu viele Bälle gleichzeitig in der Luft zu halten. Wenn man nur wenige Spekulationen eingegangen ist, von denen dann eine oder zwei nicht aufgehen, kann man Gegenmaßnahmen ergreifen. Wenn man aber mit einem Dutzend Bällen jongliert, von denen die Hälfte in die falsche Richtung fliegen, stehen die Chancen nicht gut, aus diesem Dilemma mit einem blauen Auge herauszukommen. Je mehr Spekulationen man eingeht, desto mehr Zeit und Arbeit wird erforderlich. Man kann dabei hoffnungslos verwirrt werden. Wenn etwas schief läuft und dieser Fall wird mit Sicherheit eintreten, wird man in Panik geraten, da ein Problem nach dem anderen auftritt. Unerfahrene Trader geraten dann oft in eine Art Lähmung. Sie machen dann überhaupt nichts, weil sie dazu gezwungen sind, zu schnell zu viele schmerzhafte Entscheidungen zu treffen. Folge: Blackout.


      Wenn man diese drei gewichtigen Nachteile der Diversifikation gegen ihren einzigen Vorteil – vermeintliche Sicherheit – abwägt, dann sieht die Sache nicht besonders vorteilhaft aus, wie ich meine. Ein wenig Diversifikation kann sicher nicht schaden. Zwei gute Spekulationen (Strategien), vielleicht auch drei oder vier, wenn sie alle gleichzeitig attraktiv erscheinen. Das ist hauptsächlich eine Frage persönlicher Vorlieben und individueller Denkgewohnheiten. Aber diversifizieren nur um der Diversifikation willen ist völliger Quatsch. An der Wall Street gibt es ein bekanntes Sprichwort: „Lege deine Eier in einen Korb – und dann pass gut auf den Korb auf“. Der Mann, der dies als Erster sagte, war vermutlich kein Verfechter der Diversifikation, denn es ist bekanntlich viel einfacher, auf einen oder zwei Körbe aufzupassen, als auf ein Dutzend. Wenn ein Fuchs auftaucht, der deine Eier stehlen will, kann man es mit ihm aufnehmen, ohne dabei wild im Kreis herumspringen zu müssen. :D


      Sicher gibt es noch weitere Punkte, die gegen diese Art von Spekulations- und Investmentphilsophie sprechen – die Aufzählung ist vermutlich nicht erschöpfend und leitet daher keinen Anspruch auf Vollständigkeit ab.

      Zusammenfassend will ich folgendes festhalten: An der Börse ist man gezwungen Geld zu riskieren. Das ist eine Tatsache, derer man sich bewusst sein muss. Und wer dies nicht wahrhaben kann oder will, hat in diesem „Haifischbecken“ nichts verloren! Man darf keine Angst davor haben, kleinere Blessuren davonzutragen. Die Risiken, mit denen man es bei bedachter Vorgehensweise im Regelfall zu tun hat, sind nicht unerträglich hoch. Wenn man sich diesem Risiko stellt, nutzt man die einzige realistische Chance, jemals aus der Masse der wenig erfolgreichen Händler herauszutreten. Der Preis, den man für diese einzigartige Möglichkeit bezahlt, besteht in einem Zustand der „Besorgnis“. Aber diese Besorgnis ist nicht die Krankheit, für die die moderne Psychologie sie hält. Sie ist die Würze des Lebens! Wenn man sich erst einmal daran gewöhnt hat, wird man sie genießen. ;)