Risikomanagement

      Ich gebe hier mal meine Meinung ab und erhebe keinen Anspruch, auf Deine Frage eine allgemein gültige Antwort zu geben (ich glaube nicht einmal, dass es die gibt):

      Problem Nr.1
      Zieht man den Stop zu schnell nach, wird eine profitable Position zu früh aufgelöst, zieht man zu spät nach, gibt man sichere Gewinne wieder ab. Ich halte die Vorschläge von Voigt zur StoppVERsetzung nach Trendfolge immer noch für die sinnvollsten. Cocoriegel arbeitet ähnlich, wie in seinen Postings deutlich wird. Für den Initialstopp ziehe ich mittlerweile Hintmans ATR-Regel vor. Da ich zu häufig von Stoppfischings aus dem Markt gekegelt wurde.

      Problem Nr.2
      Der Erfolg des Tradens hängt vom Verhältnis zwischen durchschnittlichen Gewinn- zu den durchschnittlichen Verlusttrades und von den TradeGELEGENHEITEN ab. Wenn Dein System eine positive Gewinnerwartung hat, sehe ich keinen Grund, warum Du Dein ganzes Tradingkapital nicht gleichzeitig investieren solltest. So erhöhst Du die Zahl der Trades und (bei einem funktionierenden System) beschleunigst dein Kapitalwachstum. Hältst Du Tradingkapital zurück, so tradest Du ja, als wäre dieses Kapital gar nicht vorhanden. Funktioniert Dein System nicht, so verlangsamst Du Deinen schleichenden Ruin, läufst bei einem schlechten System aber ohnehin darauf zu. Bist Du von Deinem System nicht überzeugt, bietet es sich natürlich an, es nur in wenigen Positionen zu "testen".
      Einen Hedge mittels 1:1 Partizipation am Gesamtmarkt finde ich persönlich wenig elegant.
      Du erreichst damit höchstens eine Verlagerung des Risikos und minimierst es 1:1 zu Lasten der Performance. Was, wenn bei einem Anstieg Deine Werte überproportional klettern oder der Markt überproportional zu Deinen Werten fällt? Gleichzeitig beraubst Du Dich der Performance, die Du ohne Hedge machen würdest. Da wäre es billiger, gleich von Beginn an, kleinere Positionen zu nehmen. Darauf zu achten, dass Du stets SINNVOLLE Long- und Shortpositionen im Depot hast, halte ich für klüger, aber nicht für zwingend notwendig.

      Wenn es eine kluge Absicherung gegen Kurskatastrophen gibt, dann sind es Optionen. Eine Option, die relativ weit aus dem Geld liegt, ist billig und ihr Preis kann als Versicherungsprämie abgeschrieben werden, so dass sie im Vergleich zum gewünschten Kursverlauf im Underlying nicht allzu sehr ins Gewicht fällt. Dann gilt es abzuwägen, was einem diese Absicherung wert ist, bzw. wie weit man abgesichert sein möchte.
      Bei Futures-Geschäften (die ich noch nie betrieben habe) sollte man imho immer über Optionen in beiden Richtungen abgesichert sein. Ein Stromausfall oder Probleme bei der Anbindung zum Broker am 21. Januar hätten katastrophal sein können. Die Eigenschaft von Optionen, dass sie im Fall von plötzlichen, heftigen Kursbewegungen von der ansteigenden Volatilität profitieren macht sie anderen Absicherungen überlegen. Dies funktioniert aber nur, wenn die Vola zum KAUFZEITPUNKT niedrig ist. Im derzeitigen Marktumfeld macht ein Neuengagement in Optionen imho keinen Sinn. Es sei denn, man erwartet noch mehr Volatilität, als wir ohnehin schon haben. Mit anderen Worten: Optionen sind im Moment recht teuer.

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      Risikomanagement

      @all:

      Ich bin gerade dabei mein Risikomanagement zu überarbeiten und nochmals zu überdenken und bin dabei auf zwei Fragestellungen gestossen, zu denen mich mal eure Meinung interessiert hätte. Vorab vielleicht noch die Info, ich trade überwiegend Aktien EOD.

      Problem Nr. 1:
      Seit kurzem arbeite ich mich Kurszielen. Setzte diese genauso wie den Stop nun auch mit ATR an. Ich achte auch immer darauf, daß ich ein CRV > 1 habe. Nun bin ih in der Situation, daß einige Positionen in meine Richtung (also zum Kursziel) gelaufen sind (was ja schonmal schön ist). Betrachte ich aber nun meine Positionen, so liegt der stop weiter weg als das Kursziel (bedingt durhc die Kursentwicklung). Also vom Status Quo aus gesehen habe ich ein CRV < 1. Es sind natürlich nur Buchgewinne, aber die Frage stellt sich mir schon, ob es nach einer gewissen Zeit nicht Sinn macht, den Stop nachzuziehen um wieder ein vernünftiges CRV zu haben? Mich würde hier mal die Vorgehensweise derjenigen interessieren, die auch mit ATR stops und PT bestimmen.

      ProblemNr. 2:
      Ich habe mich mit Büchern über MM/RM auseinander gesetzt und dabei vor allem die Fixed Risk Regel übernommen. Ich riskiere 1% des Gesamtkapitals je Trade. Was ich aber nirgends gefunden habe sind Faustregeln wie hoch bspw. der Investitionsgrad sein sollte. Ich definiere als Gesamtrisiko mal alle Abstände zum stop der momentan bestehenden Psoitionen, egal ob long oder short. Wie hoch sollte dieses Gesamtrisiko sein? Und wie sollte eine Quote long/short maximal aussehen (habe im Moment fast nur shorttrades im Depot, habe mir bereist überlegt einen long auf den DAX einzugehen, nur um das Depot zu hedgen)? Mir ist klar daß es hier keine allgemein gültigen Aussagen geben kann und dass letzendlich jeder für sich die richtigen Kannzahlen finden muss. Ich will auch keine Lösungen, sondern einfach mal Erfahrungen hören auf welche Kennzahlen ihr achtet, achtet ihr überhaupt darauf ud wo eure Grenzen bzgl. Gesamtrisiko und long/short-Ratio sind.

      Ich hoffe mich verständlich ausgedrückt und alles nicht zu kompliziert umschrieben zu haben.

      Für Ideen, Erfahrungen oder kleine Denkanstösse wäre ich sehr dankbar....
      Ein Trade ist wie ein Linienbus: Man sollte Ihnen niemals hinterherlaufen, der nächste kommt bestimmt!