Die Auswirkung der Vola auf die Preisbildung bei Optionsscheinen

      DickT schrieb:

      @Cerberus

      Ich sehe das richtig, dass sich diese unter 1 und 2 genannten Daten dann nur auf Option und nicht Optionsscheine beziehen?

      Wie auch immer, es wird wohl doch Zeit, dass ich mich intensiver mit börsengehandelten Optionen befasse und weniger mit Optionsscheinen.
      Ja,
      Ja,

      und ich empfehle US!!!!!! Optionen, wegen Liquidität und SEC - die bei kleinsten Mogeleien brutal wird.

      MFG

      Cerberus24

      DickT schrieb:



      Mit Unregelmäßigkeiten der impliziten Vola eines MM Geld zu verdienen, stelle ich mir ausgesprochen Mühsam vor, da es keine Historien zu impliziten Volas gibt, so dass sie selbst aufgezeichnet werden müssten. Eine Aufwand-Nutzenrechnung sähe dementsprechend grausam aus.

      Darf ich Dich korrigiere:

      1. Es gibt käufliche (nein, nicht was Du denkst) historische Optionspreisdaten, aus denen man für jeden Zeitpunkt die marktunterstellte implizite Vola ermitteln kann. Bei IB konnte man für jeden Kontrakt die Prämienreihen abrufen. Für laufende und 1 oder 2 verfallene.

      2. Es gibt genügend (US)Volatility-Scanner. Siehe Ivolatility und OptionsExpress. Ein Paperaccount bei ToS ist ausserdem auch meist sehr lehrreich.

      3. Optionvue etc. macht das auch sehr gut - aber teuer. Das nutzen viele zum RT von Volatilitäten- bzw deren ABnormalität.


      MFG

      Cerberus24
      @PT und Cerberus24

      Nochmals danke für die umfassenden Einblicke, auch wenn der Kern der Frage bereits mit einem kleinen Satz beantwortet wurde. ;)

      Mit Unregelmäßigkeiten der impliziten Vola eines MM Geld zu verdienen, stelle ich mir ausgesprochen Mühsam vor, da es keine Historien zu impliziten Volas gibt, so dass sie selbst aufgezeichnet werden müssten. Eine Aufwand-Nutzenrechnung sähe dementsprechend grausam aus.

      Das Argument:
      "Inhaltlich ist die Volatilität anti-persistent, was heißt, daß nach einer Phase hoher Volatilität eher niedrige folgt und umgekehrt. Volatilität zeigt also gerade nach extremen Bewegungen Anti-Trends (Hurst-Exponent << 0,5). Nach einer schnellen Bewegung ist die Einpreisung künftig niedrigerer Volatilität grundsätzlich also naheliegender als die Übernahme der historischen Werte."

      Ist natürlich logisch und richtig. Je nachdem, was gerade passt, kann nach einem Vola-Sprung dieses Argument für fallende impl. Vola anführen oder der Emi verweist auf eben diesen Sprung zur Begründung einer höheren impl. Vola. Das gleiche gilt vice versa für Marktphasen, die von fallender Vola gekennzeichnet sind.

      Bei den Links von Cerberus fiel mir vor allem der Hinweis auf das Vola-Smile auf. Die Tatsache, dass die impl. Vola ATM am niedrigsten ist, war mir bisher nicht bewusst. Wohl deshalb, weil sie sich ITM hinter einem wachsenden Anteil des inneren Werts besser verstecken kann. In der Gegenrichtung spiegelt sich das bei tief OTM viel deutlicher ab.
      Die Vola verhält sich hier ähnlich wie die Aussage: ATM ist der Zeitwert der Option am größten.

      DickT schrieb:


      Cerberus24 schrieb:


      DickT schrieb:

      !
      Vola ist nun mal nur auf die Vergangenheit zu berechnen, eine tatsächliche Vola de facto unbeobachtbar und die implizite Vola ein "Phantasiewert" (beruhend auf den ganz eigenen Erwartungen) des Emittenten.
      Die implizite Vola ist nicht nur vom MM "phantasierbar" - sondern man kann sie ja jederzeit aus den Optionspreisketten rechnerisch ermitteln.

      MFG

      Cerberus24


      Der MM legt erst die implizite Vola fest und errechnet dann den OS-Preis. Lediglich der Anleger geht den umgekehrten Rechenweg, um die implizite Vola zu erfahren und beurteilen zu können, ob der OS relativ teuer oder relativ billig ist. Und da niemand die künftige Vola bis zum Ende der Laufzeit wissen kann, die Festlegung der impliziten Vola, wie im letzten Posting aus meiner praktischen Erfahrung abgeleitet, keinen dem Anleger auch nur ansatzweise erahnbaren Regeln unterliegt und sich nicht an den Größen orientiert, die der Anleger erwarten könnte, ist es nun mal ein "Phantasiewert" aus dem Kopf des MM, der heute mal höher und morgen mal niedriger ausfallen kann. Völlig willkürlich.
      Das ist eben der Unterschied zwischen OS und Optionen: Bei Optionen werden die Preise letztendlich durch den Markt blitzschnell (Liqui vorausgesetzt) korrigiert. Und damit die implizite VOla-annahme des Marktes ausgedrückt. Deswegen NEVER OS, wenn schon dann börsengehandelte Optionen und dort aus meiner Sicht eher US, wegen Liquidität und SEC!!!!

      MFG

      Cerberus24
      @Roti

      Ich ärgere mich über meine eigene (wiederholte) Naivität, die Finanzindustrie würde auch nur eine Gelegenheit auslassen, kurzfristig faires Verhalten an den Tag zu legen, um langfristig Kunden zu gewinnen.

      Vielen Dank, dass Ihr einige Links mit Basiswissen zu Optionsscheinen postet, davon profitiert jeder, der sich einlesen möchte. Jedoch denke ich, mit der Theorie recht gut vertraut zu sein. Mir ging es um die praktische Handhabe der Theorie. Weniger um die Frage, welche Auswirkung hat Volatilität, was ist implizite Vola & Co., sondern mehr um die Frage: Welche Vola nimmt der Emi bei seinen Produkten an und habe ich eine Chance die Volaerwartung des Emis vorherzusehen?

      Wissen über Vola

      DickT schrieb:

      keinen dem Anleger auch nur ansatzweise erahnbaren Regeln unterliegt und sich nicht an den Größen orientiert, die der Anleger erwarten könnte, ist es nun mal ein "Phantasiewert" aus dem Kopf des MM, der heute mal höher und morgen mal niedriger ausfallen kann. Völlig willkürlich.

      Hallo,

      finde die Ratgeber zu OS immer recht lustig, denn genau dein Thema hier zeigt die "Hilflosigkeit" gegenüber dem Emi ;)

      technische-analyse-portal.de/b…n-zu-optionsscheinen.html (eine von vielen Adressen für Ratgeber)
      Beste Grüße

      Roti :)

      Cerberus24 schrieb:

      DickT schrieb:

      !
      Vola ist nun mal nur auf die Vergangenheit zu berechnen, eine tatsächliche Vola de facto unbeobachtbar und die implizite Vola ein "Phantasiewert" (beruhend auf den ganz eigenen Erwartungen) des Emittenten.
      Die implizite Vola ist nicht nur vom MM "phantasierbar" - sondern man kann sie ja jederzeit aus den Optionspreisketten rechnerisch ermitteln.

      MFG

      Cerberus24


      Der MM legt erst die implizite Vola fest und errechnet dann den OS-Preis. Lediglich der Anleger geht den umgekehrten Rechenweg, um die implizite Vola zu erfahren und beurteilen zu können, ob der OS relativ teuer oder relativ billig ist. Und da niemand die künftige Vola bis zum Ende der Laufzeit wissen kann, die Festlegung der impliziten Vola, wie im letzten Posting aus meiner praktischen Erfahrung abgeleitet, keinen dem Anleger auch nur ansatzweise erahnbaren Regeln unterliegt und sich nicht an den Größen orientiert, die der Anleger erwarten könnte, ist es nun mal ein "Phantasiewert" aus dem Kopf des MM, der heute mal höher und morgen mal niedriger ausfallen kann. Völlig willkürlich.

      Optionen vs Optionsscheine

      Cerberus24 schrieb:

      2. DIese Problematik tritt verstärkt bei den OS statt Optionen auf. Bei Optionen sind solche "Fehlpreisungen" auf Grund der Markttransparenz, Arbitrage und ...Optionsketten! schlechter möglich.

      Hallo,

      DickT wir hatten hier schon kurz eine Diskussion:

      HV-Termine, Dividendenzahlungen, Links & Co

      Cerb, genau deshalb schreibe ich gerne Optionen direkt an der Eurex bzw. würde bei Long Call oder Long Put die Eurex oder andere Terminbörsen vor den Emittenten-Produkten immer bevorzugen :D
      Beste Grüße

      Roti :)
      Ich denke schon, dass mir die drei genannten Begriffe sehr klar sind.
      Mein Begriff "tatsächliche Vola" meint in diesem Zusammenhang die Vola, die man aufgrund der historischen Vola bezogen auf den Betrachtungszeitraum in der Größe der Restlaufzeit fairerweise zumindest als Annäherung und Tendenz für die implizite Vola annehmen könnte/sollte/dürfte - dass der Emi eine ganz andere Vola für die Zukunft annehmen und demnach einpreisen kann, war mir bisher nur theoretisch klar. Der Emi kann sein Produkt zu teuer oder gegebenenfalls auch zu billig anbieten und damit die Nachfrage über den Verkaufserfolg des Finanzprodukts OS entscheiden lassen. Praktisch hätte ich von den OS-Emis zumindest erwartet, dass sie sich bei der Preisbildung an dem einzig belastbaren Kriterium, nämlich der historischen Vola und deren Verlauf orientieren. Doch genau das tut der Emi nicht!
      Vola ist nun mal nur auf die Vergangenheit zu berechnen, eine tatsächliche Vola de facto unbeobachtbar und die implizite Vola ein "Phantasiewert" (beruhend auf den ganz eigenen Erwartungen) des Emittenten.
      Nun weiß ich, dass ich dem Emi bei der Ermittlung seines ur-eigenen "Phantasiewerts" andere Beweggründe zu unterstellen habe, als die, die der Anleger logisch nachvollziehen könnte. Etwa eine Schieflage der hauseigenen Position, die durch künstliche Verbilligung des einen oder anderen Produktes wenigstens in Teilen ausgeglichen werden kann.
      Das Tragische für den Kunden besteht nun darin, dass es praktisch möglich ist, mit seiner Annahme einer steigenden Vola richtig zu liegen, der Emi jedoch schlicht eine andere, in Gänze intransparente "Ansicht" vertritt. Damit bleibt man, wie oben beschrieben, bei OS auf Gedeih und Verderb dem Gutdünken des Emis ausgeliefert. Zur Eindämmung dieser Praxis bleibt nur die Hoffnung, dass eine von einer nachvollziehbaren Grundlage zu krass abweichende Vola-Erwartung und Tendenz der impl. Vola (steigend/fallend) auf Dauer Kunden abschreckt. Denn letztere ist nicht vorhersehbar und schon gar nicht berechenbar.

      P.S. Der Link von Phantom war sehr hilfreich. Vielen Dank.

      DickT schrieb:

      Ja, soweit war ich auch schon :)
      Das heißt aber auch, dass jede Vola-abhängige Strategie mit OS nicht umzusetzen ist, da selbst wenn die tatsächliche Vola steigt, der Emi stur das Gegenteil einpreist und die Strategie ad absurdum führt. Insofern ist auch das Vega eine quasi überflüssige Angabe, wenn der Emittent schlicht falsche Tatsachen einpreist und nach seinem Gutdünken die künftige Vola festlegt.
      1. Ich weiss nicht, ob Dir die Begriffe HISTORISCHE, TATSÄCHL. und IMPLIZITE Vola in ihrer Bedeutungstiefe klar sind. Die implizite Vola kann natürlich vom EMI stündlich rauf und wieder runter korrigiert werden.
      2. DIese Problematik tritt verstärkt bei den OS statt Optionen auf. Bei Optionen sind solche "Fehlpreisungen" auf Grund der Markttransparenz, Arbitrage und ...Optionsketten! schlechter möglich.
      3. Generell nehmen aber die Volatricksereien zu, weshalb nichtregulierte Derivate ausserhalb der grossen Börsen stets (auch wegen Spread und Kosten) wenig Chancen zum Profitieren -bis auf den Marketmaker- gibt.

      MFG

      Cerberus24
      Ja, soweit war ich auch schon :)
      Das heißt aber auch, dass jede Vola-abhängige Strategie mit OS nicht umzusetzen ist, da selbst wenn die tatsächliche Vola steigt, der Emi stur das Gegenteil einpreist und die Strategie ad absurdum führt. Insofern ist auch das Vega eine quasi überflüssige Angabe, wenn der Emittent schlicht falsche Tatsachen einpreist und nach seinem Gutdünken die künftige Vola festlegt.
      Die Kennzahlen des OS:
      Berechnungszeitpunkt 19:59:19 Uhr 05.09.08: Delta -0,51 / Hebel -14,27 / Implizite Volatilität(Geldkurs) 21,00% / Omega -7,24 / Theta -0,77 / Vega 0,18

      und anbei noch eine kurze Erklärung:

      "implizite Volatilität Geld
      Die "Implizite Volatilität Geld" entspricht der auf den Verkaufskurs (Geldkurs) eines Derivats bezogenen, vom Emittenten bis Laufzeitende des Produkts angenommenen Schwankungsintensität eines Basiswerts."

      Quelle: boerse-stuttgart.de

      Wie man schön sehen kann, heißt es "angenommene Schwankungsintensität". Sprich wenn der Emittent davon ausgeht, dass der Dax zukünftig, d.h. bis zum Ablauf des OS, wieder weniger Vola aufzeigt, dann fällt die implizierte Vola. Sprich der Emi kann machen was er will ;)

      Grüße
      Firebold
      Mag der Pessimist auch Recht behalten - der Optimist hat bis dahin besser gelebt.

      Die Auswirkung der Vola auf die Preisbildung bei Optionsscheinen

      Bisher bin ich davon ausgegangen, dass sich die implizite Vola bei Optionen, die nicht meilenweit aus dem Geld sind und deren Verfall nicht kurzfrstig ansteht, an der historischen Vola bezogen auf die Restlaufzeit des OS orientiert - bei 200 Tagen Restlaufzeit also plus/minus eine implizite Vola der letzten 200 Tagen haben. Der Schreiber des Scheins hat hier natürlich einen gewissen Spielraum und kann seinen Schein höher oder niedriger preisen, was dazu führt, dass die implizite Vola steigt oder fällt. Nichtsdestotrotz bin ich bisher davon ausgegangen, dass zumindest die Richtung stets stimmig sein sollte. Steigt die historische Vola im Zeitrahmen der Restlaufzeit, sollte auch die eingepreiste Vola steigen und umgekehrt.
      Beim Kursrutsch der letzten beiden Tage stelle ich jedoch das Gegenteil fest. Der Schein TB1RR7 hatte am Dienstag noch eine impl. Vola von 25,xx%, jetzt liegt die Vola mit 23,21% deutlich darunter, obwohl die Vola im Markt (auch bezogen auf die Restlaufzeit) ansteigt!

      Gehe ich hier von falschen Annahmen bezüglich der Vola-Berechnung oder deren Einpreisung in den Schein aus? Oder verhält sich der Emittent einfach nur unanständig?
      Wenn nicht wie oben beschrieben, wie kann ich dann vorraussehen, ob die OS-Vola je nach Kursreaktion steigen oder fallen wird?

      Ich würde mich über eine Aufklärung, insbesondere des O-Spezialisten PT freuen. Vielen Dank!