Erfahrung mit Vermögensverwalter

      Ein Vermögensverwalter sollte in diesem Fall folgendermaßen vorgehen:

      1) Feststellung der finanziellen Situation
      Damit meine ich das Aufstellen sämtlicher Vermögenswerte und ggf. Verbindlichkeiten sowie Ausgaben und Einnahmen. Also eine Art Bilanz und GuV auf privater Basis. Ich stricke jetzt einfach mal nen Fall basierend auf den Angaben von RS8. Mitte 50, gehen also in 10 Jahren in Ruhestand. Vermögen 500 TEU in Bar und 150 TEU in vermieteten Immobilien (Eigenheim nicht beachtet, das ist aber bis Rentenbeginn entschuldet). Einnahmen aus der Miete: 600 monatlich; aktuell Einkommen von 2500 netto, später mal Rente von 1100. Aktuelle Ausgaben: EUR 2.300

      Mit 65 ist die Situation folgende: Die Kosten bleiben bei EUR 2.300, Einnahmen sinken aber auf 1.800 (Rente plus Miete), also mtl. Unterdeckung von EUR 500, im Jahr EUR 6.000. Nun leben die beiden noch 25 Jahre (werden also 90), dann fehlen 150.000 (6.000 x 25 Jahre). Diese legen wir auf einen GMF und entnehmen monatlich EUR 500, bleiben noch EUR 350.000. Für die 10 Jahre bis das losgeht lässt sich auch noch was rentableres finden, aber ich würde nicht zu viel Risiko eingehen, denn erstens kann ich dasja mit dem rest, und zweitens sollten die dann bei Rentenbeginn schon auch zur Verfügung stehen.

      Das Gesamtvermögen ist nun EUR 500.00 (350 bar + 150 Immobilien). Da die TEU 350 ja niemals wirklich für die Lebenhaltungskosten benötigt werden, und im Notfall ja noch eine Immobilie da ist, wieso soll dann nicht für die EUR 350.000 ein dynamische Strategie mit hohem Aktienanteil verwendet werden, sagen wir mal 70 % - 80 % ?. (ungeachtet der emotionalen Schiene, das ist wieder was anderes). Das wären dann ca. 250.000 in Aktien, 38 % des Gesamtvermögens, wenn man den GMF mitrechnet. Selbst wenn die Aktien alle in die Grütze gehen, kommen die Leute noch nicht in finanzielle Nöte.

      Mir geht es dabei gar nicht um die absoluten Zahlen, sondern eher um die Vorgehensweise an sich. Was brauche ich denn, was ist alles da, welche Risiken kann ich mir leisten usw. ? Ich weiß, Inflation ist noch nicht berücksichtigt, aber auch nicht daß die mit 90 Jahren nicht mehr soviel brauchen wie jetzt. Soll nur mal ne grobe Veranschaulichung sein.

      Wer sich immer gefragt hat warum die Vermögensverwalter das alles wissen wollen, man wolle doch nur sein Geld für ne gute Rendite anlegen, was spielen da meine Mieteinnahmen für ne Rolle: Genau deshalb!Die Asset Quoten sind das Entscheidende.


      2) Einsatz der Instrumente
      Bei einem Vermögen dieser Fonds macht eine VV auf Einzelaktienbasis keinen Sinn. Folgendes Rechenbeispiel: Das Aktienexposure soll folgendermaßen diversifiziert werde: Europa 30 %, USA 30 %, Japan 20 % Emerging Markets 20 %. In EUR entfallen also EUR 75.000 auf Europa oder USA. Investiere ich je Aktie ein Minimum von EUR 5.000 (Stichwort Orderkosten), kann ich gerade mal 15 Aktien kaufen. Wie soll ich da verbünftig diversifizieren?

      Deshalb ist bei dem Betrag eine VV auf Fondsebene sinnvoller. Und da gibt es nicht nur Aktien- und Rentenfonds, sondern auch Rohstoffe, Absolute Return, Währungsfonds, und man kann auch Fonds einsetzen die systematische Hanndelssysteme verfolgen. Diese breite Diversifizierung ist gar nicht so wegen der Performance wichtig, die steigt nur marginal. Aber die Vola nimmt immens ab.

      Natürlich stellt sich hier die Kostenfrage. Dazu folgendes: Ein Verwalter zahlt für seinen Kunden keinen Ausgabeaufschlag und hat zudem Zugang zu institutionellen Tranchen. Die sind in den laufenden Gebühren deutlich günstiger, und die meisten Verwalter geben diese Kickbacks sogar zurück und berechnen ein eigenes Honorar, das nicht unbedingt teurer ist als ein VV auf Einzelwertbasis.



      Ich kann gar nicht genug betonen wie wichtig der erste Punkt ist. Die richtigen Asset Quoten ,zugeschnitten auf die persönlichen Zahlungsströme, sind für den Erfolg der Anlage das Entscheidende. Was das Timing oder die Wertpapierauswahl angeht, da ist eh mal der Verwalter besser, im nächsten Jahr der andere und im Jahr 3 hat wieder ein anderer das etwas glücklichere Händchen. Kochen tun alle nur mit Wasser, und keiner weiss wirklich mehr als der andere oder ist klüger.

      Und auch was die unterschiedlichen Investmentansätze angeht mit denen sich viele immer wieder brüsten, den Stein der Weisen gefunden zu haben: Das ist wie mit den Tradingstrategien, mal funktioniert das Setup besser, mal das und mal das. Ich würde daher gar nicht soviel Zeit damit verschwenden, mir die unterschiedlichen Investmentstrategien der Verwalter anzuschauen.
      Ein Trade ist wie ein Linienbus: Man sollte Ihnen niemals hinterherlaufen, der nächste kommt bestimmt!

      Gordon Gekko schrieb:

      Aktien grundsätzlich ausschliessen würde ich nicht, das ist halt immer eine Frage der Quote, je nach Risikoneigung.

      Das sehe ich auch so. Aktien können zwar volatil sein, aber sie sind immer noch ein Sachwert. Die Finanzkrise hat gezeigt, wie knapp es bei der Sicherheit von Geldwerten sein kann. Da keiner die Zukunft voraussagen kann, würde ich das Risiko streuen. Die Fausformel von goso für den Aktienanteil halte ich für angemessen. Dann noch ein Notgroschen in Gold für die maximale Katastrophe und den Schwerpunkt in Anleihen. Bei den Anleihen würde ich Staatsanleihen und Unternehmensanleihen je nach Riskikoneigung mischen.

      Die Skepsis gegenüber Vermögensverwaltern teile ich. Es gibt da wirklich zu viele schwarze Schafe.
      Gruss Shakesbier
      Two Bier or not two Bier (Shakesbier) :D
      Aktien grundsätzlich ausschliessen würde ich nicht, das ist halt immer eine Frage der Quote, je nach Risikoneigung.

      Was die Zielrendite von 10 % p.a. angeht möchte ich aber gleich mal etwas desillusionieren. Sagen wir mal die legen das Vermögen zu 30 % in Aktien (was durchaus sehr dynamisch ist für die Verhältnisse, aber nun gut) und 70 % in Renten im Investment Grade Bereich an. Mit den Renten wirst du wohl nicht arg viel mehr als 4 % erwirtschaften können, je nach Laufzeit usw. Dann muss der Aktienanteil mit durchschnittlich 24 % rentieren um am Ende auf 10 % für das Gesamtvermögen zu kommen. Da sage ich jetzt einfach mal daß dies unmöglich ist, besonders kontinuierlich über einen längeren Zeitraum, vor allem wenn man die Aktien auch noch halbwegs diversifizieren will. Da kann der Verwalter noch so gut im Timing sein, das wird er nicht schaffen.
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      Das ist eben die Frage der Asset Allocation, bei steigendem Alter nimmt man tendenziell mehr Bonds, es gibt da eine "Faustformel", die besagt 100 - Lebensalter = prozentueller Aktienanteil am Portfolio, der Rest Anleihen, wie sinnvoll diese Aufteilung ist hängt von vielen anderen Komponenten ab, im geschilderten Fall würde ich sie aber nicht gänzlich unsinnig sehen. Bei den Aktien muss aber sicher diversifiziert werden, ein "gesunder" Branchenmix mit relativ dividendenstarken Werten sollte es schon sein.
      Naja, die Sorgen der älteren Leute hätte ich auch gerne. Vermögensverwalter? Würde ich nicht machen, zuviel schwarze Schafe. Dann ist es vorbei mit dem sorgenfreien Lebensabend.

      Aktien in dem Alter? Zu riskant, kann auch mal 10 Jahre deutlich fallen. Was kann ihnen noch passieren? Selbst wenn sie ganz unspektakulär in sicheres Tagesgeld und Festgeld anlegen, Zinsen plus Mieteinnahmen plus Rente, vermutlich leben sie auch noch mietfrei im eigenen Haus.

      Würde noch einen Teil vergolden für den Fall einer Hyperinflation oder Währungsreform, sicher ist sicher.

      Und dann das Ausgeben nicht vergessen, es hat bisher noch keiner etwas mitgenommen. ;)
      Also die erwähnten 500k sind relativ liquide - soweit ich weiß als kurzfristige Termineinlagen angelegt, die nun nach und nach fällig werden. Neben Mieteinnahmen existieren weiterhin Ansprüche auf gesetzliche Rente, die in den nächsten 10 Jahren fällig werden. Von daher ist eine gewissen Risikoneigung durchaus vorhanden mit eine Zielrendite von sagen wir mal um die 10% p.a.
      Wenn es nach mir ginge, würde ich die Kohle auf Dividenden starke Aktientitel und Termineinlagen bzw. Staatsanleihen verteilen. Aber vielleicht können das Vermögensverwalter ja besser
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      - Larry Hite -

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      Auch die steuerlichen Aspekte beachten, gibt ja Anlageformen die mehr oder weniger sogar begünstigt werden.
      Der Autor ist in den besprochenen Werten zumeist selbst investiert. Traden auf eigene Gefahr, Signale sind aktuell großteils experimentell zwecks Challenge "In 30 Tagen zur Trading Strategie".
      Plane deinen Trade, trade deinen Plan!
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      Nach Möglichkeit auf mehrere Anbieter aufteilen, kann aber bei 500k eventuell schwierig werden.

      Vorher klären was das Hauptziel sein soll, Ertrag = Risiko, oder geringerer Ertrag dafür relativ sicher. Was ist das Anlangeziel? Laufende Entnahmen der Erträge oder thesaurieren? Wie schnell soll das Kapital "flüssig" sein können/müssen?

      Erfahrung mit Vermögensverwalter

      Da ich selber dazu nix sagen kann, würde ich einfach mal die Frage in die Runde werfen, ob es hier Erfahrungen mit Vermögensverwaltern gibt.
      Es geht um +500k, die konservativ gemanagt werden sollen für ein Ehepaar in den 50ern. Bisher wurde das Vermögen selbst verwaltet - nach meiner Einschätzung eher suboptimal :huh: - vor allem aber schreckt der Aufwand mehr und mehr ab, der nötig ist, um Anlagen zu finden, Risiken einzuschätzen (Stichwort Einlagensicherung), Erträgnisse aufzustellen etc., sodass man sich damit einfach nicht mehr auseinandersetzen will, zumal außerdem noch Immobilien vermietet werden.

      In Zeiten von Madoff und Co. sicherlich ein schwieriges Thema. Die Idee, das Geld einer Institution anzuvertrauen, die auf Geldanlagen spezialisiert ist und über entsprechendes Know-How und Ressourcen verfügt, ist imho aber gar nicht so verkehrt. Vielleicht hat ja der ein oder andere einpaar Hinweise auf Lager...geht natürlich auch per PN :)
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