mechanische Systeme - Marktauswahl - Filter - MM&RM - Drawdowns - Kennzahlen

      Hier sind meine Diagramme für den ersten Testlauf, also für die ersten 5 Forward Tests.


      Diese Diagramme zeigen den Verlauf der Systemparameter jedes einzelnen Systems.
      Die optimalen Parameter betragen TP=12 und SL=4.


      Man kann erkennen, dass diese Verläufe ruhiger werden, wenn der IOS Zeitraum größer wird.
      Bei dem Test #5, IOS=1 Jahr, sieht man wie sprunghaft der Parameter seinen Wert ändert, diese Volatilität schlägt sich auch in der Equity Curve nieder.

      Vermutung
      Bei der sprunghaften Veränderung fiel mir folgendes auf:
      Ändert sich der Wert sehr rasch, so ist es wahrscheinlich, dass das System mit der Änderung nicht" klar kommt", und ein negatives Ergebnis liefert.

      Beispiel bzw. Beweise dafür werde ich noch nicht liefern, da ich einfach noch zu wenig relevante Daten habe um eine valide Aussage treffen zu können.

      Ich werde diese Vermutung aber im Hinterkopf behalten und euch nach mehreren Test präsentieren.

      Grüße
      Christoph
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      Fortsetzung
      Neuerungen:
      - MAR Angabe
      - max. Time to Recover (manuelle Auslesung; die längste Zeitdauer eines Drawdown, NICHT zwingend die Zeitdauer des größten Drawdowns)
      - IOS und OOS - Verdrehung wurde richtig gestellt



      5. Forward Test (Bild6)
      IOS: 1 Jahr (ca. 10-25 Trades)
      OOS: 1 Jahr (ca. 10-25 Trades)
      zu optimierender Wert: ProfitFaktor

      Trades= 209 (16/Jahr)
      CAR= 5.92%
      Max. DD= 36.25%
      MAR=0.16
      Trefferquote= 29.19%
      SharpeRatio= 0.90
      Pips/Trade= 17.97
      ProfitFaktor= 1.23
      reales CRV (avg.Win/avg.Loss)= 2.98
      max. Time to Recover= 5 Jahre


      Zwischenbericht

      Ich habe nun 5 ForwardTests mit unterschiedlichen Zeitperioden durchgeführt.
      Es kommt kein Ergebnis in die Nähe des optimalen Verlaufes, jedoch zeigen alle Tests einen Aufwärtstrend.
      Bei ersten hinschauen auf die Equitylines schaut das "Bild6" am besten aus, jedoch darf man nicht außer Acht lassen, dass diese Equitylines einen unterschiedlichen Startzeitpunkt haben.
      Das wäre auch schon mein erster Verbesserungsvorschlag: Man sollte alle Equitylines von dem gleichen Startdatum aus laufen lassen, so können die Ergebnisse besser verglichen werden.

      Große Unterschiede treten nach meinem Ermessen aber nicht auf, was dem System wiederum eine gewisse Stabilität verleiht.

      Weiteres Vorgehen
      - 5 ForwardTests mit den selben Perioden aber mit einer anderen zu optimierenden Variablen
      - ich werde einen ForwardTest manuell erstellen, und vergleichen ob der Mensch besser abschneidet als der Computer (auf was ich dabei wert lege, kommt später)
      - ein Diargramm mit allen Parametern des Systems, und wie sie sich im Laufe des Tests verändert haben (um Ausreißer zu finden)
      - gleicher Startzeitpunkt der verschiedenen Tests um besser vergleichen zu können (außer es kommen von der Community Einwände)

      Grüße
      Christoph
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      Ja, genau so wie du es beschreibst funktioniert Cross Validation, einige Programme "können" das out of the box, bei AB weiß ich es nicht.

      Klar, MAR ergibt sich bzw. kann man errechnen, für mich ist das eine der wichtigeren Kennzahlen bei der Systementwicklung, irgendwelche Riesen-DDs -in der Relation zum CAR- kann kein Mensch brauchen, ausserdem stellt sich dann ziemlich schnell die Frage ob man das System dann live weiterhandeln lässt.

      Welche "time to recover" man zur Betrachtung heranzieht -max oder avg- ist mehr oder minder "Geschmackssache", bevor ich ein System allerdings live handeln würde möchte ich schon die max. Zeit aus den Backtests kennen, die Realität ist dann meist ohnehin noch um einiges grausamer, Murphy schläft nicht. ;)
      EDIT: Ich habe im gesamten vorigen Post IOS und OOS vertauscht. Zur Klarstellung: IOS (InOfSample) ist der Optimierungszeitraum, OOS (OutOfSample) ist der Testzeitraum/Anwendungszeitraum.

      @goso
      Also werden bei einem Zeitraum von 10 Jahren z.B. 5Blöcke zu je 2 Jahren gebildet?
      Erster Test sieht dann wie folgt aus: IOS=1,2,3,4,5,6,7,8 OOS=9,10
      Zweiter Test: IOS=1,2,3,4,5,6,9,10 OOS=7,8
      ........
      Habe ich das richtig Verstaden?

      Ja, das MAR-Ratio ist sehr wichtig, und ich werde mein Forward-Testing sicher auch auf diesen Wert hin optimieren.
      Ich habe diesen Wert aber nicht angegeben, da das CAR und der Max.DD angegeben sind. (Ich kann es natürlich aber auch hinzufügen, sofern es dir ein Anliegen ist.)

      Leider spuckt Amibroker "time to recover" nicht aus. Ich muss mich mit "CustomBacktest" beschäftigen, um diese Kennzahl selbst berechnen lassen zu können.
      Würdest du dann den maximalen Wert oder einen Durchschnittswert bevorzugen?


      Grüße
      Christoph
      Cross Validation kann Schwächen aufzeigen, dazu wird der gesamte historische Datensatz in mindestens 5 gleich grosse Blöcke aufgeteilt, bei den folgenden Tests wird jeder der einzelnen Blöcke als OOS -und der jeweils verbleibende Rest als Opimierungszeitraum- verwendet. Die daraus entstehenden einzelnen OOS Kaptialkurven werden aneinandergefügt. Die sich daraus ergebenden Kennzahlen kann man dann mittels MCS (Monte Carlo Simulation) nochmals genau analysieren, meiner Erfahrung nach scheiden dann die meisten HS schon in dieser Entwicklungsstufe aus.

      Eine der für mich interessantesten Kennzahlen ist das MAR Ratio, diese Kennzahl stellt ein Verhältnis zwischen mittlerer jährlicher Rendite und max. DD dar, ich habe da eine simple Regel, diese Kennzahl muss grösser als 1 sein, alles andere ergibt sehr lange DD Phasen, eventuell auch diesen Wert berechnen, nämlich time to recover.

      Forward-Testing

      Vor kurzem las ich das Buch "Trading Systems von Urban Jaekle und Emilio Tomasini" und wurde dadurch auf die Stellung des Forward-Testing aufmerksam.
      Wird es richtig angewendet, kann es äußerst hilfreiche Informationen über die Systemstabilität liefern.
      Es kann verhindern, dass ein curve fitted System tatsächlich eingesetzt wird.

      Unter richtiger Anwendung verstehe ich die korrekte Anpassung der Längen der InOfSample und OutOfSample Perioden und auch der dabei zu optimierende Parameter (eventuell auch mehrere).

      Ich werde in nächster Zeit mehrere Forward-Tests mit den verschiedensten Systemen und den verschiedensten Einstellungen durchführen, und dann hier posten.
      Das Ziel dieser Testreihe sollte sein, mit dem Thema Forward-Testing vertrauter zu werden und eventuell lässt sich ein kleines Regelwerk erarbeiten.

      Kritik ist erwünscht.

      Heute fange ich mal hiermit an:


      System 1
      - Trendfolger
      - sehr wenig Trades (ca.15-20 pro Jahr)
      - 2000-2014 (ab 2009 5-digits)
      - 2 Parameter (Take Profit und StopLoss)
      - 1.4 Pips Handelskosten pro Trade
      - Währung EUR/USD
      - fixed Risk von 2% per Trade
      - Drawdown ist Intraday


      Backtest mit den optimalsten/stabilsten Parametern (Bild1)
      Trades=287 (20/Jahr)
      CAR=18.35%
      Max. DD=18.63%
      Trefferquote=37.63
      SharpeRatio=2.16
      Pips/Trade=23.73
      ProfitFaktor=1.62
      reales CRV (avg.Win/avg.Loss)=2.68


      1. Forward Test (Bild2)
      OOS: 4 Jahre (ca. 55-75 Trades)
      IOS: 1Jahr (ca. 12- 25 Trades)
      zu optimierender Wert: ProfitFaktor

      Trades= 157 (15/Jahr)
      CAR=4.6 %
      Max. DD= 33.8%
      Trefferquote= 28.66%
      SharpeRatio= 0.60
      Pips/Trade=10.82
      ProfitFaktor= 1.19
      reales CRV (avg.Win/avg.Loss)=2.96


      2. Forward Test (Bild3)
      OOS: 6 Jahre (ca. 100-150 Trades)
      IOS: 2 Jahre (ca. 20- 50 Trades)
      zu optimierender Wert: ProfitFaktor

      Trades= 129 (16/Jahr)
      CAR=6.03 %
      Max. DD= 27.62%
      Trefferquote= 30.23%
      SharpeRatio= 1.00
      Pips/Trade=14.98
      ProfitFaktor= 1.25
      reales CRV (avg.Win/avg.Loss)=2.89


      3. Forward Test (Bild4)
      OOS: 6 Jahre (ca. 100-170 Trades)
      IOS: 1 Jahr (ca. 10- 25 Trades)
      zu optimierender Wert: ProfitFaktor

      Trades= 129 (16/Jahr)
      CAR=7.16%
      Max. DD= 26.90%
      Trefferquote= 30.23%
      SharpeRatio= 1.19
      Pips/Trade=18.15
      ProfitFaktor= 1.31
      reales CRV (avg.Win/avg.Loss)=3.03


      4. Forward Test (Bild5)
      OOS: 2 Jahre (ca. 25-60 Trades)
      IOS: 1 Jahr (ca. 10-25 Trades)
      zu optimierender Wert: ProfitFaktor

      Trades= 192 (16/Jahr)
      CAR= 6.64%
      Max. DD= 32.89%
      Trefferquote= 36.46%
      SharpeRatio= 0.86
      Pips/Trade= 16.73
      ProfitFaktor= 1.30
      reales CRV (avg.Win/avg.Loss)= 2.26



      Ich werde hier noch keinen Zwischenbericht abgeben.

      Grüße
      Christoph
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      Einzeloptimierung sinnvoll?

      Für wie sinnvoll haltet ihr eine Einzeloptimierung?

      Ich verstehe unter diesem Begriff die Optimierung einer Strategie, welche auf mehrere Einzelwerte (EUR/USD, GBP/USD, EUR/GBP, aber auch Aktienwerte,.....) angewendet wird, dahingehend, dass nicht das gesamte Portfolio optimiert wird wird, sondern jeder Wert einzeln, und somit für jeden Einzelwert andere Parametereinstellungen die Folge sind.

      Es ist logisch, dass die einzelwertoptimierung bessere Ergebnisse erzielt, jedoch ist der Grat hin zu Curvefittig schmal.

      Meine Meinung zu dem Thema lautet wie folgt:
      Ist eine genügend große Menge an Trades gegeben (Zahl möchte ich keine nennen, da es sehr auf die verwendete Strategie ankommt, aber mehr als 40 Trades pro Einzelwert pro Jahr sollten es schon sein um eine statistische Aussagekraft zu bekommen), finde ich diese Methode äußerst sinnvoll und sehr mächtig.
      Bezogen auf Aktien kann man dazusagen, dass man bei einem großen Aktienkorb nach Gruppen sortieren kann (entweder Dax & CAC, oder Branchen), und diese Gruppen einzeln optimieren kann.

      Bei Devisen finde ich persönlich es "immer" sinnvoll, die Parameter eines Systemes den einzelnen Währungspaaren anzupassen, da jedes seine "Eigenheiten" hat.
      Ich habe gerade das neue Buch von Thomas Vittner, "Das Tradingtagebuch", gelesen.
      In diesem werden einige von mir im Anfangspost gestellten Fragen beantwortet.

      Mir gefällt an diesem Buch sehr, dass es nach dem Motto "Wer nichts weiß, muss alles glauben" geschrieben ist.

      Meiner Meinung nach (und auch des Autors) ist das Buch für den etwas fortgeschritteren Trader geeignet, (ein Anfänger kann es natürlich auch lesen, nur sollte er nebenbei ein "Börsenlexikon" liegen haben) der mit automatisierten Systemen Geld verdienen möchte.

      EDIT: Habe gerade gesehen, dass Norbert Gundeler das gleiche Motto verfolgt :P

      Mittelwert und Parameterstabilität

      Norbert Gundeler schrieb:

      Die wichtigsten statistischen Unterschiede der Märkte sind die Parameter ihrer Bewegungsverteilungen. Manche Märkte haben eine starke Tendenz zur Mean Reversion in allen Zeitrahmen (wie z. B. Forex), manche Märkte zeigen ausgeprägte Trend-Phasen (z. B. US-Tech-Aktien) und es gibt auch Werte die noch stärker um einen Mittelwert schwanken als bei zufälligen Bewegungen in der Art Brownscher Bewegung, wo also trotz wilder Schwankungen der Mittelwert wie ein starker Magnet zieht. (Auf solchen Märkten ist die oft kolportierte Regel "The trend is your friend" ein strategischer Verlierer.)


      Hallo zusammen,

      klasse Auflistung von NG der ganzen Dinge welche unbedingt Beachtung bei der Entwicklung eines Handelssystems finden sollten, auch macht es das Ganze erst ab gewissen Mindestkontogrößen (Kosten zu Aufwand, Kosten zu Risiko, Systembasket, usw.) interessant ;)

      Eine Strategie/Taktik/Methode zu handeln ist ein "Spiel mit der Wahrscheinlichkeit". Damit diese Wahrscheinlichkeit auch eintritt, braucht es ein kontinuierliches durchhandeln. Werden Trades ausgelassen bewegt man sich der Statistik bzw. aus den Verteilungen heraus. Daher sollte ein selbst entwickeltes System möglichst viele Marktkonstellationen durchlaufen haben um seine Praxistauglichkeit auch bewiesen zu haben bevor mit ganz großem Geld die Automatik alleine loshandeln darf.

      Die Anpassung (Wartung) der Strategie/Taktik/Methode an die Markterfordenisse benötigt gewisse Statistikwerkzeuge, welche die Handelsidee "durchleuchten" und fast robust in jeder Marktphase machen können. Die Statistik wird oft unterschätzt weil arbeitsintensiv und weniger spaßig. Meiner Meinung nach wissen erfolgreiche Händler das ohne eine statistische Grundlage das Trading eher nicht funktionieren kann. Ein Handelssystem ist nur dann stabil, wenn trotz Variationen des Datenfeeds (z.B. von verschiedenen Brokern, Kontributoren, Vendoren) bzw. gewisser Variationen der Parameter das System dennoch gewinnbringend bleibt. Über gute Analysen der Handelsidee bekommt man ein Bild über das Stabilitätsverhalten, was letztlich die Wahrscheinlichkeit auf konstante Gewinne im Markt erhöht.

      Dennoch: Kein Handelssystem dieser Welt vermag Kursverläufe in der Zukunft voraussagen und ohne Verluste handeln können, egal wie hoch der Entwicklungsaufwand war bzw. ist!

      Die erste Million ist die leichteste! - Helnwein Trading aus Österreich

      Viel Erfolg.
      Beste Grüße

      Roti :)

      Visuelle Bewertungen

      zu Thread-Start-Post Frage 8.)

      Viele extrem wichtige Fragen des Lebens werden durch visuelle, oft extrem fix unterbewußt ablaufende Prozesse entschieden, wie u. a. die nach dem eigenen Leben und Tod z. B. beim Autofahren oder die nach der Partnerschaftswahl zur Zeugung von Nachkommen, wo zumindest in der heutigen Zeit in den allermeisten Fällen ganz sicher nichts mit Kennzahlen gemessen wird. Deshalb ist eine visuelle Bewertung auch in einer stark verwissenschaftlichen Zeit nicht per se negativ abzutun.

      Trotzdem wird eine visuelle Bewertung von Trading-Fragen in sehr vielen Fällen zu schwerwiegenden Täuschungen führen. Im eher abstrakten Bereich der Finanzen werden die vermittelten Eindrücke nur bei recht wenigen Menschen eine ähnlich weit entwickelte, in Millionen Jahren Menschheitsentwicklung erworbene Unterstützung durch unsere Hirnstrukturen haben, wie bei den eingangs genannten typischen Alltagsfragen der Abschätzung mechanischer Bewegungen oder der spontanen Sympathie-Erkennung.

      Auch wenn die Verabsolutierung von Zahlen nach der Devise "What I can't measure, I can't manage" unter weitgehender Abschaltung des gesunden Menschen-Verstandes als neumodischer Trivial-"Management"-Bullshit nicht uneingeschränkt unterstützt werden sollte, wird eine Quantifizierung in einem ohnehin schon weitgehend quantifizierten Umfeld wohl doch eher der deutlich empfehlenswertere Weg sein.

      Harte Kenzahlen und reale Psyche

      zu Thread-Start-Post Frage 7.)

      Die Antwort zur Frage zur Bewertung von Drawdowns und dem Umgang mit ihnen hängt relativ stark mit mit den Antworten zu den Fragen 1.) und 2.) zusammen und sie wird neben allen Kennzahlen ganz entscheidend von der subjektiven individuellen Risiko-Empfindung geprägt, weswegen eine Antwort darauf sehr subjektiv sein wird und auch bei rational guten Systemen nur bedingt übertragbar ist.

      Wer wegen seiner mentalen Verfassung ziemlich gelassen Riesen-Verluste ertragen kann und durch glückliche Fügungen nicht gerade schon auf dem aller-ungünstigsten, ihn als Trader finalisierenden Zufalls-Pfad unterwegs ist (ohne es bereits bemerkt zu haben), der kann möglicherweise auch fette Drawdowns hinnehmen, wenn sie sich rational darstellen lassen.

      Bei aller echten oder gespielten Ratio sollte man aber nicht zu sehr in (pseudo-)wissenschaftliche Hybris verfallen, denn auch viele, im Prinzip sogar mental potente Groß-Pleitiers (inkl. LTCM mit einem Super-Star-Trader und zwei Nobel-Preis-Trägern) haben noch Stunden vor ihrem Untergang gedacht, dass sie alles vollständig unter Kontrolle hätten.

      Die Menschen, die relevante Ersparnisse aus ihrer lebenslangen Arbeit zu einer notwendigen Einkommens-Erzielung statt zu einem "Trading"-Spielerchen mit harten Adrenalin-Stößen einsetzen, werden eher auf sehr geringe Equity-Volatilitäten achten, was von ausreichendem Respekt vor der durch das Kapital repräsentierten Arbeitsleistung vieler Jahre zeugt.

      Dominanz des RM/MM

      zu Thread-Start-Post Frage 6.)

      An der sehr, sehr starken Rolle des RM/MM ist Vieles dran. Unter der Annahme ausreichender Qualität des RM/MM aller langfristig tätigen Trader, muss aber auch noch nach einem Edge in der Signalgebung gesucht werden.

      Die sicherlich auch gegebene Beute, Frischlinge mit miserablem RM/MM abzuzocken, ernährt eher die ganz großen Spieler und reicht für kleines Kapital nicht zum Leben.

      Die Gewinne erfolgreicher kleiner Trader werden nicht nur durch die Verluste anderer kleiner Trader bezahlt, sondern auch durch ihr parasitäres Ausnutzen der von den ganz großen Tradern gemachten Bewegungen, wodurch die Großen als Gesamtheit prinzipiell keine so hohe Performance erzielen können, wie gute kleine Trader.

      Es könnte gesagt werden: RM/MM ist nicht Alles, aber ohne RM/MM ist Alles nichts.

      Erkennung von Trends und Seitwärtsphasen

      zu Thread-Start-Post Frage 5.)

      Die vollständige Beantwortung dieser Frage würde einen Trader zu einem der reichsten Menschen der Welt machen.

      Ihre frühzeitige Beantwortung vor der Vollendung eines bereits bedauerlich großen Stückes der Bewegung und einem noch ausreichend großem verbleibendem Reststück dürfte noch schwieriger zu beantworten sein als die Frage nach einer unmittelbaren Bewegungs-Prognose für ein kleines Folgestück der Bewegung nach Beantwortung dieser Frage. Unter Beachtung unterschiedlicher Time-Frames tritt auch noch eine fraktale Verschachtelung der Frage auf.

      Weil zwischen der recht wahrscheinlichen Erkennung eines etablierten Trends und dem verbleibenden Potential bzw. seines Endes und dem wieder abzugebenden schon vorhandenen Buchgewinn bis zu dessen Erkennung ein Trade-Off besteht, erzeugen leider auch sehr vernünftig entworfene Systeme keinen überdimensionalen Gewinn und können sogar per Design erhebliche, dann aber korrekt begründete Drawdowns einfahren.

      Die Märkte geben einfach nur sehr geringe Edges für sehr genaue Beobachter her und die Resultate wachsen mit keinem noch so guten System beliebig hoch.

      Long-Only-Systeme

      zu Thread-Start-Post Frage 4.)

      Ob Long-Only-Positionen besser für die Performance sind, hängt vom System ab und kann in manchen Systemen durchaus berechtigt sein.

      Bei vielen Tradern gibt es aber einen generellen Long-Bias, der dann eher was für weniger rationale Leute ist. Da Trends gesetzmäßig aus Impulsen und Korrekturen bestehen und Seitwärts-Bewegungen (die die meiste Zeit des Marktes ausmachen) aus Schwankungen, gibt es in der Mehrheit der Fälle eher keine rationale Begründung für solche Systeme und sie sind in diesen Fällen eher der Übertragung alter dümmlicher Vorurteile geschuldet, dass Aktien immer "hoch gehen" müssten und Shorties "Verbrecher" sind. Oft verstehen die Eiferer in dieser Frage die Märkte so wenig, dass man sich tunlichst von ihnen fern halten sollte.

      Im Forex-Bereich ist eine solche Vorgehensweise alleine schon darum purer Unsinn, weil Long oder Short nur eine Frage der Konvention der Paar-Richtung ist. Dreht man z. B. EUR.USD zu USD.EUR vertauschen sich Longs und Shorts und auch die interessanten Bereiche (z. B. Sweet Points), um die die meiste Bewegung entsteht. Die realen Marktbewegungen lassen sich am besten mit der Einstellung der Paar-Richtung bei der Mehrheit der Trader (gemessen am bewegten Kapital) an ihren Trading-Terminals erklären, wobei heutzutage die meisten die Richtung der standard-mäßigen Paar-Richtung beobachten dürften.

      Konkrete Systeme und und deren Übertragbarkeit

      zu Thread-Start-Post Frage 3.)

      Ein System, welches auf einem Asset erfolgreich getradet wurde, kann ohne Anpassung der Parameter üblicherweise nicht auf andere Assets übertragen werden. Oft kann es sogar gar nicht übertragen werden. Das kann man in vielen Fällen mit Backtest und automatisierten Optimierungen wenigstens für die Vergangenheit prüfen, in vielen anderen Fällen geht es ohne intensives Beschäftigen mit den Interna des Systems auf automatischem Wege nicht.

      Performance und Stops

      zu Thread-Start-Post Frage 2.)

      Wenn Stops die Performance schwächen würden, würde man sie nicht nutzen. Die fehlerhaft Ansicht des Gegenteils beruht auf einem ungenügendem Performance-Begriff, der aus der Menge aller möglichen Zufalls-Pfade der Kurs-Bewegungen mit Nachlässigkeit oder gezielter Verblendung die häufigen günstigen Pfade mit (zuweilen gar nicht mal üppigen) Gewinnen demonstrativ herausstellt, die selteneren vernichtenden Pfade aber ignoriert.

      Ein korrekter Performance-Begriff, der hinreichend lange Beobachtungs-Zeiträume und auch seltene Zufalls-Pfade korrekt mit einberechnet, läßt den Bias der Scheuklappen-Betrachtung zu kurzer Test-Zeiträume oder des Ignorierens bei höher gehebelten Produkte fast sicherer Total-Verlusts-Pfade verschwinden.

      Theoretisch machen Strategien in der Art von Kelly (s. u. a. die Posts 1, 2, 3, 4, 5, 6) und ähnliche Strategien, die sich nur in minimalen Modifikationen in den Annahmen über die Statistiken der zugrunde liegenden Verteilungen und die genauen Spiel-Regeln unterschieden, im Mittel "am schnellsten reich". Der Preis ist aber eine irrsinige Equity-Voltilität, die kaum ein geistig gesunder Mensch im Kopf aushält, mit einem eklatanten Verlust-Risiko.

      System-Grund-Ideen und deren Übertragbarkeit

      zu Thread-Start-Post Frage 1.)

      Die unterschiedliche Performance eines Systems auf unterschiedlichen Märkten läßt sich im Allgemeinen einfacher beantworten, als die Nutzung der Antwort zur Anpassung eines Systems an einen anderen Markt. Wo die genaue Ursache liegt, hängt natürlich vom System ab, da die grundsätzlichen Trading-Ideen völlig verschieden sein können.

      Eine ganz extrem verkürzte und auch hinsichtlich ihrer Differenzierungs-Kriterien nicht mal im Ansatz als vollständig angedachte Auswahl von Trading-Ideen aus dem riesigen Universum denkbarer Ideen, könnten z. B. die folgenden Varianten sein. Dabei wurde auf zusätzliche Ideen mit nicht-linearen Derivaten, wie Optionen, wegen der schon ohne diese erheblichen Kombinations-Möglichkeiten im Folgenden bewußt nicht eingegangen.

      Einige mögliche Kriterien wären dann:
      1. Spezifika des Assets:
        • Asset-übergreifende Trading-Ideen,
        • Asset-spezifische Trading-Ideen, welche z. B. durch bestimmte organisatorische, wirtschaftliche oder technische Gegebenheiten eines Marktes, wie Struktur der Marktteilnehmer, spezifische zeitliche Gegebenheiten, unterschiedliche Kopplungsstärke mit der Realwirtschaft u. v. a. m. nicht ohne Weiteres übertragbar sind
      2. Time-Frame:
        • Systeme im ultra-kurzen Bereich (Sekundenbruchteile bis unter einer Minute),
        • Systeme im sehr kurzen Bereich (unterhalb weniger Stunden),
        • Intraday-Systeme mit längerer Haltedauer (Minuten bis viele Stunden),
        • tages-übergreifende Intraday-Systeme (wobei 'Intraday' dann aufgefasst wird als Beobachtung innerhalb eines Tages, aber nicht bzgl. Open und Close von Trades),
        • Systeme im Bereich weniger Tage,
        • Systeme mit mittelfristigen Haltedauern (viele Tage bis viele Monate),
        • Langfrist-Systeme (viele Monate bis viele Jahre)
        Aus rein statistischer Sicht sind im ultra-kurzen Bereich die Verteilungen anders. In höheren Time-Frames ist die Erwartung der Rendite mit einiger Näherung log-normalverteilt, in ultra-kurzen Time-Frames kommen eher bedientheoretische Verteilungen auf der Basis der Mikrostuktur der Orderbuch-Einträge zum Zuge, die sich ganz anders verhalten.

        In den sehr langen Time-Frames kommen immer mehr reale betriebs- und volkswirtschaftliche Entwicklungen zum Zuge, von denen sich die Märkte auf lange Sicht nicht völlig abkoppeln können. Wegen der wenigen vergleichbaren Entwicklungen (wie viele technologische Umbrüche ähnlicher Art gibt es und wie oft?) und der daraus viel zu geringen Zahl von Test-Fällen sind die sonst anwendbaren statistischen Methoden nur eingeschränkt brauchbar oder es sind ganz andere Methoden zu wählen, die auch nur andere Fragen mit ausreichender Signifikanz beantworten können.

        Systeme, die über wenige Tage operieren, müssen auch Effekte der Tageszeiten berücksichtigen. Die oft gemachte Annahme einer vollkommen fraktalen Struktur über alle Time-Frames (die natürlich ohnehin nur ein abstraktes Modell ist, alleine weil die Märkte nicht unter eine reale Order mit einer realen Tick-Größe und einer realen Mindest-Ordergröße skalieren können), muss bei genauerer Betrachtung also (zumindest etwas) relativiert werden.
      3. Variabilität des Time-Frames:
        • konstanter Time-Frame inkl. Regeln zur Beachtung einbettender höherer Time-Frames,
        • Mix konstanter Time-Frames mit Regeln zum Übergang zwischen diesen,
        • keine Time-Frames sondern markt-abhängige nicht-lineare "Markt-Zeit":
          • Equi-Volume-Basis,
          • Equi-Range-Basis (1:1 oder nochmals kondensiert, wie z. B. Point & Figure),
          • exotische Techniken (z. B. Nutzung teils mystischer Grids, Bögen, Winkel, Farben, Wolken, Polygone u. a.)
      4. grundlegende Informationsquellen:
        • fundamental auf der Basis realwirtschaftlicher Fakten,
        • technisch auf der vorrangigen Beachtung der am Markt sichtbaren Phänomene ohne weitergehende Betrachtung der Ursachen
      5. eingebrachter "visionärer" Input des Traders:
        • reaktive Systeme, die die Dinge, die bereits für jedermann relativ einfach erkennbar sind, für einen Prognose-Zeitraum extrapolieren,
        • reaktive Systeme, die aus sehr spezifischen Nischen-Auswertungen, die nur wenige Markt-Teilnehmer ausführen, für einen Prognose-Zeitraum extrapolieren,
        • proaktive Systeme, die eine nicht aus rein technischen Analysen des Marktes resultierende wirtschaftliche Vision als Grundlage haben, wie z. B. Experten-Meinungen über langfristige Entwicklungen. Bei solchen Dingen spielen kurzfristige Schwankungen, auf die die Mehrheit der flink agierenden Mitspieler in kurzen Time-Frames achtet, kaum eine Rolle.
      6. Kriterienart für die Signale:
        • direkte Nutzung des Kurses,
        • direkte Nutzung von Kurs und Volumen,
        • Indikatoren mit ganz unterschiedlicher Komplexität der mathematischen Ableitungen aus den Basisgrößen mit mehr oder weniger Nachvollziehbarkeit der Konstruktion (bis hin zu völlig absonderlich-exotischem) und der daraus gezogenen vermeintlichen Implikationen für die Märkte,
        • Einbeziehung sehr spezifischer weiterer Input-Parameter, die oft auch noch nur für wenige Assets bedeutsam, verfügbar oder vergleichbar sind, wie z. B. die Transaktions-Struktur oder die Verteilung des Open Interest auf Markt-Teilnehmer-Gruppen
      7. Wechselwirkungen zu anderen Informationsquellen:
        • Systeme mit Fokus auf den Kurs- (und Preis-Daten) und ihren Ableitungen auf nur einem isoliert betrachteten Markt,
        • Systeme mit stärkerer Beachtung von Kurs- (und Preis-Daten) und ihren Ableitungen auf mehreren Märkten,
        • Systeme, die zusätzliche Informationsquellen (z. B. Echtzeitauswertung von Nachrichten-Streams) einbeziehen
      8. im Falle von technisch begründetem Trading der zu tradende Bereich:
        • ganze Trends,
        • Impuls-Stecken,
        • Korrektur-Strecken,
        • Ausbruchs-Bereiche,
        • Umkehr-Bereiche,
        • Formationen (Patterns) und deren Bereiche,
        • Indikator-Vorgaben, die sich mit keinem der vorigen decken,
        • Bereiche, die sich durch mehr oder weniger komplexe, teils exotische Konstruktions-Vorschriften ergeben
      9. Beachtung zeitlicher Spezifika, ggf. auch in Wechselwirkung mit anderen Märkten:
        • Eröffnung,
        • Schluss,
        • Handelspausen,
        • Regel-Termine (z.B. Daten-Veröffentlichungen, Vorstands-Meetings, Presse-Termine)
        • handelsschwache Zeiten
          • unter Ausnutzung der im Prinzip geringen Volatilität,
          • unter Ausnutzung erst daduch möglicher Extrem-Bewegungen bei für diese Zeiten im Mittel untypischen spontanen größeren Orders, die meist von potenten Markt-Teilnehmern absichtlich für "Spielchen" eingesetzt werden
        • wöchentliche, monatliche, jahreszeitliche Saisonalitäten
      10. nach der antizipierten Bewegungs-Richtung
        • mit dem Markt als Folger der schon stattfindenden Bewegung,
        • gegen den Markt als Vorwegnehmen der Tendenz zur Mean Reversion unter Beachtung der je nach Markt statistisch unterschiedlichen Verteilungseigenschaften dazu,
        • Setzen auf Bewegungslosigkeit (im hier nicht weiter ausgeführten Bereich nicht-linearer Instrumente eine sehr wichtige Strategie für Stillhalter)
      11. eigener Drawback vom Markt:
        • Preis-Taker,
        • Preis-Maker
        beides evtl auch als Verstärker (auch als Teil der Masse) einer gerichteten Bewegung (Quote-Machine) oder Schwankung (Flippern),
      12. RM/MM-Strategie und deren Parametrisierung in Abhängigkeit der benutzten Kennzahlen der Markt-Statistik,
      13. und sehr viele andere Kriterien mehr, wobei ich hier aus dem Kopf gar keine systematische Zusammenstellung geben wollte, da es dazu Trading-Bücher gibt, die sich nur mit der möglichst vollständigen Klassifizierung von System-Ideen beschäftigen (die ich momentan nicht im Zugriff habe)
      Diese Grundausrichtungen werden in einem konkreten System miteinander kombiniert und werden dann auch (oft mit unerwarteten Effekten) wechselwirken.

      Die wichtigsten statistischen Unterschiede der Märkte sind die Parameter ihrer Bewegungsverteilungen. Manche Märkte haben eine starke Tendenz zur Mean Reversion in allen Zeitrahmen (wie z. B. Forex), manche Märkte zeigen ausgeprägte Trend-Phasen (z. B. US-Tech-Aktien) und es gibt auch Werte die noch stärker um einen Mittelwert schwanken als bei zufälligen Bewegungen in der Art Brownscher Bewegung, wo also trotz wilder Schwankungen der Mittelwert wie ein starker Magnet zieht. (Auf solchen Märkten ist die oft kolportierte Regel "The trend is your friend" ein strategischer Verlierer.)

      Um das halbwegs vernünfig zu erfassen, wird ein ordentliches Trend-Maß gebraucht. Die sehr alte Dow-Theorie mit ihren nur qualitativen Definitionen, liefert dabei keine ausreichenden Erklärungen. Ein wenigstens partiell brauchbares Maß ist der Hurst-Exponent, wobei aber auch der einige implementatorische uund konzeptuelle Probleme aufweist.

      Norbert Gundeler schrieb:

      An Stelle der Bezeichnung 'mechanische Systeme' würde mir 'automatisierte Systeme' besser gefallen haben, da in der heutigen komplexen technisierten Welt 'mechanisch' nicht mehr immer im früheren Sinne von hoher Präzision und Zuverlässigkeit und großer Kraft gebraucht wird, sondern auch als Pejorativ benutzt werden kann, im Sinne von plump und nicht auf der Ebene des gebündelten modernsten Technikstandes aus allen Technik-Gebieten (inkl. super-raffinierter Software).

      Ich würde eher "Systemtrading" oder "Trading mit System" bevorzugen was bedeutet klare Regeln für das Trading-Geschäft, Positionsgrößen, einzuhaltende Regeln für den Ein- und Ausstieg und ein
      klar strukturiertes Money-Management. Das Sytem könnte 100 mal von verschieden Personen ausgeführt werden und würde immer das gleiche Ergebniss liefern. Also ohne jeglichen diskretionären einfluss.

      Wie genau nun die einzelnen Trades exekutiert werden, kann unterschiedlich sein:

      manuell: d.h. die Trades die das System vorgibt werden manuell in die Orderplattform eingegeben

      halbautomatisch: Der Vorang wird zum Teil automatisiert. Z.B. werden die Trades als CSV Datei erzeugt und dann an die Orderplattform gesendet.

      automatisiert: alle Vorgänge werden automatisch vorgenommen. Der Trader muss nichst mehr tun.


      Aufgrund der Fehleranfälligkeit und der damit verbundenen Performanceeinbuße wird man immer versuchen so viele Schritte wie möglich zu automatisieren.


      VG TraderMik