(Neu: Volkswirte, Marktreaktionen)
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Europäische Zentralbank (EZB) hat die Leitzinsen am Donnerstag erwartungsgemäß unverändert gelassen, gleichzeitig hat ihr Präsident Jean-Claude Trichet unmissverständlich eine weitere Zinserhöhung für März angekündigt. Als Reaktion auf die insgesamt recht "hawkishen" Bemerkungen von Trichet legte der Euro gegenüber dem Dollar rund einen halben Cent zu, während die Kurse an den Aktien- und Anleihenmärkten stärker nach unten gingen. Bankvolkswirte sagten, die kurzfristige Entwicklung der Leitzinsen sei sehr klar, zudem sei die Wahrscheinlichkeit für einen Zinsschritt im Juni gestiegen.
Trichet sagte bei seiner monatlichen Pressekonferenz, die aktuellen Daten hätten die jüngsten Zinserhöhungen der Notenbank gerechtfertigt und bestätigt, dass "große Wachsamkeit wesentlich bleibt, um sicherzustellen, dass sich mittelfristig keine Risiken für die Preisstabilität einstellen". Dies werde erlauben, dass die mittel- bis längerfristigen Inflationserwartungen solide auf einem mit Preisstabilität vereinbaren Niveau verankert blieben.
Mit dem Codewort "Wachsamkeit" dürfte der Weg frei sein für eine Zinserhöhung am 8. März um 25 Basispunkte auf dann 3,75% beim Hauptrefinanzierungssatz. Seit Februar 2006 hat die EZB fünfmal auf das Wort "Wachsamkeit" in den "Einleitenden Bemerkungen" im Monat darauf eine Zinsanhebung folgen lassen. Weithin war davon ausgegangen worden, dass Trichet für einen solchen Schritt das Signal gibt. Am Mittag hatte der EZB-Rat wie erwartet erst einmal die Zinsen bei 3,50% unverändert gelassen. Seit Dezember 2005 hat die Notenbank ihre Leitzinsen in sechs Schritten um insgesamt 150 Basispunkte erhöht.
Trichet verwies darauf, dass die Geldpolitik angesichts der anhaltend niedrigen Zinsen und wegen des starken Geldmengenwachstums immer noch akkommodierend sei. "Entschlossenes und rechtzeitiges Handeln bleibt weiterhin gerechtfertigt, um die Preisstabilität auf mittlere Sicht zu gewährleisten", erklärte der EZB-Präsident. Er betonte, dass die EZB keinen vorgefassten Zinskurs verfolge, sondern jeweils auf Grundlage der aktuellen Datenlage entscheide. Beim nächsten Meeting würden hierzu auch die neuen Wachstums- und Inflationsprognosen des EZB-Stabs gehören.
Mit Blick auf die aktuelle Konjunkturlage im Euroraum sagte Trichet, dass die jüngsten Indikatoren auf eine solide Erholung auf breiter Basis hindeuteten. Die Voraussetzungen für ein Wirtschaftswachstum ungefähr in Höhe der Potenzialrate (von rund 2%) seien gegeben. In diesem Zusammenhang verwies der EZB-Präsident darauf, dass das Wachstum der Weltwirtschaft fortgesetzt robust bleiben dürfte, außerdem sollte die Inlandsnachfrage im Euroraum ihre Dynamik behalten. Den mittelfristigen Ausblick für die Konjunkturrisiken bezeichnete Trichet als ausgeglichen. Auf längere Sicht würden aber Abwärtsrisiken überwiegen.
Zur Preisentwicklung erklärte Trichet, dass es für die EZB wesentlich sei, eine mittelfristige Perspektive einzunehmen und die möglicherweise volatilen Inflationsraten im Verlauf dieses Jahres zu ignorieren. Er verwies darauf, dass die Wirkungen der Mehrwertsteuererhöhung "in einem großen Land" - gemeint ist Deutschland - sich noch nicht voll in den Preisen gezeigt hätten und dass günstige Basiseffekte bei den Ölpreisen die Inflationsraten bis Jahresmitte drücken würden. Diese Effekte seien aber nur temporär, für den späteren Jahresverlauf sei wieder mit einem Anziehen der Inflation zu rechnen. Im Januar belief sich die Teuerung im Euroraum auf 1,9%; die EZB erwartet, dass die Inflation im Verlauf des Jahres um die 2% schwankt.
Vor diesem Hintergrund erklärte Trichet, dass auf längere Sicht weiterhin Aufwärtsrisiken für die Preisstabilität bestünden. Diese ergäben sich auch, weil Lohnerhöhungen in einigen Euroraum-Ländern stärker als bisher erwartet ausfallen könnten. Trichet erklärte zudem, dass von der monetären Entwicklung ebenfalls mittel- bis längerfristige Risiken für die Preisstabilität ausgingen. Sie erfordere deshalb "eine sehr sorgfältige Beobachtung".
WestLB-Ökonom Alexander Krüger sagte, eine Zinserhöhung auf 3,75% Anfang März sei so gut wie sicher. Über die geldpolitischen Aussichten im weiteren Jahresverlauf hat sich die EZB seiner Ansicht aber "nebulös" geäußert. Da die Konjunktur im Euroraum jedoch weiterhin robust bleiben dürfte und das Geldmengenwachstum stark ist, rechnet Krüger für Juni mit einem abermaligen Zinsschritt auf dann 4,00%, was er selbst als ein nicht restriktives Niveau bezeichnete. Danach werde die EZB eine abwartende Haltung einnehmen.
Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank, äußerte hingegen die Einschätzung, dass die EZB nach März keine weitere Zinserhöhung vornimmt. So würden die auf Umfragen basierenden Konjunkturindikatoren nach unten weisen, zudem sinke die Inflation nicht nur aufgrund günstiger Basiseffekte, sagte Krämer. Hingegen äußerte Erik Nielsen von Goldman Sachs die Auffassung, dass eine Zinserhöhung auf 4,00% nur dann verhindert werden könne, wenn die Geldmengendynamik deutlich abnehme, die Fed ihre Zinsen senke und außerdem der Euro stärker aufwerte.
-Von Peter Trautmann, Dow Jones Newswires,
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Europäische Zentralbank (EZB) hat die Leitzinsen am Donnerstag erwartungsgemäß unverändert gelassen, gleichzeitig hat ihr Präsident Jean-Claude Trichet unmissverständlich eine weitere Zinserhöhung für März angekündigt. Als Reaktion auf die insgesamt recht "hawkishen" Bemerkungen von Trichet legte der Euro gegenüber dem Dollar rund einen halben Cent zu, während die Kurse an den Aktien- und Anleihenmärkten stärker nach unten gingen. Bankvolkswirte sagten, die kurzfristige Entwicklung der Leitzinsen sei sehr klar, zudem sei die Wahrscheinlichkeit für einen Zinsschritt im Juni gestiegen.
Trichet sagte bei seiner monatlichen Pressekonferenz, die aktuellen Daten hätten die jüngsten Zinserhöhungen der Notenbank gerechtfertigt und bestätigt, dass "große Wachsamkeit wesentlich bleibt, um sicherzustellen, dass sich mittelfristig keine Risiken für die Preisstabilität einstellen". Dies werde erlauben, dass die mittel- bis längerfristigen Inflationserwartungen solide auf einem mit Preisstabilität vereinbaren Niveau verankert blieben.
Mit dem Codewort "Wachsamkeit" dürfte der Weg frei sein für eine Zinserhöhung am 8. März um 25 Basispunkte auf dann 3,75% beim Hauptrefinanzierungssatz. Seit Februar 2006 hat die EZB fünfmal auf das Wort "Wachsamkeit" in den "Einleitenden Bemerkungen" im Monat darauf eine Zinsanhebung folgen lassen. Weithin war davon ausgegangen worden, dass Trichet für einen solchen Schritt das Signal gibt. Am Mittag hatte der EZB-Rat wie erwartet erst einmal die Zinsen bei 3,50% unverändert gelassen. Seit Dezember 2005 hat die Notenbank ihre Leitzinsen in sechs Schritten um insgesamt 150 Basispunkte erhöht.
Trichet verwies darauf, dass die Geldpolitik angesichts der anhaltend niedrigen Zinsen und wegen des starken Geldmengenwachstums immer noch akkommodierend sei. "Entschlossenes und rechtzeitiges Handeln bleibt weiterhin gerechtfertigt, um die Preisstabilität auf mittlere Sicht zu gewährleisten", erklärte der EZB-Präsident. Er betonte, dass die EZB keinen vorgefassten Zinskurs verfolge, sondern jeweils auf Grundlage der aktuellen Datenlage entscheide. Beim nächsten Meeting würden hierzu auch die neuen Wachstums- und Inflationsprognosen des EZB-Stabs gehören.
Mit Blick auf die aktuelle Konjunkturlage im Euroraum sagte Trichet, dass die jüngsten Indikatoren auf eine solide Erholung auf breiter Basis hindeuteten. Die Voraussetzungen für ein Wirtschaftswachstum ungefähr in Höhe der Potenzialrate (von rund 2%) seien gegeben. In diesem Zusammenhang verwies der EZB-Präsident darauf, dass das Wachstum der Weltwirtschaft fortgesetzt robust bleiben dürfte, außerdem sollte die Inlandsnachfrage im Euroraum ihre Dynamik behalten. Den mittelfristigen Ausblick für die Konjunkturrisiken bezeichnete Trichet als ausgeglichen. Auf längere Sicht würden aber Abwärtsrisiken überwiegen.
Zur Preisentwicklung erklärte Trichet, dass es für die EZB wesentlich sei, eine mittelfristige Perspektive einzunehmen und die möglicherweise volatilen Inflationsraten im Verlauf dieses Jahres zu ignorieren. Er verwies darauf, dass die Wirkungen der Mehrwertsteuererhöhung "in einem großen Land" - gemeint ist Deutschland - sich noch nicht voll in den Preisen gezeigt hätten und dass günstige Basiseffekte bei den Ölpreisen die Inflationsraten bis Jahresmitte drücken würden. Diese Effekte seien aber nur temporär, für den späteren Jahresverlauf sei wieder mit einem Anziehen der Inflation zu rechnen. Im Januar belief sich die Teuerung im Euroraum auf 1,9%; die EZB erwartet, dass die Inflation im Verlauf des Jahres um die 2% schwankt.
Vor diesem Hintergrund erklärte Trichet, dass auf längere Sicht weiterhin Aufwärtsrisiken für die Preisstabilität bestünden. Diese ergäben sich auch, weil Lohnerhöhungen in einigen Euroraum-Ländern stärker als bisher erwartet ausfallen könnten. Trichet erklärte zudem, dass von der monetären Entwicklung ebenfalls mittel- bis längerfristige Risiken für die Preisstabilität ausgingen. Sie erfordere deshalb "eine sehr sorgfältige Beobachtung".
WestLB-Ökonom Alexander Krüger sagte, eine Zinserhöhung auf 3,75% Anfang März sei so gut wie sicher. Über die geldpolitischen Aussichten im weiteren Jahresverlauf hat sich die EZB seiner Ansicht aber "nebulös" geäußert. Da die Konjunktur im Euroraum jedoch weiterhin robust bleiben dürfte und das Geldmengenwachstum stark ist, rechnet Krüger für Juni mit einem abermaligen Zinsschritt auf dann 4,00%, was er selbst als ein nicht restriktives Niveau bezeichnete. Danach werde die EZB eine abwartende Haltung einnehmen.
Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank, äußerte hingegen die Einschätzung, dass die EZB nach März keine weitere Zinserhöhung vornimmt. So würden die auf Umfragen basierenden Konjunkturindikatoren nach unten weisen, zudem sinke die Inflation nicht nur aufgrund günstiger Basiseffekte, sagte Krämer. Hingegen äußerte Erik Nielsen von Goldman Sachs die Auffassung, dass eine Zinserhöhung auf 4,00% nur dann verhindert werden könne, wenn die Geldmengendynamik deutlich abnehme, die Fed ihre Zinsen senke und außerdem der Euro stärker aufwerte.
-Von Peter Trautmann, Dow Jones Newswires,