Boni an Banker staatlich gestützter Institute

      Ich stehe ganz klar zur Contra-Position. Wenn das Eigenkapital der Bank aufgebraucht ist, kein Investor frisches nachschießt und weitere Verbindlichkeiten nicht mehr bedient werden können, dann ist man pleite - auch eine Bank, das darf man bei aller "systemischen Relevanz" der Banken nicht vergessen.

      Mein Vorschlag zur Lösung - ohne zu wissen, ob er gesamtwirtschaftlich auch tragbar ist, aber meinem Gerechtigkeitsempfinden am nächsten kommt - den ich einmal als Utopie in den Raum stelle:
      Banken, auf die das oben beschriebene Szenario zutrifft, zwangsverstaatlichen und kontrolliert abwickeln. Der Staat tritt als Insolvenzverwalter auf, entschädigt die Bar-Einlagen der Kunden, nicht aber diverse Wertpapiere, die die Bank emittiert hat. Dieses Geld ist in diesem Fall genauso verloren wie das Risikokapital der Aktionäre. Ihr Saldo geht auf Null, wie es sich gehört. Die Diskussion um eine vermeintliche Enteignung im Falle einer Verstaatlichung wird in ihrer Peinlichkeit nur noch von den Fortis-Aktionären überboten, die sich durch das Eingreifen des Staates bei der Pleite-Bank übergangen fühlten und erfolgreich dagegen geklagt hatten. Morgen findet eine außergewöhnliche Hauptversammlung statt, auf der die Aktionäre darüber entscheiden, ob sie einem nachgebesserten Fortis-Verkauf zustimmen oder nicht. Es mag juristisch korrekt sein, wirtschaftlich und moralisch ist es nicht. Aktien sind eine Risikoanlage, die den Totalverlust nicht ausschließt. Wenn er eintritt und der Staat handelt, um weiteren Schaden von der Gesellschaft abzuwenden, dann haben Altaktionäre ihre Hoheit über das Unternehmen nach meinem Gerechtigkeitsempfinden verwirkt.
      Problematischer wird es mit den unzähligen Anleihen, die die pleite-Banken ausgegeben haben. Hier sind sicher auch Rentenfonds, Lebensversicherer und ähnliche Kapitalgeber involviert. Fielen alle Anleihen aus, träfe das auch wieder "den kleinen Mann". Auf der anderen Seite stehen in den Büchern der Banken auch unzählige solvente Schuldner, die immer noch ihre Kredite tilgen. Hier wäre der Insolvenzverwalter gefragt, wie Forderungen und Insolvenzmasse zueinander finden.
      Parallel zum Verschwinden eines Geldhauses müssten neue good-banks entstehen. Banken, deren Bilanzen frei sind von all den "Giftpapieren". Die Idee macht seit einigen Tagen in den Medien die Runde und wird mir zunehmend sympathischer. Das Kapital kann von privater wie staatlicher Seite kommen. Die Zeiten, eine neue Bank zu gründen, waren nie besser. Der Erfolg der Strategie hinge vom Geschick des Staates als Insolvenzverwalter ab. Die "systemische Relevanz" einer Bank als Kreditgeber, Abwicklungsstelle für Zahlungen und Aufbewahrungsort von Geld muss während er Erneuerung des Bankensektors für die restliche Wirtschaft aufrechterhalten bleiben. Das sollte auch möglich sein, schließlich laufen auch heute noch alle Bankcomputer tadellos und Bankangestellte, die Kredite vermitteln können sind auch noch da. Bleibt noch der massenpsychologische Aspekt. Das alles soll bitte so ablaufen, dass die Bevölkerung nicht in Panik gerät, auch dann nicht, wenn sich Teile des Ersparten aus Fonds, Anleihen, Zertifikaten, Versicherungen, ect. in Luft auflösen. Da dreh ich einen beliebten Spruch doch mal rum: No fun without risk!
      Bleibt noch das Problem, das die ganze Sache ins Wanken gebracht hat: die OTC-Swapgeschäfte. Fällt der Gegenpartner aus, verliert eine Bank den sicher geglaubten Schutz gegen was auch immer (Zinsschwankung, Kreditausfall, ect.) und erhält ein neues Bilanzproblem, weil plötzlich wieder Risiken auftauchen, die man doch so schön rausgekauft hatte. Da plädiere ich für ein klares Pech gehabt! Jeder Kleinanleger wird vor dem Emittentenrisiko gewarnt, das muss dann erst recht für die Profis gelten. Auch wenn das bedeutet, dass wir mehr, um nicht zu sagen alle Banken staatlich kontrolliert abwickeln. Gleichzeitig gilt es, Rahmenbedingungen für Swaps zu schaffen, die Transparenz und Sicherheit schaffen. Die Future-Märkte mit Clearing und Margin-Forderungen wären ein Vorbild. (Auch wenn die Margin für ein CDS sicher sehr sehr hoch ausfallen dürfte).
      Das wäre ein Reset-Knopf, der im Groben auf die Schuldigen begrenzt bleibt - so er denn funktioniert ... aber denken und träumen darf man ja noch. :rolleyes:

      Boni an Banker staatlich gestützter Institute

      Das Thema der Bonuszahlungen trotz staatlicher Milliardenhilfen an Banker der UBS und RBS war heute in den Medien ja sehr präsent. Habe heute etwas in den Beiträgen, Foren und Kolumnen gestöbert und dabei haben sich zwei Lager herausgebildet, die ich folgenden mal Versuche zusammenzufassen

      Pro Boni
      Die Zahlungen wurden bereits drastisch gekürzt und die verbleibenden kommen vor allem Mitarbeiter aus Abteilungen zu Gute, welche nicht für die Probleme der Banken verantwortlich sind, ja meist sogar Überschüsse erwirtschaftet haben, wie bspw. Vermögensberatung oder Devisenhandel. Ohne diese Gewinne aus diesen Bereichen wäre die Kapitalnot der Banken sogar noch größer gewesen. Dies hätte eine noch stärkere Belastung der Steuerzahler zur Folge gehabt. Da die Boni nicht nur an den Gesamterfolg des Instituts, sondern auch an Abteilungsergebnisse und persönliche Ziele gebunden ist (was imho auch sinnvoll ist), besteht hier ein vertraglicher Anspruch der notfalls auch einklagbar wäre. Zudem würden diese (unbestritten fähige und gute) Mitarbeiter an die Konkurrenz abwandern, die keine staatliche Hilfe benötigt und daher Boni zahlen kann/darf. Genau diese Abteilungen/Mitarbeiter sind es jedoch, die einen Überschuss erwirtschaften und somit das Geld verdienen, um die staatlichen Ausleihungen irgendwann auch mal zurückzahlen zu können. Irgendwie muss dieses Geld ja auch verdient werden, nur wie wenn die profitablen zur Konkurrenz wechseln.

      Contra Boni
      Ohne staatliche Hilfe wären diese Institute zahlungsunfähig. Bei einer Insolvenz wäre aber auch der Vermögensberater/Devisenhändler arbeitslos, egal wie toll er seinen Job gemacht hat und wie hoch der Deckungsbeitrag seiner Abteilung war. Zwar stehen die offenen Lohnforderungen auf der Liste der Insolvenzmasse weit oben, dies gilt aber nur für das Fixum, variable Vereinbarungen hätten so gut wie keine Aussicht auf Befriedigung. Das künftige Gehalt wäre in diesem Fall ebenso weg, da Job weg. Ob alle Wechslunsgwillige der Großbanken RBS, UBS, Fortis, Commerzbank, BayernLB, HSH Nordbank (usw.) bei der momentan nicht gerade expansionswilligen Konkurrenz unterkommen würde darf zudem zurecht bezweifelt werden. Ist irgendwie vergleichbar mit dem Ingeniuer bei Schäffler, der seinen Job verliert, obwohl er für die Attacke auf Conti nichts kann. Mitgehangen ist mitgefangen.



      Ich finde beide Ansichten haben etwas für sich. Meine persönliche Meinung tendiert allerdings stark zur Variante Contra Boni. Mich würde mal eure Ansichten zu dem Thema interessieren.
      Ein Trade ist wie ein Linienbus: Man sollte Ihnen niemals hinterherlaufen, der nächste kommt bestimmt!