Der böse Samurai ist schon tot, ohne es zu merken

      Das hat eingeschlagen wie eine Bombe

      Dubai macht auf Schadensbegrenzung

      Die Geldnöte des Emirats Dubai versetzen die Märkte weltweit in Aufruhr. Nun versucht das Emirat, mit Good-News die Turbulenzen in Grenzen zu halten.

      Angst vor Staatsbankrott wächst

      Doch die Ankündigung der Regierung Dubai reicht nicht aus, um die Schockwellen einzudämmen, welche rund um die Welt rollen. Weiterhin befürchten Investoren, dass der staatsnahe Konzern pleite gehen könnte, wie die in die Höhe schiessenden Preise für Kreditausfallrisiken zeigen. Bereits wird Dubai als das Land mit dem sechstgrössten Ausfallrisiko weltweit eingeschätzt.
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      Bereits jetzt hat die grassierende Verunsicherung die ganze Golfregion erfasst. So hat etwa die saudische Gulf International Bank die Emission einer Dollar-Anleihe verschoben – laut «Financial Times» ein klares Anzeichen dafür, dass Unternehmen und Staaten aus der gesamten Region schon bald Schwierigkeiten bei der Refinanzierung ihrer Schulden bekommen könnten.
      Quelle: BZ
      Würde und Sein - sind allen gemein
      Boom-Staat Dubai bettelt um Zahlungsaufschub
      Luxus, Wolkenkratzer, Ölreichtum: Das arabische Emirat Dubai hat atemberaubende Jahre hinter sich. Doch jetzt schockt eine Meldung der Regierung die Finanzwelt.

      Das durch die globale Finanzkrise in Bedrängnis geratene arabische Emirat Dubai zieht die Notbremse. Die Regierung von Dubai bat die Gläubiger der staatseigenen Investmentgesellschaft für Immobilien, Dubai World, am Mittwoch um einen Aufschub für die Rückzahlung von Krediten. In ähnlich schlechter Verfassung soll sich die Tochtergesellschaft, der Immobilienentwickler Nakheel, befinden. Dubai World soll Medienberichten zufolge mit Verbindlichkeiten in Höhe von fast 60 Milliarden Dollar kämpfen. Sie machen damit einen Grossteil der Staatsschulden von 80 Milliarden Dollar aus.

      Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur WAM will Dubai, dass die Gläubiger mindestens bis zum 30. Mai 2010 auf alle fälligen Zahlungen verzichten. Gleichzeitig kündigte die Regierung den Umbau der Unternehmen an, die sich durch Grossprojekte wie die künstlichen Palmeninseln weltweit einen Namen gemacht hatten.

      Nervöse Reaktionen

      Banker hätten bestürzt auf das Stillhalteabkommen reagiert, meldeten etwas britische Nachrichtenportale. Vertreter des Emirats hätten wiederholt versichert, alle finanziellen Verpflichtungen könnten erfüllt werden. Die Kosten für eine Absicherung gegen einen Zahlungsausfall von Staatsanleihen schossen in die Höhe, die Kurse der Bonds stürzten ab, so die Onlineausgabe der «Financial Times Deutschland». Auch andere Staaten der Region, Abu Dhabi, Saudiarabien und Qatar, könnten in den Strudel gerissen werden.
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      Das Emirat hatte die Schulden während der Boomjahre angehäuft und hat jetzt offenbar grosse Mühe, sie zu bedienen. Die Krise hat den Immobiliensektor des Landes in eine tiefe Krise gestürzt. Und damit den Staat mit an den Rand des Abgrunds gezogen.
      Das Szenario eines in Finanznöte geratenden Ölstaat irritiert. Investoren aus dem Golf waren während der Krise wiederholt als rettende Geldgeber für westliche Unternehmen aufgetreten, darunter viele Banken.
      Quelle: BZ
      Würde und Sein - sind allen gemein
      I had a dream...

      Dubai Exodus - Es ist Krise in der Zukunftsstadt, die globalen Glücksritter verlassen das Land in Scharen.


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      Joanna erstickt ihre Marlboro Ultra Light im Aschenbecher, «das wars dann», sagt sie, «das war mein Dubai Dream». Am 25. Juni geht ihr Flug nach London - one way, und nicht mal mehr Business Class. «Ende Juni gibt es hier einen Massen-Exodus», es ist das Ende des Schuljahres, und Tausende entlassene Expats mit Kindern warten nur noch dieses Datum ab.
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      Alles erinnert an die Dotcom-Blase in den Neunzigern, sagt James, an den Zusammenbruch der New Economy. «Ersetze Dotcom durch Real Estate und du hast Dubai im Jahr 2009.»
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      Hendrick wird am Schluss mit seinem SUV, mit dem er wochenends gern in der Wüste zum «Dünenprügeln» herumraste, Hauptspass der Expats, zum Flughafen fahren und ihn dort irgendwo stehen lassen, so wie das in den letzten Monaten Hunderte getan haben. Im März machten Meldungen über bis zu dreitausend ausgesetzte Automobile am Dubai International Airport Schlagzeilen, Mercedes, Audis, zahlreiche Offroader, auch Sportwagen, viele davon mit Schlüssel im Zündschloss und einer entschuldigenden Notiz des Besitzers hinter dem Scheibenwischer. Die Regierung hat die Zahlen als übertrieben bezeichnet, aber keine eigenen genannt.
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      Quelle: BZ
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      Interview
      Bitte erklären Sie Ihre Sichtweise von Kondratjew-Zyklen.

      Meadows: Nikolai Kondratjew war ein sowjetischer Ökonom aus den 1920er Jahren. Er hat eine 50 bis 80 Jahre lange Welle aus Boom und Kollaps identifiziert. Er hat das Konzept allerdings nicht gut beschrieben. Ich habe eine andere Vorstellung, die ich Mitte der 1980er Jahre in einem Artikel veröffentlicht habe. Sie können sogar ein Spiel spielen, dass die Welle reproduziert. Die grundsätzliche Idee ist die Selbstordnung von Produktivkapital. In unserer Gesellschaft besteht das Produktivkapital aus Stahlwerken, Autos, Computern, Gebäuden und so weiter. Zur Vereinfachung konzentriere ich mich mal auf Stahlwerke. Die Leute werden reicher und wollen mehr Autos. Sie kaufen mehr, die Autohersteller wollen ihre Kapazitäten ausbauen und bestellen mehr Stahl. Die Stahlwerke bauen daher ihre Produktion aus. Dies beschäftigt mehr Menschen, die wiederum mehr Autos kaufen. Und dieser sich selbst verstärkende Kreislauf wächst, bis die Gesellschaft letztlich gesättigt ist. An diesem Punkt haben Sie allerdings gewaltig überinvestiert. Und an diesem Punkt sind wir jetzt.

      Wir müssen daher das Produktivkapital auf irgendeine Art und Weise abarbeiten. Das letzte Mal, nach der Großen Depression, haben wir es durch den zweiten Weltkrieg gemacht. Das war ein enorm effizienter Weg, jede Menge Produktivkapital loszuwerden. Ich bin jetzt vielleicht ein wenig sarkastisch, aber in der Sache genau. Wir hoffen, dass wir diesmal einen friedlicheren und schnelleren Weg finden werden.

      Die Subprime-Krise ist eine Kleinigkeit auf dieser Kurve, eine Ablenkung. In den frühen 90er Jahren, bevor die Schuldenkrise abhob, haben wir bereits das Ende unserer Kapazität erreicht, all die Produktion zu konsumieren. In dem wir jeden sich Geld leihen ließen, konnten wir das Wachstum für ein weiteres Jahrzehnt aufrecht erhalten. Doch nun ist auch diese Phase beendet. Wir sind mit der Schuldenkrise beschäftigt, wir sprechen nicht soviel über die zugrunde liegenden Überkapazitäten. Aber sie sind da. Das ist wie ein Krebspatient, der sich vor allem um seine Kopfschmerzen kümmert. Es ist ein interessanter Punkt, aber er hat keinen Zusammenhang mit den zugrunde liegenden Problemen.


      In einem Ihrer Szenarien sprechen Sie davon, dass wir Wohlstand aufgeben müssen. Die Politiker versprechen uns jedoch, durch grüne Politik mehr Wohlstand zu schaffen. Was halten Sie davon?

      Meadows: Das Problem ist nicht, dass wir mehr Wohlstand wollen. Das Problem ist, dass wir Wohlstand durch materiellen Besitz definieren. Es gab Gesellschaften und Menschen, die dachten, ihnen ginge es besser nicht nur durch mehr Güter, sondern durch den Erwerb von Weisheit, Verständnis, mehr Freunden oder besserer Gesundheit. In diesem Fall können wir fast unbegrenzt reicher werden. Nur wenn wir Autos wollen, größere Häuser oder nach Hawaii in den Urlaub fliegen wollen, gibt es einen Widerspruch.

      Sie weisen allerdings auf einen wichtigen Punkt hin: Politiker versuchen heute, die Probleme mit einer Politik zu lösen, die die Probleme verursacht haben. Das wird nicht funktionieren. Es ist leider einer dieser toten Samurai. Es ist eine interessante Frage, wie lange wir brauchen, bis wir verstehen werden, dass wir in eine andere Richtung gehen müssen, anstatt das Finanzsystem oder die Konsumgüterindustrie wieder zu errichten. Ich befürchte, dass die wohlhabenden Gesellschaft den Großteil ihrer Ressourcen aufgebraucht haben werden, bevor wir das richtige Verständnis gewinnen. Wir können ein paar Billionen Dollar drucken, aber wir können nicht zig Billionen Dollar drucken, ohne enorme Folgen für unsere Volkswirtschaften zu erleiden.


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      Die Beteiligten an der Hypothekenkrise in den USA waren meines Erachtens im großen und ganzen recht gut darüber im Bilde, was passieren würde. Aber sie waren sich sicher, rechtzeitig den Absprung finden zu können. Sie hatten eine kurzfristige Sichtweise, während sie etwas taten, das langfristige Schaden hatte. Politisch müssen wir daher darüber nachdenken, wie wir eine langfristige Perspektive zurück in den Entscheidungsprozess bringen.
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      Könnten Sie uns Ihre Einstellung zur Bedeutung von Wachstum erläutern?

      Meadows: Ich habe 1972 eine grundsätzliche Entscheidung getroffen: Verschwende nicht deine Energie damit, auf die Kritiker zu reagieren, sondern arbeite mit den Verständnisvollen. Ich habe mich daher nicht mit der Bedeutung von Wachstum auseinander gesetzt. Das war vielleicht falsch. Aber andere haben es getan, mit größerem Geschick als ich, aber mit weniger Einfluss, als sie sich erwünscht haben. Ich bin mir nicht sicher, ob ich einen Unterschied gemacht hätte.

      Aber Sie haben recht: Wachstum ist zum heiligen Gral geworden. Die Meinung, dass der Markt weise Entscheidungen trifft, ist die Grundlage moderner ökonomischer Theorie. Wenn Sie das wegwerfen, müsste eine Reihe von Nobel-Preisträgern ihre Preise zurückgeben. Und sie wollen das nicht tun, und argumentieren daher viel lieber mit Ihnen. Aber ich dachte naiv, dass es offensichtlich wäre, dass physisches Wachstum nicht ewig auf einem Planeten mit endlichen Ressourcen weiter gehen könnte. Ich habe mir nicht vorstellen können, dass wir darüber diskutieren müssen. Der Hauptpunkt unseres Buches betraf auch nicht die Grenzen, sondern die Dynamik von Wachstum. Wir haben gezeigt, das exponentielle Expansion bei beschränkten Ressourcen inhärent instabil ist.

      Viele Leute argumentieren, dass wenn man die Grenzen erreicht, die Entwicklung abbremsen wird und alles in Ordnung ist. Wir sagen nein. Die jüngste Geschichte mit den Aktien- und Immobilienmärkten zeigt, dass unsere Systeme inhärent instabil sind. Und - auch wenn wir es noch nicht bemerken - unsere Systeme der Energienutzung, unsere Behandlung von landwirtschaftlichen Nutzflächen, unsere Nutzung von Grundwasser sind inhärent instabil. Sie werden uns mit dem gleichen Mechanismen aus Überschuss und Zusammenbruch konfrontieren, dessen Zeuge wir derzeit in den Schuldenmärkten werden.

      Außerdem haben wir gesagt, dies würde bald und nicht erst in 300 Jahren passieren. In unserem Buch haben wir vorgesagt, dass das Wachstum um 2010 abschwächen und zwischen 2020 und 2070 den Gipfel erreichen würde. Es passiert. Und es scheint wie beim Klimawandel zu sein. Die Dinge geschehen schneller, als wir erwartet haben.


      Grüne nachhaltige vs konservativ- liberale Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik?
      Freie fahrt für freie Bürger in allen Belangen?

      Ganzer Artikel / Interview (Heise - Technology Review
      Würde und Sein - sind allen gemein

      Der böse Samurai ist schon tot, ohne es zu merken

      Dennis Meadows, 66, hat 1972 im Auftrag des Club of Rome die Studie "Grenzen des Wachstums" erstellt, die in 38 Sprachen übersetzt und zig millionenfach verkauft wurde. In seinem Report sagte er voraus, dass die Grenzen des Wachstums in den nächsten 100 Jahren erreicht würden, wenn das Wachstum von Bevölkerung, Industrialisierung und der Umweltverschmutzung anhält. Als Alternative zum Kollaps suggerierte Meadows, dass nachhaltiges Wachstum möglich sei.

      Für seine Verdienste erhielt Meadows am gestrigen Donnerstag den hoch dotierten Japan-Preis der Stiftung für Wissenschaft und Technik. Vor seiner Preisverleihung nutzte Meadows, Professor Emeritus der University of New Hampshire, im Foreign Correspondent's Club of Japan die Gelegenheit, zur aktuellen Wirtschaftskrise und der kommenden Krise nicht nachhaltigen Wachstums Stellung zu beziehen.

      Seine These: Wir stehen vor der Herausforderung, zwei historische Krisen auf einmal zu bewältigen. Erstens wird die Phase des Hochwachstums von einer harten und langen Phase des Abbaus von Produktionsüberkapazitäten abgelöst. Zweitens müssen wir gleichzeitig die Gesellschaften auf eine nachhaltige Entwicklung umstellen, wenn wir die Folgen noch einigermaßen kontrollieren wollen. Leicht redigiert zeichnet TR Online seine Rede und seine Antworten auf Journalistenfragen auf.

      Rede
      Es gibt da eine Szene, die in Samurai-Filmen immer wiederkehrt. Ich werde sie kurz schildern, weil sie für uns heute eine wichtige Botschaft bereit hält. Ein Samurai-Film handelt über die Interaktion zwischen einem guten und einem bösen Samurai, die zum Höhepunkt, der Schlacht, führt. Kurz vor Ende des Films stehen sich unausweichlich der gute und der böse Samurai gegenüber und liefern sich für etwa 30 Sekunden einen fürchterlichen Kampf. Die Schwerter fliegen so schnell, dass man gar nicht sieht, was passiert. Dann treten die Kämpfer zurück und starren sich finster an. Normalerweise blutet der gute Samurai, so dass man denkt, hoffentlich überlebt der arme Kerl. Doch dann fällt der böse Samurai tot um. Denn in der Schlacht ist er tödlich verwundet worden, und war schon tot, als er starrte, ohne es allerdings zu merken.
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      Das ist unsere Lage heute: Es gibt eine Menge starrende Riesen rund um die Welt - und sie wissen noch nicht, dass sie tot sind. Die großen Autohersteller, die Verbrennungsmotoren produzieren -sind tot. Sie brauchen noch einige Zeit, um umzukippen, aber sie sind vergangen. Die jungen MBA-Studenten, die 100 Millionen US-Dollar verdienen, nach dem sie aus der Schule gekommen sind - das ist erledigt und kommt zu unseren Lebzeiten nicht wieder. Aber sie versuchen verzweifelt, das System wieder in Form zu bringen und es wie eine lebendige Alternative aussehen zu lassen. Ich kann immer weiter reden, stabiles Klima, die Vorstellung, dass alle Armen so reich wie wir werden können - dies sind tote Konzepte. Wir geben für sie immer noch Lippenkenntnisse ab und gerade Milliarden an US-Dollars aus. Denn unsere derzeitige Führung ist aus den Giganten hervorgegangen und will nicht anerkennen, dass die Konzepte nicht mehr relevant sind.
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      Die Politiker behandeln die jetzige Wirtschaftskrise, als ob sie nur ein Zwischenspiel sei. Und sie legen nahe, dass wir zur alten Lage zurückkehren können, wenn wir nur genug Geld ins System pumpen und die toxischen Vermögenswerte aus dem System ziehen. Aber das ist Fantasie. Dies sind erst die Anfangsstadien des Wandels - und es wird noch heftiger werden. Wir sind wirklich noch in einer friedlichen Periode. Die Banken sind immer noch in der Lage, ihre Bücher stark genug zu kochen, um kleine Gewinne vorzuweisen. Aber das wird sich ändern.

      Unglücklicherweise kann ich mich nicht rühmen, die jetzige Periode vorhergesehen zu haben. Denn diese Periode kommt von einem anderen Phänomen als den Grenzen des Wachstums, nämlich der Selbstordnung von Produktivkapital oder dem Kondratjew-Zyklus. Als globale Gesellschaft haben wir mehr Produktionskapazitäten für Autos, Flugzeuge und Häuser aufgebaut als wir benutzen können. Wir haben die Schuldenblase geschaffen, um den Konsum noch für fünf bis zehn Jahre zu verlängern. Aber sie ist nun kollabiert, und wir finden uns jetzt in einer Zeit, die wenigstens einige Dekaden dauern wird, in der wir die Überschusskapazitäten abbauen müssen.

      In der Vergangenheit gaben diese Phasen des Kondratjew-Zyklus Anstoß zur Entwicklung neuer Technologien. Und wir können hoffen, dass wir die Zeit nutzen können, um in eine andere Richtung aufzubrechen. Wir brauchen erneuerbare Energien, drastische Mittel zum Energie-Sparen, und mehr noch, wir müssen wirklich anfangen, an den psychologischen und gesellschaftlichen Aspekten einer nachhaltigen Gesellschaft zu arbeiten. Technik löst die Probleme nicht, sondern verschafft intelligent angestellt nur ein bisschen Zeit, um die wichtigen Punkte zu behandeln.
      Würde und Sein - sind allen gemein