Plauder-Thread rund ums Trading

      Ich ziele jetzt nicht auf die Kernaussage des Artikel, möchte aber doch daran erinnern, wie wichtig Wirtschaftsbildung ist. Das Feld wird imho zu sehr vernachlässigt. Ich bin zwar schon einige Jahre aus der Schule raus, doch habe ich dort bezüglich wirtschaftlicher Zusammenhänge im Großen wie im Kleinen so gut wie gar nichts gelernt. Wer weiß schon, dass man bei der Auszahlung der Zinsen auf einem Sparbuch nur einen Bruchteil dessen sieht, was die Bank risikolos für das Geld einstreicht? Es schert sich niemand darum - im Gegenteil, man freut sich, dass man überhaupt etwas bekommt. Das ist geradezu so, als würde man einen Handwerker zu sich nach Hause bestellen, ihm das Werkzeug zur Verfügung stellen und anschließend noch bereitwillig dafür zahlen. Ähnliches gilt für Versicherungen und die Maklerprovisionen.
      Wäre die Wirtschaftsbildung auf breiter Front höher, würde jeder verstehen, warum beispielsweise Standorte in D geschlossen und anderswo wieder aufgebaut werden. Die emotionale Aufregung wäre geringer und der gesunde Menschenverstand hätte eine Chance sinnvolle Antworten zu finden, statt dem nachweislich gescheiterten sozialistischen Irrglaube jedweder Form nachzurennen.
      Ich denke, dass hier mehr das sogn. "Marktsentiment" eher eine Erklärung liefert als die Diskussion um ominöse Eingreiftruppen der US-Regierung. Wir haben in den letzten 2 Wochen überdurchschnittlich hohe Umsätzen gesehen. Viele Aktien fanden also neue Besitzer. Im Umkehrschluss: Es fehlt einfach Verkaufsbereitschaft, die die Kurse weiter drücken könnten. Auf dem aktuellen Niveau will noch keiner verkaufen, weil die Kurse nicht hoch genug sind, bzw. die Schmerzgrenze bei fallenden Kursen noch nicht erreicht ist. Ergo: es kann nur nach oben gehen. Wenn selbst schlechte Nachrichten den Markt nicht mehr zu drücken vermögen, ist das im Grunde ein gutes Zeichen. Die schwachen Hände sind aus dem Markt und die Aktien liegen in starken Händen, die nicht gleich wieder alles auf den Markt werfen. Der Markt hat ohnehin die Eigenart, die meisten Teilnehmer auf dem falschen Fuß zu erwischen. Crashs entstehen in der Regel nach einer Phase allgemeiner Euphorie, wie wir sie derzeit in China erleben. Kurse steigen, wenn alle den Untergang vorhersagen. Logisch ist das recht einfach nachzuvollziehen, wenn man davon ausgeht, dass der Optimist bereits Aktien besitzt als neuer Käufer und damit Kurstreiber ausfällt. Analog verhält es sich in der Baisse: Wenn niemand Aktien für ein lohnendes Geschäft hält, hält auch niemand Aktien, es fehlen potentielle Verkäufer.
      Zum Thema Marktstimmung gibt es im Internet und in Buchformen einige Publikationen. Wenn ich hier mal ein Buch empfehlen darf: Behavioral finance von Joachim Goldberg und Rüdiger Nitsch. (Ist auf Deutsch, auch wenn es einen englischen Titel trägt). Goldberg ist in Deutschland ohnehin ein wenig der Sentiment-Guru und ist regelmäßig bei Bloomberg und ntv onair. Seine Firma cognitrend befragt jeden Mittwoch mittelfristig orientierte Marktteilnehmer nach ihrer Einschätzung zur weiteren Entwicklung. Die "Prognosen" von cognitrend liegen gar nicht mal so schlecht. Den letzten Kursrutsch hatten sie jedoch auch nicht auf der Agenda. Die Stimmungswerte waren bereits zu Jahresbeginn im Keller, so dass der letzte Kursrutsch auch für Cognitrend überraschend kam - Marktstimmung ist also auch nicht der heilige Gral, aber doch ein nicht zu unterschätzende Indikator.
      Die komplette Woche über gab im Amiland im groben und ganzen nur schlechte Nachrichten, aber der Dow stiegt gestern etwas mehr als 200 Punkte. Erstanträge auf Arbeitslosengeld so hoch wie zuletzt 2005, Verkauf von Neubauten - 26%, S&P will Anleihen im Wert von mehr als 500 Mrd. $ abstufen, was einer zusätzlichen Abschreibung von über 250 Mrd.€ für die Banken bedeutet und, und, und.

      Haben alle Anleger in den USA die guten Geister verlassen? Was gibt es an diesen Nachrichten positives, dass einen Anstieg von über 200 Punkten rechtfertigt? Oder haben da andere Mächte ihre Finger im Spiel? Weil es mir so verdächtig schien, habe ich mal gesucht und bin auf Artikel vom Handelsblatt und FTD gestoßen in denen die Rede vom „Plunge Protection Team“ ist, die immer dann in den Aktienmarkt eingreift, wenn es brenzlig wird und soll dadurch Börsencrashs verhindern. Habt ihr schon mal was davon gehört?

      handelsblatt.com/News/Boerse/B…are-hand-des-staates.html
      ftd.de/boersen_maerkte/aktien/marktberichte/244586.html
      Hallo Perfect Trader,

      ich habe den link zu dieser unserer Seite gepostet, weil es sich dabei um die Quellangabe zum eingestellten Artikel handelte.
      Der Corn & Oil Tradingletter ist übrigens in der Basisversion noch immer kostenlos ! Dort bewerten wir Rohstoffmärkte und stellen unsere eigenen Trades vor.
      Die Kontoauszüge stellen wir auf Wunsch zur Verfügung. Wir wollten einfach einen Börsenbrief ins Leben rufen, wo die vorgestellten Ideen auch tatsächlich getradet werden und uns nicht in die Riege der Theoretiker einordnen.
      Daher denke ich, das Posten des links sollte mit verziehen sein ;)

      Lediglich die Premium Version mit updates unter der Woche ist mit einem kleinen Obulus verbunden. Ich denke, Qualität muss man nicht verschenken und niemand von uns arbeitet gerne umsonst.

      Doch nun genug der Werbung ;)

      Termin-Trader

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von „Termin-Trader“ ()

      SocGen accused of smokescreen after loss - FT
      By Martin Arnold in London and Peggy Hollinger and
      John O’Doherty in Paris
      Lawyers for Jérôme Kerviel, the French trader accused
      by Société Générale of massive fraud, hit back at the
      bank on Sunday, accusing it of creating a
      “smokescreen” to divert attention from other losses.
      The lawyers insisted that Mr Kerviel “did not commit
      any dishonest act, nor embezzle a single cent, and he
      in no way benefited from the bank’s funds”.
      Elisabeth Meyer and Christian Charrière-Bournazel told
      Agence France Presse that SocGen wanted to “raise a
      smokescreen that would distract the public’s attention
      from far more substantial losses that it had made in
      recent months, notably in the unbelievable subprime
      affair”.
      They also said that the timing of the bank’s decision to
      close positions relating to Mr Kerviel’s trading and the
      manner it executed these trades “itself provoked the
      losses of €4.5bn”. The lawyers also claimed that Mr
      Kerviel’s trading was in profit to the tune of €1.5bn
      ($2.2bn, £1.1bn) at December 31.
      SocGen declined to comment on the lawyers’
      allegations. However, the bank is standing by its
      original statement, according to a person close to the
      bank.
      Earlier, SocGen revealed more about how Mr Kerviel
      concealed trades as it sought to dispel growing
      scepticism about its initial version of events that the
      bank said had led to it suffering €4.9bn of losses.
      The bank said Mr Kerviel – a 31-year-old junior trader
      on its European equities arbitrage team who gave
      himself up to police on Saturday and was still being
      held for questioning last night – committed an
      “exceptional fraud”.
      It described how the alleged rogue trader created
      “fictitious operations” that were registered in SocGen’s
      systems “but did not actually correspond to any
      economic reality”.
      Though he was only supposed to buy futures – bets on
      the direction of European markets – if they were
      covered by a hedge – a similar position limiting any
      loss – he used other people’s access codes and
      “falsified documents” to create fake hedges, leaving the
      bank exposed to the full downside.
      SocGen said he had evaded detection for almost a
      year by only choosing “very specific operations with no
      cash movements or margin call and which did not
      require immediate confirmation” and by constantly
      switching between different types of instrument.
      By January 18, when he was finally caught, he had
      positions worth €30bn on the Euro Stoxx, an index of
      Europe’s biggest companies, €18bn on Germany’s Dax
      and €2bn on the UK’s FTSE.
      SocGen said he seemed to have been acting alone
      and to not have profited from his actions, but it
      promised to say more after completing an internal
      audit.
      Nicolas Sarkozy, France’s president, is expected to
      raise the question of tightening risk controls in the
      world’s banking system when he meets the UK,
      German and Italian heads of government in London
      tomorrow.
      The French Banking Commission will this afternoon
      hold its first meeting to examine the fraud as its own
      investigation gets under way. The government and the
      French stock market authority will be present and the
      discussions will contribute to the contents of a report
      to be prepared by the finance ministry for François
      Fillon, prime minister.

      ( Quelle: Marex Press Report, 28th January 2008 )

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „goso“ ()

      @ nolto

      Das wäre natürlich krass. Anstatt mit den Shorts im FDAX die Optionen zu decken, zusätzlich noch long im FDAX. Ich habe sowas noch nie gemacht (Short Puts) , aber soviel ich weiß, bekommt der Verkäufer die Prämie gleich ausgezahlt. Das Problem ist, dass der Verkäufer des Puts verpflichet ist das Underlying vom Optionshalter zurückzukaufen,wenn der Preis an einem bestimmten Tag in der Zukunft den Strike-Preis unterschritten hat.
      Immerhin hätte Kerviel so in einem Seitwärtsmarkt und bei steigenden Kursen profitiert, bin ja gespannt ob wir noch eine Aufklärung bekommen.

      Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von „cosmopolit“ ()

      Die Short Puts könnten für Kerviel Sinn gemacht haben: Nimmt man an, er war tatsächlich mit dem Future Long und er geriet in eine Lage, wo die Positionen sein Riskolimit überstiegen haben, so hätte er das rechnerisch ausgleichen können durch das Schreiben von Optionen über die eingenommenen Prämien. Dummerweise hedgen Short Puts nicht Long Future, sondern verdoppelten nun das Risiko: bei sinkenden Kurse fallen seine Futures und die seine Puts stiegen in der Prämie gegen ihn. Da dann auch noch bei sinkenden Kursen die Volatilität steigt, erhöhen sich die Prämien für die Puts zusätzlich. Nun läufts dreifach gegen ihn.

      Könnte schon so gewesen. Nick Leeson hatte seine auflaufenden Verluste auch durch immer neue Short Positionen in Optionen versucht zu verringern, bis er eine Marktseite so dominerte, daß es ein leichtes war, gegen ihn zu setzen.
      Also ich habe jetzt noch mal ein wenig zu der Sache nachgelesen. Laut einer zweiten Version soll Kerviel nicht mit 140.000 Kontraten long gewesen sein, sondern Puts verkauft haben, also auf den Gewinn der Optionsprämien ausgewesen sein. Die Short Puts sollte er eigentlich mit Shorts im FDAX hedgen, was er aber nicht getan hatte. Seine Short Puts waren also ungedeckt während der Markt fiel, SG hat dann mit Shorts im FDAX Kerviels Optionsscheingeschäfte gecovert und so die Kurse gedrückt.
      Die Frage ist, wo ist das Geld hin mit dem Kerviel angeblich seine Short Puts gedeckt haben soll. Es muss doch aufgefallen sein, dass kein Geld zum decken der Optionen verwendet wurde. Sinn macht eigentlich nur, dass Kerviel das Geld auf eigene Konten transferiert hat, während er mit einem Scheingeschäft die Short Puts gedeckt hat. Ich meine was soll das, wer betrügt und riskiert hinter Gitter zu landen, wenn er sich nicht mit dem Betrug bereichern kann?
      Das ganze hätte für Kerviel ( und wahrscheinlich seine Komplizen)auch ein schönes Ende nehmen können. Wenn der Dax gestiegen wäre, hätte er mit einem weiteren Scheingeschäft die "virtuellen" Shorts im FDX aufgelöst und das Geld einbehalten. SG hätte nichts gemerkt, denn sie hätten nur den Gewinn der Optionsprämien gesehen, Minus der angeblichen Absicherung.
      Schon rein rechnerisch steht der ganze Vorfall auf wackligen Beinen. Der Verlust entspricht etwa 1000 PKt (1400000 Kontrakte x 25 x 1000= 3,5Mrd Euro)
      Der Händler hätte also fast komplett am Top einsteigen müssen, um diesen Verlust einzufahren. Wenn ich mir das Volumen anschaue, als der FDAX in den Bereichen über 8000 Punkte war, müsste Kerviel fast der einzige Käufer von Long Kontrakten gewesen sein.
      @J.R.

      Als der Deal bekannt wurde war er schon verloren.Schau Dir mal den Kurs der Aktien an,der kommt nicht von ungefähr!

      Ich handle seit vielen Jahren den FDAx auf Volumenbasis (BID-ASK/Orderbook-Scalp) und beobachte ihn folglich tagtäglich. Das ein Volumen in der genannten Summe wie ein unsichtbarer Schatten an meiner Software vorbei gezogen sein soll, kann ich nicht so recht glauben! Das Volumen auf den Tick-Levels war nie so exorbitant hoch, das man es als außergewöhnlich bezeoichnen konnte! Selbst wenn die Kontrakte gut verteilt waren dann hätte der gute Mann mit 5 Milliarden im Pott sehr lange zocken müssen bis er alles in den Sand setzt! Sollte sich das ganze letztendlich als Finte privilegieren hat Frankreich eine Bank weniger.

      ""Bankchef Daniel Bouton wies Vorwürfe zurück, die Bank habe Manipulationen des 31 Jahre alten Händlers Jérôme Kerviel vorgeschoben, um eigene Versäumnisse zu vertuschen. "Wir sollen Verluste aus einem Loch in einem anderen Loch versteckt haben? """

      Wer sagt denn, das es zwei Löcher gab??? :D ;) Versäumnis könntest auch heißen, das der Megazock von oberster Etage gebilligt wurde- bis man erkannte, das man nicht mehr Herr der Lage ist! Wie auch immer-man wird sehen was die Untersuchungen ergeben.
      MfG
      Da unterstreiche ich Perfect Trader mit der Erinnerung an die angeblichen Beweise für das Vorhandensein von Massenvernichtungswaffen im Irak. Colin Powell ist seinerzeit im UN-Sicherheitsrat für seinen Vortrag geradzu ausgelacht worden. Zwei Möglichkeiten:
      Entweder die Bush-Administration ist grenzenlos blöd, wenn sie den Schmarn selbst glaubt, den sie uns da vorgelegt hat oder sie suchte händeringend nach einem Vorwand, endlich den Krieg beginnen zu können (wie das Beispiel zeigt, haben sich Bush und seine Mannschaft dabei auch ziemlich dumm angestellt, indem sie die Weltgemeinschaft für dümmer hielt, als sie ist).

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „DickT“ ()