Newstrading mit Hebelprodukten

      Re: Arbitrage über der Zeit

      @ Hintman

      Ich denke auch, dass das ein sehr interessantes Spezialgebiet ist, insbesondere da es nahezu risikolose Gewinne ermöglichen würde, wenn denn die Annahme schwerer Misspricings wirklich zutrifft.

      Da man die überteuerten Scheine leider nicht verkaufen kann und wenn man es könnte, einfach genau wie die Emittenten im Falle wirklichen schweren Misspricings nur Dummenfang bei den nicht rechnen könnenden Schwachhirnen betreiben würde, die aber leider nicht gerade das von einem angebotene Instrument kaufen würden, sehe ich ohne längeres Nachdenken vorrangig folgenden Weg:
      • Zuerst wird eine ausführliche Statistik des Geschäftsgebarens des Emittenten an Hand der bei der z. B. bei der Euwax verfügbaren historischen Kurse erstellt, wie sich das Aufgeld typischerweise in der Vergangenheit verhielt.
      • Dann wird der Schein in einem Bereich gekauft, wo das Aufgeld noch normale Werte hat. Diese Position kann kapitaladäquat mit einem sich im nahezu völlig linearen Bereich befindlichen Instrument in Gegenrichtung mit minimalem Aufgeld gehedgt werden, z. B. einer Option/einem Optionsschein sehr tief im Geld oder auch dem Underlying selbst.
      • Kommt man in den Bereich des als unfair eingestufen Pricings, verkauft man die gesamte Konstruktion und nimmt dabei die Diffrenz zwischen dem ursprünglich moderaten und dem nun überhöhten Aufgeld mit.
      Man muss also in Erwartung der Aufgeld-Erhöhung schon vorab eine Position eingehen. Über Optimierungen bezüglich des Kapitaleinsatzes durch die bestmögliche Wahl von Art, Laufzeit und Basispreis des zum Hedgen benutzen Instrumentes kann man immer noch nachdenken, die grundsätzliche Vorgehensweise sollte aber klar sein.

      Die Summen in einzelnen Scheinen dürfen auch nicht zu groß sein, denn die Emittenten haben sich mit einem völlig willkürlichen Widerrufsrecht von Scheinchen-Geschäften die Tür zur unbegrenzten Abzocke des Publikums weit geöffnet. Unter einer Mindestschadenssumme (die ohne jetzt nochmal zu recherchieren an der Euwax wohl um die 1.000 EUR reklamierter Preisdifferenz pro Geschäft lag) ist bei börsenmäßig abgeschlossenen Geschäften der Abschluss aber unwiderruflich.

      Weiterhin weiß ich von zumindest einem Emittenten ganz genau und explizit, dass er die Preise in Erwartung der statistisch typischen Handlungen des Publikums stellt. Es könnte also auch sein, dass diese Strategie alleine darum nicht klappt, weil die selbst gekauften, aus Sicht des Emittenten nun ausstehenden Scheine gerade von dem Erhöhungs-Mechanismus für das gierige Publikum, welches in der Nähe des KO mit Mikro-Kapitals ganz wilde zocken will, vollautomatisch ausgenommen werden.

      Zuweilen kann durch Ausnutzen von Schwächen in einigen IT-Sytemen einiger Instituten, insbesondere für Intermediäre und weniger für Endkunden, auch Scheinchen-Zeugs leer verkauft werden. Der besagte Emittent sagte, dass ihn das extrem freuen würde, denn da er genau weiß, dass nun irgendwer eine niemals eindeckbare Short-Position hat, die Preise nach ganz neuen Kriterien gebildet würden bis knapp zu dem Punkt, wo wegen übertriebener Grenzwertigkeit eine Aufsicht einschreiten würde.

      Bei aller echten oder eingebildeten Smartheit sollte man nie die Gegenseite unterschätzen, denn die hat die kreativen Mechanismen, die das Publikum auspündern sollen, nach allen erdenklichen Kriterien optimiert und implementiert, wo Andere noch Jahrzehnte später darüber wundern. Die achten sehr genau darauf, ob sie arbitriert werden und das ploppt sofort bei jemandem als Eilsache zur Nachbesserung auf, wenn sie ihre Abläufe im Griff haben (wie besagter Emi).
      Ah, hatte doch glatt den falschen Text verlinkt, hier eine Kopie, wieder aus meinem Desktop in Guidants:

      Erstaunliche Aufgelder für Knock Outs an einem aktuellen Beispiel demonstriert. Kommenden Montag den 14. April veröffentlicht Citigroup vorbörslich Zahlen. Für mich ein schöner Anlasse für Newstrading. Knock Outs haben hierbei den theoretischen Vorteil der Verlustbegrenzung falls man auf die falsche Seite setzt, weil sie ja einen garantierten Stopp eingebaut haben mit der KO-Schwelle. Ich sage theoretisch, denn wenn man nachrechnet, sieht die Sache unschön aus:

      Ich möchte auf ein Aufwärtsgap spekulieren. Zu einem Schlusskurs von 45,69$ finde ich als KO mit dem geringsten Abstand den US38ZJ von UBS, mit der KO-Schwelle von 45$. Den hätte ich kurz vor Börsenschluss zu einem Kurs von 0,085/0,11€ erstehen können. Wegen dem Bezugsverhältnis von 1:10 ergibt das einen homogenisierten Spread von 25 €-Cent. Das sind ja schon mal satte Kosten, entspricht das doch umgerechnet in Dollar einem Spread von 0,76% des Basiswertes! Dazu kommt dann noch die Gebühr des Brokers, die wollen wir hier einmal rauslassen.

      Wenn wir den Kaufkurs des KO-Calls von 1,1€ auch noch in USD umrechnen, heißt das konkret, dass ich 1,53$ zahlen soll für einen Schein, der nur noch 0,69$ vom KO entfernt ist.

      Das entspricht einem Aufgeld von 121,7%. Da vergeht einem doch die Lust, mit engen KOs zu arbeiten um seinen potentiellen Verlust zu begrenzen. Und wir sprechen hier von keinem illiquiden Nebenwert, sondern von einem Bluechip!
      Stattdessen nehme ich dann doch lieber z.B. den VZ2PNR von Vontobel mit der KO-Schwelle bei 44$. Der Spread beträgt umgerechnet nur 10 €-Cent, und der Briefkurs von 0,16€ bedeutet ein Aufgeld von nur 31%.

      Ich könnte jetzt im schlimmsten Fall zwar 0,16€ für diesen Schein in den Sand setzen anstatt 0,11€ für den UBS-Call. Habe allerdings weitaus mehr Spielraum zum KO, der mir die Möglichkeit gibt das Aufgeld eben NICHT zu verlieren. Ich kann den Schein im Fall dass ich auf das falsche Pferd gesetzt habe dann hoffentlich irgendwo zwischen 44 und 45$ noch um ein paar Cent verscherbeln.

      Wem das alles zu mühsam und intransparent ist, der nutzt halt einfach Aktien oder CFDs.
      Der Autor ist in den besprochenen Werten zumeist selbst investiert. Traden auf eigene Gefahr, Signale sind aktuell großteils experimentell zwecks Challenge "In 30 Tagen zur Trading Strategie".
      Plane deinen Trade, trade deinen Plan!
      If it´s not a HELL YES, it´s a NO!
      Könnten wir das vielleicht praktisch an diesem konkreten Beispiel Citigroup erarbeiten? Das wäre sicher nicht nur für mich sehr erhellend. Wie mit welchen Scheinen würdest du hier arbitragieren? Sehr spannendes Spezialgebiet.
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      Arbitrage über der Zeit

      Ich weise nochmals auf die Möglichkeit der Arbeitrage über der Zeit hin. Wenn ein Schein wirklich total kaputt gepreist wird, dann kann man die Differenz zum fairen Preis mit einem geeigneten Gegengeschäft auf einem anderen Markt einfrieren und wenn der Emittent wieder korrekt preist, die gesamte Konstruktion auflösen.

      Bei den KO-Scheinen dicht am KO-Kurs funktionieren die je nach genauer Konstruktion übrigens auch bei theoretisch korrektem Pricing nicht unbedingt linear, da häufig von der einfachst denkbaren Konstruktion eines 1:1 kreditfinanzierten linearen Hebelproduktes abweichende exotische Optionen genutzt werden bzw. in die Pricing-Modelle einfließen, selbst wenn das nicht ohne Weiteres aus den Produkt-Prospekten auf Anhieb ersichtlich ist. Leichte Abweichungen gegenüber einem von außen angenommenen streng linearen Pricing-Modell liegen nämlich im kaufmännischen Ermessensspielraum der Anbieter.

      Ich bin ganz sicher kein Freund der für Nicht-Finanzmathematiker ziemlich intransparenten Produkte und der diversen Durchstechereien der Emittenten, aber es muss zur Fairness auch gesagt werden, dass nicht jede anfangs einleuchtend scheinende Kritik auch mathematisch korrekt sein muss.

      Dass die eher kaum kundigen Hotline-Mitarbeiter, die naturgemäß eher die Kenntnisse von Call-Center-Agenten haben als von Finanzmathematikern auch gehörigen Unsinn erzählen, versteht sich schon fast von selbst.

      Statt eine Rubrik des großen Greinens über die bösen Emittenten aufzumachen, was auf lange sicht übrigens geschäftlich für die eigenen Interessen nicht förderlich sein muss, sollte lieber hypersmart arbitriert werden, am besten vollautomatisch und über dem gesamten Universum der handelbaren Instrumente.

      Märkte ändern ihre Preise nicht durch unbedeutende Randbemerkungen in Kolumnen, wo es zu jeder Meinung auch 10 alternative Kolumnen gibt, sondern durch harte Fakten, dass jemand mit seinem Geschäftsgebaren Geld verliert.
      Ich muss mich wahrscheinlich korrigieren: jetzt fängt die nächste Berichtssaison an, und ich dachte bei einigen Blue-Chips versuche ich Overnight mit Knock Outs mein Glück. Aber sogar bei Citigroup, die am Montag zahlen haben, wird man gnadenlos über den Tisch gezogen, wird wohl doch nix mit Newstrading mit Zertifikaten.

      Asynchrone Kursstellung von Zertifikaten
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      @ archie

      Leider hat Hintman mit seiner Anmerkung im Post # 27 Recht und ganz sicher sind diverse dieser Produkte in den USA, für ihre Bürger und oft sogar Tochtergesellschaften von US-Unternehmen nicht ohne Grund nicht erlaubt.

      Trotzdem wäre es hypersmart, diese Herrschaften mit dem Einsatz von einigem Gehirnschmalz ganz legal auszuplündern.

      Als Leute übrigens durch reine Beobachtung von außen die Gewinnsequenzen von Kneipen-Geldspiel-Automaten mit einem Laptop untersucht haben, hat sich eine Unrechtssprechung, die die mangelnde subjektive Autorität, die sie mit ihren andauernden Schandurteilen weitgehend verspielt hat, durch eine künstlich gespielte objektive Autorität mit ihren mittelalterlichen Mummenschanz-Uniformen ersetzen wollen, nicht entblödet, diese Leute zu einer Freiheitsstrafe ohne Bewährung wegen wettbewerbswidrigen Ausspähens von "Betriebsgeheimnissen" zu "verurteilen", wobei das alleine schon darum purer Nonsens sein muß, weil ein Betriebgeheimnis eine nicht von außen erkennbare Tatsache ist.

      Aus weit übergeordneter Systemsicht ist das auch alles so gewollt, nicht nur darum, weil der Staat ja gerade diesen Leuten als ihr Machtinstrument gehört und nicht das geringste mit "vom Volk" gewählten Interessen zu tun hat.

      Wenn durch eine günstige Fügung ein Einzelner etwas mehr Geld haben sollte, als für sein unmittelbares Überleben als Produktionsfaktor nötig ist, dann muss nach dem derzeit geltenden absonderlichen Menschenbild für die übergroße Masse der Bevölkerung Alles getan werden, ihm dieses Geld zu nehmen. Genau so, wie am morgigen Tag die Maschinen wieder frisch mit ihren Betriebsmitteln und Materialien aufgefüllt sein müssen, damit die Produktion weiter geht, genauso müssen die Menschen, deren erbärmliches Los darin besteht von demotivierenden Chefs und Stechuhren zu einer häufig mehr oder minder sinnlosen "Arbeit" gequält zu werden, auch morgen nicht reich sind. Denn dann hätten sie die Muße, einmal über den Sinn ihrer Tätigkeiten und die Struktur des Systems nachzudenken und würden eine bessere Wahl für die Ausfüllung ihres Lebens treffen.
      Und ich sage nochmal: bei Blue-Chips werde ich auch hin und wieder zu KO´s greifen beim Newstrading. Gibt mir auch die Gelegenheit sämtliche relevanten Online-Broker mit Echtgeld zu testen, was ich für heuer vorhabe.
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      Negativ, was ich manchen Zahlen so entnehme, läuft das Geschäft mit Zertifikaten und Optionsscheinen weiterhin prächtig in DE. Vielleicht kann ich mit BrokerDeal hier zu einem Umdenken beitragen. In wenigen Tagen geht der neue Broker-Finder online, da wird man dann einen schönen Preisalarm erhalten. Beispiel:

      1000 KOs auf den EUR/USD = 1 Lot kosten beim günstigsten Zerti-Broker 29,65$. Beim günstigsten FX-Broker aber nur 7,44$

      Besonders krass sind die Unterschiede bei kleinsten Stückzahlen, etwa bei einem Microlots = 10 KOs: 16,19$ bei flatex, ab 0,08$ bei FX-Brokern :D
      Der Autor ist in den besprochenen Werten zumeist selbst investiert. Traden auf eigene Gefahr, Signale sind aktuell großteils experimentell zwecks Challenge "In 30 Tagen zur Trading Strategie".
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      Hintman schrieb:

      Wer diese intransparente Kursstellung nicht leiden kann, der sollte ohnehin gleich zu CFDs, Futures oder Aktien greifen.
      Genau das ist es doch. Warum unnötig Gehirnschmalz verschwenden auf Produkte, die den "Teppichhändlern, Hütchenspielern und Saulumpen" jede Menge Möglichkeiten bieten, um Unerfahrenen das Geld aus den Taschen zu ziehen. Dieser Dreck stirbt mangels Nachfrage von ganz alleine aus, und das ist auch gut so!

      Zu große Exzesse würden Arbitrage in der Zeit ermöglichen

      Solange das Aufgeld regulär nach einem vernünftigen Modell eingepreist wird, könnte man es mittels Berechnung in seine Überlegungen und Strategien einbeziehen.

      Wenn es der Emittent zu sehr übertreiben sollte mit purer Willkür, dann könnte es Sinn machen, die Abweichungen von der nach einem wie auch immer gearteten Modell erfolgenden Kursstellung über der Zeit zu arbitrieren, indem man mehrfach bei geringen Aufschlägen kauft und bei besonders hohen Aufschlägen verkauft und die übrige Differenz aus der Kursbewegung geeignet hedgt.

      Da das einer institutionellen Gegenseite auch mit sehr komplexen Modellen und aufwendigen Transaktionen mit vielen Einzeltrades mit automatisierter Unterstützung auch realistisch zu vernünftigen Kosten möglich wäre, ist fraglich, ob die Dinge wirklich so willkürlich sind, wie sie ohne ordentliches und rechenbares Modell beim ersten Ansehen scheinen.

      Wer nach einer vorherigen umfassenden statistischen Auswertung der real gestellten Kurse ein geeignetes Modell für das vermeintlich besonders unfaire Pricing vorlegen kann, bräuchte sich nur noch an einen Kapitalgeber wenden, der die richtigen technischen und kapitalmäßigen Voraussetzungen bereitstellt, wobei es genügend solche geben sollte, die selber nicht als Emittent tätig sind und keinerlei Skrupel haben, auch fett bei der Konkurrenz zu wildern.

      Besonders effektiv würde das, wenn man dazu den gesamten Datenbestand der gestellten Kurse gleich an einem Ort auswertet, wo er ohnehin schon technisch verfügbar ist und genügend IT-Equipment vorhanden ist, wie z. B. an einem der Handelsplätze, wo man alle überhaupt dort am Markt verfügbaren Instrumente im Sekundentakt systematisch scannen könnte. Sogar direkt mit deren Konkurrenten könnte man zusammenarbeiten, denn trotz allerlei impliziten oder expliziten Agreements werden die bei satten Gewinnaussichten Mittel und Wege finden, diese zu umgehen, ggf. durch fernab der Hauptinstitution liegende andere Organisationsstrukturen.

      Das fatalistische Resignieren über Misspricings ist neben einem möglicherweise objektiven Sachstandsbericht zu Teilen auch das freiwillige Einnehmen der Verlierer-Position des durch die Emittenten im Falle des Vorliegens der vermuteten Unregelmäßigkeiten angezielten Retail-Opfers und ist nicht ausreichend professionell. Ein echter Profi mit der richtigen Business-Denkart würde sich die richtigen Partner, Vorgehensweisen und Tools suchen, um aus einem erkannten Mangel Geld zu schlagen, wobei das neben dem Versuch der direkten Ausnutzung der vermuteten Preisunregelmäßigkeit auch Anderes sein könnte, wie z. B. der Eintritt in den Wettbewerb mit besseren Angeboten, Rechts- oder Medien-Dienstleistungen beim Vorgehen gegen solche Missstände oder die Organisation der benachteiligten Seite z. B. über Mitgliedsbeiträge und viele andere denkbare Maßnahmen mehr.

      Wer selber in einer im Umfeld der Finanzmärkte tätigen Institution arbeitet, sollte sich in seiner prinzipiellen Einstellung zu solchen Dingen deutlich vom Branchen-Outsider und Endkunden unterscheiden, der genau darum hilflos ist, weil er diese Rolle einnimmt und im gesamten System ja auch einnehmen soll und sich damit auch noch passiv abfindet.

      Macher machen ihren Profit mit allen legalen Mitteln, die Nicht-Macher bezahlen ihn. Mit einer gut geplanten Vorgehenswweise können auch richtig dicke Bretter gebohrt werden.
      Ich kopiere mal mein aktuelles Posting dazu von Guidants rein:

      Fragwürdige Kurse für Knock Outs sorgen sicher nicht nur bei mir für häufiges Stirnrunzeln. Aktuell beschäftige ich mich wieder mehr mit diesen Zertifikaten, weil ich gerne Newstrading betreibe. Und da ist es ja eine schöne Sache, wenn ein mögliches großes Gap über Nacht gegen mich durch eine passende nahe KO-Schwelle gedeckelt wird.
      Speziell bei Nebenwerten oder US-Aktien frage ich mich dann aber doch regelmäßig, wie die Emittenten zu ihrer Kursstellung gelangen. Das möchte ich jetzt endlich ein für alle Mal aufgeklärt wissen.
      Daher habe ich heute HSBC Trinkhaus um eine Erklärung gebeten für folgendes Beispiel:

      TD03XH, ein KO-Call auf die US-Techaktie Micron Technology. Schlusskurs gestern, den 3. April bei 24$, mit nachbörslichen Zahlen, Schein war zu 0,50/0,55€ zu erwerben. Die KO-Schwelle liegt bei 23,77$. Für 0,23$ Spielraum, also 0,17€, soll man 0,55€ für den Schein bezahlen. Das ist von außen betrachtet keine geringe Überteuerung, sondern eine Verdreifachung des inneren Wertes.

      Es folgte ein nettes und sehr aufschlussreiches Gespräch mit einem Mitarbeiter von HSBC Trinkhaus, welches ich hier zusammengefasst wiedergeben möchte:
      Sämtliche Produkte mit einer Knock-Out-Schwelle haben ein Aufgeld. Dieses Aufgeld entspricht übersetzt einem Risikoaufschlag. Und soll eben genau jenes Risiko des Emittenten ausgleichen, das dieser bei einem Gap über die KO-Schwelle hinaus trägt. Das ist ja nichts Neues, überraschend ist aber doch die Höhe dieses Aufgeldes.

      Wegen der Handelszeit erst ab 15:30 ist dieses Aufgeld bei US-Aktien schon einmal automatisch höher, ebenso bei europäischen Nebenwerten. Andersrum ist dieser Risikoaufschlag etwa beim Dax sehr gering. Aber auch hier gibt es Unterschiede:
      - KO-Produkte auf den Kassa-Dax, der von 9-17:30 gepreist wird, haben das höchste Aufgeld mit im Schnitt 15 Cent (=15 Daxpunkte)
      - Zertis die den X-Dax abbilden, der von 8-22 Uhr gepreist wird, haben dann "nur" noch 10 Cent Aufgeld
      - und dann gibt es noch Zertifikate die jeden Tag um 22 Uhr verfallen. Also kein Overnightrisiko für den Emittenten, und damit mit ca. 3 Cent auch das geringste Aufgeld.

      Diese für uns Trader schmerzlichen Aufschläge sind erst ab 2008 in die Höhe geschossen. Als die sprunghaft gestiegene Vola wohl viele Emis auf dem falschen Fuß erwischt hat bei Scheinen die knapp am KO waren.

      Um noch einmal auf obiges Beispiel zurück zu kehren: da sollte man dann doch lieber auf Scheine mit mehr Abstand zum KO zurück greifen, damit das Aufgeld nicht verloren geht.

      Wer diese intransparente Kursstellung nicht leiden kann, der sollte ohnehin gleich zu CFDs, Futures oder Aktien greifen.

      Brokerdiskussionen und Fragen zu CFDs, Devisen & Co beantworte ich Ihnen gerne auf meinem Expertendesktop:
      www.go.guidants.com/#c/michael_hinterleitner
      Der Autor ist in den besprochenen Werten zumeist selbst investiert. Traden auf eigene Gefahr, Signale sind aktuell großteils experimentell zwecks Challenge "In 30 Tagen zur Trading Strategie".
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      Preisbildung exotischer Optionen

      :P

      Einige Optionen sind nach geografischen Regionen benannt. Ursprünglich kam das wohl von den Usancen der möglichen Ausübungstage, wobei man europäisch (Ausübung nur am nur am Fälligkeitsdatum) und amerikanisch (Ausübung an jedem Handelstag) unterschied (bei Option @ Wikipedia erklärt).

      Bermuda-Optionen mit mehreren Ausübungsterminen liegt irgendwo zwischen europäisch und amerikanisch.

      Unter Exotische Option sind noch einige andere nach Regionen benannte Optionstypen zu finden. Es gibt aber auch viele Optionstypen, die nicht nach Regionen benannt sind.

      Geschlossene Bewertungsformeln sind nur für einige Optionstypen bekannt, die anderen Optionen werden über Simulationsrechnungen ermittelt. Da die Marktpreise von den gängigen Formeln für die Einfachstfälle meist abweichen, werden meist auch die Fälle mit bekanten Formeln nach abweichenden Modellen in Simulationsrechnungen gepreist, wobei es dem Endnutzer der Software ja ziemlich egal ist, wie der Preis intern berechnet wurde.

      Bei in komplexerer Software implementierten Modellen ist nicht immer ganz klar, weshalb darin gerade so und nicht anders gerechnet wird. Darum haben vom Standpunkt des Verständnisses die KISS-Formeln trotz ihres Abstandes zur praktischen Preisbildung eine wesentliche Bedeutung (so man bei den benutzten mathematischen Modellen [z. B. stochastische partielle Differentialgleichungen] und ihren Lösungsverfahren überhaupt von irgendeinem verbreiteten Verständnis ausgehen kann, da schon die benutzten Begriffe nicht einfach zu verstehen sind).

      Bei diversen Phänomenen der Optionspreise besteht bis heute keine feste Übereinstimmung in der Experten-Community. Darum treffen am Markt nicht nur unterschiedliche Ansichten über die zu Grunde gelegten Kennzahlen und künftigen Marktbewegungen aufeinander, sondern sogar unterschiedliche Preismodelle. Was dann wirklich geht, entscheidet letztlich der Markt, wobei durchaus auch Komponenten des Kundenverhaltens als zusätzliche Preisbildungs-Komponente heran gezogen werden können, die auch nicht immer fair sein müssen.

      Bis zum Aufkommen der ersten Modelle mit Formeln und oft auch noch lange danach (bei manchen Instituten vielleicht sogar bis heute) wurden ziemlich frei festgelegte Preise angesetzt, deren Funktionieren wohl eher mit Gier und Unverständnis mindestens einer der beteiligten Seiten und einem partiellem Konsens der Gegenseiten ohne wirklich stichhaltige Begründung zusammenhängen als mit weitgehender Ratio. Wenn ich mir die Art und Weise ansehe, wie der übergroße Teil der nicht-institutionellen Kunden mit komplexeren Derivaten trotz Vorhandenseins von genug Software immer noch völlig unvorbereitet und nur von maßloser Gier als einzigem Motiv getrieben handelt, wird ein Teil des Marktgeschehens möglicherweise auch heute noch nur so erklärt werden können.

      Modellierung als Bermuda-Option

      Das Instrument TD03XH könnte nach den vollständigen Angebotsbedingungen § 4 (1) nach Abzug des Marketing-Namens 'TurboCall' wohl als eine Art von Bermuda Option modelliert werden und wäre dann eventuell mit dem bei Wikipedia erwähnten Applet zu berechnen (welches ich wegen irgendwelcher noch vorzunehmender Einstellungen nicht sofort starten konnte und das auch nicht weiter verfolgte, da mich dieses Produkt selber nicht sonderlich interessiert).

      Als ergänzende Anmerkung kann ich noch nachreichen, dass mir das auf der Wikipedia-Seite angegebene Buch von Christian P. Fries sogar als physisches Exemplar vorliegt, da es mir der Autor als Vorab-Exemplar zur Review gab. Auf eine geplante Besprechung des Buches in einem schon vorbereiteten, eben wieder gefundenen Artikel (mit um die 10.000 Zeichen) wurde verzichtet, da es seinerzeit für diese kein freundlich aufgeschlossenes Umfeld (1, 2 u. a. m.) gab, wo sie zur erweiterten Beantwortung einer Frage im Jahr 2009 aber gepasst hätte.

      Weitere Links zu Formeln und Anmerkungen für exotische Optionen (Fachbegriff für alle Optionen, die nicht Plain Vanilla sind) sind u. a. in Posts vom 23.10.2007, 27.01.2012 und 18.01.2013 verlinkt.
      Bilder
      • Buch.jpg

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      Was sagen Zertifikate-Kenner dazu:

      Beispiel TD03XH, ein KO-Call auf Micron Technology. Schlusskurs am 03.04. 24$, mit nachbörslichen Zahlen, Schein zu 0,50/0,55€. Die KO-Schwelle liegt allerdings bei 23,77$. Für 0,23$ Spielraum, also 0,17€, soll man 0,55€ für den Schein bezahlen. Ist das ein besonders schlechtes Pricing, oder Standard?
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      Hintman schrieb:

      Auf der anderen Seite folgendes Optionsschein-Pärchen, beide mit Basis 174 und gleicher Laufzeit bis 18.06.14: den Call HY17P8 mit dem letzten Kurs 0,82/0,84 und einer impl. Vola von 26,22% sowie den Put HY2VE3 zu 1,02/1,04 und der impl. Vola von 23,7%.
      Nachtrag ein paar Tage später: beide Scheine immer noch mit der fast gleichen impl. Vola. Von einem Volacrash in diesem Fall also mal keine Spur.
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      Um auch mal wieder die Transparenz der KO´s mit der Aktie bzw. dem CFD zu vergleichen: aktuell hat CON genau um 6€ zum gestrigen Schlusskurs zugelegt. Während der KO-Bull nur 53 Cent mitgemacht hat. 7 Cent Aufgeldverlust wären schon heftig für ein erst gestern emittiertes Zerti.
      Der Autor ist in den besprochenen Werten zumeist selbst investiert. Traden auf eigene Gefahr, Signale sind aktuell großteils experimentell zwecks Challenge "In 30 Tagen zur Trading Strategie".
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      Jetzt, um 10:35, sieht die Sache schon etwas anders aus. KO-Bull notiert zu 0,91/0,93 = +117%. Damit den ausgeknockten Bear gutgemacht, nur: man kann ja nicht wirklich 2 verschiedene Zeitpunkte miteinander vergleichen, und dabei von einer optimalen Gewinnmitnahme ausgehen.

      Anders hingegen die Optionsscheine: der Put notiert zu 0,78/0,79 und damit "nur" 25% im Verlust. Während der Call auf 1,10/1,11 und damit um +32% zugelegt hat.
      Auf Onvista sind für diese beiden Scheine übrigens im Moment sämtliche Kennzahlen "nicht verfügbar". Merkwürdiger Zufall, wo man doch jederzeit mit dem Volatilitätsabfall rechnet... ;)
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      Hintman schrieb:

      Morgen Früh Continental mit Quartalszahlen, heutiger Close 173,15€. Ich beobachte mal die Kombination aus KO-Call CF8NQR mit KO-Schwelle 170€, letzter Kurs 0,38/0,42.
      Und als Gegenstück den KO-Put HY3HLB mit Schwelle 176€, letzter Kurs 0,34/0,36.

      Auf der anderen Seite folgendes Optionsschein-Pärchen, beide mit Basis 174 und gleicher Laufzeit bis 18.06.14: den Call HY17P8 mit dem letzten Kurs 0,82/0,84 und einer impl. Vola von 26,22% sowie den Put HY2VE3 zu 1,02/1,04 und der impl. Vola von 23,7%.


      Mal nachrechnen:
      KO-Call: Fiktiver Kaufkurs gestern 0,42, Verkaufskurs lt. Screenshot heute 0,55, Gewinn 0,13
      KO-Put: Fiktiver Kaufkurs gestern 0,36, Verkaufskurs lt. Screenshot heute 0,17, Verlust 0,19

      OS Call: : Fiktiver Kaufkurs gestern 0,84, Verkaufskurs lt. Screenshot heute 0,89, Gewinn 0,05
      OS Put: : Fiktiver Kaufkurs gestern 1,04, Verkaufskurs lt. Screenshot heute 0,95, Verlust 0,09