DAX5plus

      Der Tag im Detail

      Das war rekordverdächtig bis jetzt kurz vor 18 Uhr: 25 Punkte Handelsrange. Das ist Weihnachtsniveau. Damit wäre alles - kein Trade, kein Gewinn, kein Verlust - gesagt, fast.
      Erwähnt werden sollte, daß 17:40 eine 4MA 5 Long-Konstellation da war; da hatten wir aber zumindest innerlich schon abgeschaltet, keine Lust mehr. 16:30 wiederum 4MA 10 haben wir schlicht übersehen.

      Das Volumen war recht hoch heute. Hohes Volumen ohne nennenswerte Kursbewegung deutet auf Distribution hin, also in diesem Falle stand eine starke Käuferpartei einer nur unwesentlich schwächeren Verkäuferseite gegenüber. Zu vermuten sind dabei Gewinnmitnahmen in größerem Umfang sowie das Aufspringen auf die Longseite durch die, die es vielleicht bisher verpaßt haben oder noch nicht genügend Gewinne in den Depots vorweisen können (das Jahresende naht ja). Dazu würde auch passen, daß jeder ernsthaftere Shortversuch dann doch wieder massiv gekauft wird, wie gestern etwa.

      Zufrieden kann man damit natürlich nicht sein. Leider sind wir mit einer Tradevariante noch nicht ganz fertig.
      Kommt als ReEntry die Variante REX a bei starker Volatilität zum Tragen; REX b bei im Verhältnis dazu abgeschwächter; 4MA bei schwacher Volatilität; so bezieht sich die noch nicht ausformulierte Variante ZEX (für zero expansion) auf Kursverläufe, die nahe am Marktrauschen sind und eher einem zufallsbedingten Hin- und Herpendeln ähneln. Dennoch können diese PingPong Bewegungen sehr lukrativ sein. In der Abwägung zwischen Risiko und Gewinnpotential sind sie jedoch nicht ganz einfach zu definieren.

      Derweil hat sich die Handelsspanne um 6 Punkte erhöht.

      amazon (19:14)

      Fragen stadinski

      Hallo

      ich spring mal ein (auch wenn ich mich hier nicht wohlfühle).. amazon ist im Urlaub.

      die Zahl steht, wie amazon schrieb, für das Zeitfenster wo der Trigger (entry) erreicht wurde und die position eingegangen wird!

      Jürgen (herkunft)

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von „Herkunft“ ()

      @ amazon,

      bitte sehe mein postings bitte nicht als kritik an,sondern eher als Hinweis.
      Danke!

      Ich meine z. b. im Text "REX a 2" was immer das heißt. Du hast es ja gerade gepostet, aber was heißt: also:

      Rex (re-entry into Expansion) a von Trigger a 2? was heißt a 2?

      Dann verstehe ich (wenn ich mal von einem Laien ausgehen darf) überhaupt nicht was ihr unter dem Punkt Tradervarianten geschrieben habt. vielleicht könntest du das mal erklären, nur einfach in Worten ohne Abkürzungen.

      Ich denke da mußt du dann sicher noch einiges bei deinen Seminaren erklären. hehehe

      ich denke ein laie kommt mit REX nicht klar.

      wie gesagt nur verbesserungsvorschläge keine Kritik, wie könnte ich dir Kritik geben amazon :D :P ;)

      lg Stadinski
      ps. vielleicht solltet ihr mehr Bilder unter den einzelnen Punkten mit angeben. Z. b. bei Tradervarianten. Das wäre sicher für jeden hilfreich. du weißt doch Bilder sagen mehr als 1000 Worte und wenn diese dann noch gekürzt werden...oh backe.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Stadinski“ ()

      Hallo Dr. amazon95 ;) und Herkunft

      herzlichen Glückwunsch zu eurem Internetauftritt.
      Gefällt mir sehr gut, doch weißt du amazon, dass ich einfach
      damit nicht klar komme. Ich verstehe zwar alles, doch handeln
      funzt einfach nicht. Ich kann nur sagen: RESPEKT!

      lg Stadinski

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Stadinski“ ()

      @ itsmie

      Danke für die Zur-Kenntnisnahme. Ja, wir wollten und mußten das auslagern. Das würde sonst den Rahmen eines Threads sprengen.
      Vielleicht kann der Tagesrückblick ja hier jeweils eingestellt werden. Aber eher in der nächsten Woche erst.
      Die Grundlagen müssen aber auf der Seite nachgesehen werden; das ist hier nicht zu machen.

      gruß amazon
      @ amazon

      wow! dax5plus jetzt mit eigenem blog. glückwunsch zu dieser gelungenen webseite.

      schön, dass ihr die öffentlichkeit an eurem wissen teilhaben lasst und endlich mal wieder eine bereicherung des tradingalltags für einen fdax-trader.

      hoffe, ihr habt noch lange lust auf die recht ausführlichen tagesrückblicke; es ist sehr spannend den tagesverlauf durch die brille eurer strategie aufbereitet zu verfolgen. sehr inspirierend allemal.

      gruß und viel erfolg itsmie

      RE: Zeitfenster - Fraktale

      Folgende deutschsprachige Literatur zum Thema kenne ich:

      Mandelbrot; Hudson: Fraktale und Finanzen

      Interessantes Buch, daß von Anregungen für Handelssysteme allerdings sehr weit entfernt ist, aber mit weiterführendem Literaturverzeichnis. Darauf bezog sich auch der von amazon95 angegebene Artikel. War mal "Bestes Wirtschaftsbuch des Jahres". Auch wenn keine direkten Anregungen zum Handeln entnommen werden können, weiß Mandelbrot genau, wovon er redet, denn er zählt zu den Begründern der Chaostheorie (Apfel-Männchen = Mandelbrot-Fraktal), hat sich jahrelang in verschiedenen Institutionen auch hauptberuflich mit den Finanzmärkten beschäftigt und hat einen sehr imposanten, überhaupt nicht elfenbeinturmartigen Lebensweg. Für jedermann gut lesbar.

      Thoma: Chaostheorie, Wirtschaft und Börse

      Ein dünnes Büchlein mit nur 130 Seiten, wo aber die grundsätzlichen Anregungen, woran man weiter arbeiten sollte, in konzentrierter Form angeboten werden. Für jedermann mit etwas mathematischem Interesse gut lesbar.

      Elsner: Chaos und Zufall am deutschen Aktienmarkt

      Ebenfalls ein dünnes Büchlein mit 170 Seiten Haupttext, etwas umfassender als das Buch von Thoma und etwas wissenschaftlicher, aber trotzdem noch gut verständlich, mit umfassendem Literaturverzeichnis. Sicher eine gute Vorbereitung für ein eigenes Weitermachen. Für Leute mit Hochschulabschluß und erhöhtem mathematischem Interesse gut lesbar.

      Schröder: Finanzmarkt-Ökonometrie

      Nicht direkt zum Chaos, aber für alle, die schon immer vermuteten, daß die Effizienz-Markt-Theorie nicht vollkommen selig macht. Einige Annahmen über reale Kurs-Zeitreihen werden mal wirklich statistisch korrekt untersucht. Anspruchsvoll, aber für Naturwissenschaftler, Techniker und Kaufleute mit Hochschulabschluß und erhöhtem mathematischem Interesse ausreichend gut lesbar. Die Mathematik verdeckt auch hier noch nicht den interessierenden ökonomischen Sachinhalt.

      Möglicherweise findet man in allgemeinen Büchern über Chaostheorie (bei amazon.de) auch noch interessante Anregungen.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „xyxyber“ ()

      Zeitfenster - Fraktale

      @ xyxyber, american, all

      Das Posting bezieht sich auf eine Diskussion in einem anderen Thread, den ich mit diesem Thema nicht allzu sehr vollstopfen möchte.

      FGBL BBD EMA 60min

      Auf das Fraktale des Kursgeschehens bin ich als Lösung eines praktischen Trading Problems gekommen. Erst später bin ich drauf gestoßen, wie es sich dazu, der Lösung, mit dem theoretischen Hintergrund verhält. Das folgende Gespräch in der ZEIT habe ich durch Zufall im Netz gelesen. Das wäre die Antwort auf deine, xyxyber, Frage. Das Gespräch habe ich hier eingestellt. Es ist inzwischen nicht mehr im Netz zu finden.

      Die Lösung des Problems bestand einfach im Screening, also dem Benutzen mehrere Zeitfenster; was allerdings das Erarbeiten der Korrelationen nach sich zog. Durch das Screening habe ich aber gleich noch eine verfeinerte Selbstanpassung des Systems an die Marktveränderungen bekommen.

      Ich benutze ausschließlich zwei Bollinger Bänder.

      gruß amazon

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      Lohnt das Risiko?
      Können Investoren die Gefahr messen und sich davor schützen? Ein Mathematiker und ein Wirtschaftswissenschaftler diskutieren
      Die ZEIT: Herr Mandelbrot, wie definieren Sie Risiko?
      Benoît Mandelbrot: Lassen Sie mich mit Definitionen in Ruhe! Die bringen niemanden weiter. Es gibt vorhersehbare und unvorhersehbare Risiken. Wichtig ist es, das Konzept zu verstehen.
      Lutz Johanning: Dann versuche ich es eben. Zunächst muss man festlegen, welche Zeitspanne man betrachten möchte. Den nächsten Tag, die nächste Woche oder die nächsten zehn Jahre? Danach muss man sich fragen: Welchen Schaden kann ich in dieser Zeitspanne erleiden? Das bezeichne ich als Risiko!
      Mandelbrot: Einspruch! Risiko hat auch eine positive Seite. Stellen Sie sich vor, Sie graben in Frankfurt nach Wasser und stoßen dabei auf Öl: Das ist doch positiv.
      Johanning: Das ist kein Widerspruch. Risiko und Chancen sind eineiige Zwillinge. Aber noch mal einen Schritt zurück: Für den Bauern, der die Weizenernte einfahren will, besteht das Risiko darin, dass es zu regnen beginnt und er deshalb den optimalen Erntezeitpunkt verpasst. Das würde den Ernteertrag schmälern. Einen Monat vorher mag derselbe Bauer noch um Regen gebettelt haben, damit der Weizen gut gedeiht. Was Risiko ist, hängt also vor allem vom Ziel des Betrachters ab. Deshalb gefällt mir meine Beschreibung: Risiko ist alles, was einem Schaden zufügen kann.
      ZEIT: Und was bedeutet Risiko mit Blick auf die Finanzmärkte?
      Johanning: Potenzielle Verluste. Was nicht identisch sein muss mit fallenden Kursen. Wer auf fallende Kurse spekuliert, für den stellen kräftige Kurssteigerungen ein Risiko dar! Schwieriger wird es bei der Einschätzung, welcher Art die Verluste sein werden. Deshalb schlage ich folgende Unterscheidung vor: Es gibt das Risiko des »normalen Geschäftsbetriebs«, also Verluste, die bei gewöhnlichen Märkten eintreten können und die sich relativ einfach mit der so genannten Normalverteilung, also der Gaußschen Glockenkurve, schätzen lassen. Deshalb können Verluste an den Finanzmärkten in 95 Prozent der Fälle als »normales Risiko« eingestuft werden. Und dann gibt es das »außergewöhnliche Risiko«, also Verluste, die in sehr außergewöhnlichen Marktsituationen eintreten. Das muss man mit komplizierteren Modellen abbilden, die über die Normalverteilung hinausgehen. Ist die Wahrscheinlichkeit des Eintretens dieser extremen Risiken höher als normal, modelliert man in den Randbereichen so genannte fat tails.
      Mandelbrot: Die Normalverteilung ist auf die Kursschwankungen an den Finanzmärkten nicht anwendbar. Es gibt keinerlei empirische Belege für normal verteilte Kursverläufe. Schätzen Sie einmal, um wie viel Prozent der amerikanische S&P-500-Index höher notieren würde, wenn es während der vergangenen sieben Jahre die zehn schlechtesten Tage mit ihren Kursstürzen nicht gegeben hätte?
      Johanning: Vielleicht doppelt so hoch?
      Mandelbrot: Genau! Was sagt uns das? An zehn Tagen in sieben Jahren entscheidet sich alles. Den Rest können Sie Urlaub machen, in die Oper gehen oder Solitär spielen. Das, was dazwischen passiert, ist völlig uninteressant. Sie sagen, nur in fünf Prozent der Fälle greife die Annahme der Normalverteilung nicht. Das hört sich wenig an, ist aber in seiner Auswirkung gewaltig. Mir gefällt zwar Ihre Unterscheidung in normales und außergewöhnliches Risiko. Sie müssen aber dem Außergewöhnlichen mehr Beachtung schenken.
      Johanning: Warum? Die Finanzmärkte bieten doch die Möglichkeit, sich des außergewöhnlichen Risikos zu entledigen. Sie als Anleger kaufen einfach ein Produkt, das diese Risiken nicht birgt.
      Mandelbrot: Risiken können mittels des Kapitalmarktes transferiert werden. Sie können gehandelt werden. Das stimmt. Aber die Risiken auf Marktebene verschwinden nicht. Das geht nicht. Der Einzelne kann Risiken höchstens vermeiden.
      ZEIT: Wie kann man die Risiken denn messen?
      Mandelbrot: Auf drei Arten. Mit der Normalverteilung, die permanent angewendet wird, an den Finanzmärkten jedoch nicht vorzufinden ist. Mit meinen Fraktalen. Und mit allen möglichen Verteilungen – wie zum Beispiel den fat tails. Doch diese Methoden, der Mix aus Normalverteilung und fat tails, hält keiner theoretischen und empirischen Überprüfung Stand. Wenn Sie behaupten, alles modellieren zu können, was Sie möchten, ist das Scharlatanerie.
      Johanning: Da stimme ich nicht ganz überein. Wir können aus der Vergangenheit lernen und die extremen Kursschwankungen bei unseren Modellen über die fat tails berücksichtigen. Ich stimme zu, dass der schlimmste Fall nie abgedeckt werden kann. Es gibt immer wieder Risiken, die wir historisch nicht beobachtet haben und an die noch keiner gedacht hat.
      Mandelbrot: Moment. In den neuen schlimmsten Fällen spielt aber die Musik. Das andere ist langweiliges Hin- und Hergedümpel der Kurse.
      Johanning: Es gibt im Übrigen noch einen weiteren Grund, warum wir einfache Risikomodelle wie die der Normalverteilung verwenden müssen. Es ist in großen Instituten wie Banken oder Fondsgesellschaften unmöglich, ein Risikomeldesystem aufzubauen, das auf einer hoch komplexen Theorie fußt. Das würde niemand mehr verstehen, und damit wäre es völlig nutzlos. Ich vergleiche das mit einer Straßenkarte, die ja auch nicht jedes Detail abbildet, dem Autofahrer aber hilft, den richtigen Weg zu finden. Für ein Risikomanagement brauchen wir ein ähnliches Modell, das leicht verständlich ist und dennoch bei den Entscheidungsträgern die richtigen Schlussfolgerungen auslöst.
      Mandelbrot: Was meinen Sie mit einfach?
      Johanning: Zum Beispiel den Ansatz Value at Risk. Das ist ein feines Konzept, solange man sich auf normale Risiken beschränkt. Das sagt natürlich nichts über die Extreme aus. Aber es sagt uns: Mit einer Wahrscheinlichkeit von beispielsweise fünf Prozent können die Verluste höher ausfallen als dieser Wert. Es sagt nicht aus, wie hoch der Verlust ausfällt. Dennoch ist dieses Konzept einfach zu verstehen und zu kommunizieren. Solange die Manager wissen, dass die »Risikostraßenkarte« nicht jedes Detail abbildet, stellt es einen sinnvollen Ansatz dar.
      Mandelbrot: Die Frage ist, auf welche Vereinfachung man sich einlässt. Ich habe viele Finanzprofis gefragt, was sie unter Varianz verstehen. Immerhin ist es das Risikomaß, auf dem die gesamte moderne Portfoliotheorie aufbaut. Das Ergebnis: Die Profis hatten nicht mal eine leise Ahnung, was Varianz von Kursen wirklich bedeutet.
      Johanning: Stimmt. Der Vorteil beim Value at Risk ist eben, dass das Risiko eine griffige, intuitive Kennzahl darstellt, die das potenzielle Risiko in vielen Fällen vernünftig angibt. Wenn der Value at Risk zum Beispiel zwei Millionen Euro beträgt und nun auf 2,5 Millionen steigt, weiß das Management, dass irgendetwas passiert ist. Entweder haben die Händler stärker auf riskante Anlagen gesetzt, oder die Stimmung an den Märkten hat sich gedreht.
      Mandelbrot: Dass ich nicht lache. Der Value at Risk soll das potenzielle Risiko anzeigen?
      ZEIT: Herr Mandelbrot, kritisieren Sie, wie Risiko in der Finanzmathematik gemessen wird oder wie die Kurse das Risiko widerspiegeln?
      Mandelbrot: Wenn Sie sich anschauen, wie das Risiko von verschiedenen Finanzprodukten gemessen wird, stellen Sie fest, dass fast alles unter der Annahme der Normalverteilung beurteilt wird. Deshalb wird das Risiko systematisch unterschätzt. Ich hoffe, dass meine Theorie der Fraktale eines Tages so leicht anwendbar sein wird wie die Normalverteilung. Dann werden Sie sehen, dass das Risiko in Wahrheit viel größer ist.
      ZEIT: Wie viel Risiko verträgt denn der Anleger?
      Mandelbrot: Jeder Anleger hat andere Vorstellungen und Möglichkeiten. Der eine erträgt einen Verlust von 10.000 Euro nicht – er braucht Garantieprodukte. Der andere kann höhere Verluste in Kauf nehmen, ohne dass sein Leben zerstört wird. Der eine hat schreckliche Angst, dass Feuer sein Haus verschlingt – dieser braucht unbedingt eine Brandschutzversicherung. Der andere misst diesem Risiko eine sehr geringe Wahrscheinlichkeit bei. Also braucht er keine Versicherung. Das ist sehr individuell.
      ZEIT: Ein Privatanleger, der keinen blassen Schimmer von all den Verteilungen hat, kauft Aktien. Zahlt er zu viel, weil das Risiko systematisch unterschätzt wird?
      Johanning: Nein. Die Preise am Kapitalmarkt sind fair, solange es genügend Wettbewerb gibt. Es gibt eine Reihe von Anlegern wie Hedge-Fonds, die darauf spezialisiert sind, außergewöhnliche Risiken zu bewerten und davon zu profitieren. Ihre Aktivitäten führen zu fairen Preisen. Privatanleger haben in den Jahren 2001 bis 2003 schreckliche Erfahrungen am Aktienmarkt gesammelt, mit Verlusten von 30 Prozent und mehr. Dieser Crash war im Übrigen gar nicht so unwahrscheinlich, selbst wenn man die Normalverteilung zugrunde gelegt hätte. In Deutschland beobachten wir seither einen Boom bei Zertifikaten und Garantiefonds. Diese bieten eine Absicherung, bieten den Erhalt des eingesetzten Kapitals über bis zu zehn Jahre hinweg. Im Gegenzug nimmt der Anleger in Kauf, dass er an Kurssteigerungen nicht in vollem Maß teilhat. Diese Produkte ermöglichen es also, bestimmte Risiken zu vermeiden. Deshalb gefallen sie mir auch.
      ZEIT: Herr Mandelbrot, welcher Rat lässt sich aus Ihrer Theorie für den Privatanleger ableiten, der Geld für seine Altersvorsorge ansparen möchte? Soll er auf Aktien setzen?
      Mandelbrot: Schauen Sie doch auf die britischen Pensionsfonds. Die haben in der Boomphase der neunziger Jahre hohe Renditen versprochen, haben das Geld der Arbeitnehmer fast ausschließlich in Aktien angelegt. Von den Renditeversprechen ist nichts mehr übrig, vom Geld fast nichts mehr. Das ist schlimm für die Betroffenen. Wieso ist das passiert? Die Fondsmanager haben das Risiko falsch eingeschätzt!
      ZEIT: Also Hände weg von Aktien?
      Johanning: Um Himmels willen, nein! Wir hatten das Beispiel mit den zehn schlechtesten Tagen in sieben Jahren bei den Verlusten. Das Beispiel für die Erträge ist ähnlich frappierend: Wenn Sie bei einem Anlagehorizont von 40 Jahren die vier besten Aktienjahre rausnehmen, sind die Renditen der Aktien nicht mehr höher als die der Anleihen. Das höhere Risiko von Aktien wird dann also gar nicht mehr entlohnt. Daraus folgt, dass die Anleger immer einen Teil in Aktien anlegen sollten, um von den guten, aber sporadischen Aktienjahren zu profitieren. Zu berücksichtigen wären auch die Auszahlungszeitpunkte. Wird das gesparte Vermögen etwa komplett bei Renteneintritt ausgezahlt, besteht die Gefahr, ein sehr schlechtes Aktienjahr wie 2002 zu erwischen. Man muss die Möglichkeiten des Finanzmarktes geschickt nutzen, um solche Ausschläge zu glätten.
      Mandelbrot: Glätten, ja, das hört sich vernünftig an. Das ist es, was ich seit 1963 sage. Ich habe das Gefühl, dass die Risiken von Aktien seit dem Crash der Technologiewerte realistischer eingeschätzt werden.
      ZEIT: Wer höhere Risiken am Finanzmarkt eingeht, gewinnt auch mehr, lautet eine Standardweisheit. Werden die Anleger für hohe Risiken anständig entlohnt?
      Mandelbrot: Über diese Frage ist viel geschrieben worden. Allerdings glaube ich nicht, dass man das Standardergebnis einfach so glauben darf. Ich habe viele Freunde an den Universitäten, die an die Effizienz des Kapitalmarktes glauben, nach dem Motto: »Der Markt hat immer Recht.« Wenn ich sie frage, wie sie darauf kommen, sagen sie, sie hätten das empirisch getestet. Aber was heißt das schon? Die Tests, die ihre Ansicht unterstützen, werden veröffentlicht, die anderen unterschlagen!
      Als unbeteiligter Leser bekommt man dann rasch einen falschen Eindruck. Die Wahrheit ist: Wir wissen nicht, ob höhere Risiken durch höhere Erträge kompensiert werden. Es wäre interessant zu sehen, was mit all den Tests passieren würde, wenn die Annahme der Normalverteilung fallen gelassen würde. Insgesamt habe ich den Eindruck, dass die Märkte die Risiken recht gut einschätzen, aber effizient sind sie deswegen noch lange nicht.
      Johanning: Ich glaube an die Effizienz der Märkte. Es gibt immer mehr Hedge-Fonds und andere kluge Investoren. Sie spüren Ineffizienzen auf – und lassen sie so verschwinden.
      ZEIT: Wie soll ein Privatanleger, der für seine Altersvorsorge spart, sein Geld denn nun anlegen?
      Mandelbrot: Ich diskutiere weder über Religion, Politik, Sex noch über mein Portfolio.
      ZEIT: Das ist Ihre Standardantwort. Noch mal: Wie soll ein Anleger sein Geld aufteilen zwischen Aktien, Anleihen, Rohstoffen, Immobilien, Devisen und was es sonst noch alles gibt?
      Mandelbrot: Na gut, zwei meiner wichtigsten Einsichten: Erstens wird die Rendite immer kleiner sein, der Anstieg des Vermögens immer geringer sein, als es Ihnen alle Banken, Fondsgesellschaften und Versicherer versprechen – solange diese sich auf die Normalverteilung stützen. Zweitens, je breiter das Portfolio gestreut ist, desto besser. Wir wissen schlicht noch zu wenig über die Finanzmärkte, um konkretere Aussagen machen zu können.
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      BenoÎt Mandelbrot ist Mathematiker und Professor an der US-amerikanischen Universität Yale. Der 82-jährige Franzose hat die fraktale Geometrie populär gemacht Lutz Johanning ist Professor für Asset Management an der European Business School im Rheingau. Zu den Schwerpunkten des 38-jährigen Deutschen zählt das Risikomanagement
      Das Gespräch moderierten Robert von Heusinger und Maik Rodewald

      © DIE ZEIT, 24.05.2006

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „amazon95“ ()

      @ ogu

      Um deine Frage nach den unterschiedlichen Entry Levels zu beantworten: sie richten sich nach dem Verlauf der äußeren BBD.

      Das Chartbeispiel ist selbsterläuternd.

      gruß amazon
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        16,38 kB, 800×600, 1.708 mal angesehen
      @ ogu

      Jetzt werd ich auch schon ganz rammdösig von dem Wetter.

      Die Öffnung der BBD ist natürlich i nach einer Umkehr auch nichts anderes als nach einer neutralen, sehr volaarmen Phase; es wird eben damit der Beginn, die Inkubation, des Impulses angezeigt (wenn es denn kein Fake ist; das ist während der Öffnung immerhin auch noch möglich).

      gruß amazon
      @ ogu

      So hier ein Beispiel für 'Öffnen' und 'Aufklappen' der BBD als Übergang von Inkubation und Ausbrechen des Impulses.

      In der Öffnungsphase suche ich irgendwo nach dem günstigsten Entry; in der Ausbruchsphase erst nach einer Korrektur im Bereich des inneren BBD.

      Von dieser Konstellation zu unterscheiden, aber mit gleichen praktischen Konsequenzen, ist die Umkehr (da suche ich jetzt gleich noch ein Beispiel).

      gruß amazon
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        14,03 kB, 800×600, 1.543 mal angesehen
      @ ogu

      Öffnen sich, klappen auf; morgen mit Beispiel. Ist letztlich nur ein gradueller Unterschied; bei welchem Winkel wäre nicht meine Sorge, muß man sich einsehen.

      Ich glaube, ich habe irgendwo gepostet, daß ich US INdices nicht wie den Dax behandeln würde, und schon gar nicht außerhalb der US Börsenzeiten. Das tickt völlig anders.
      Im übrigen habe ich kein System, sondern einen systematisierten Handelsansatz, ein Traderepertoire auf systemischer Grundlage. Entwickelt anhand des Dax.

      Kannst du mal sagen, auf welches Posting sich sich deine +2 Fragen begründen; ich denke , wir reden da etwas aneinander vorbei.

      Deine Links sehr interessant; kann ich jedem erstmal empfehlen. (Bei Mister Ross allerdings melden sich leichte Zweifel.)

      gruß amazon

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „amazon95“ ()