Plauder-Thread rund ums Trading

      Die Diskussion wurde zwar da geführt, passt hier aber besser:

      Auch die Schweiz zahlt für Griechenland - via IMF

      690 Millionen Franken: Soviel beträgt theoretisch der Schweizer Anteil am IMF-Hilfspaket von 30 Milliarden Euro für Griechenland. Das Geld würde aus Devisenreserven der Nationalbank stammen, welche in einem Pool beim Internationalen Währungsfonds (IMF) liegen.

      Der Pool wird von den Mitgliederländern nach ihren Anteilen am IMF gespiesen. Der Schweizer Anteil am IMF beläuft sich auf 1,6 Prozent. Demnach wäre der Schweizer Anteil 480 Millionen Euro (690 Millionen Franken).
      Quelle: NZZ
      Würde und Sein - sind allen gemein
      GS gehen Kunden abhanden:

      FRANKFURT (Dow Jones)--BayernLB, one of Germany's largest banks, is to stop doing business with Goldman Sachs Group Inc. (GS) with immediate effect, a spokesman for the bank said Wednesday.
      The spokesman confirmed to Dow Jones Newswires that newly appointed Chief Executive Gerd Haeusler had ordered the move, but declined to comment on the reasons for it, or to specify the type of business it had done with Goldman until now.
      The announcement comes only days after the U.S. Securities and Exchanges Commission filed fraud charges against Goldman in relation to some of its operations with collateralized debt obligations before the financial crisis.
      No one at Goldman Sachs in Germany was initially available to comment.

      April 21, 2010 12:56 ET (16:56 GMT)
      Würde und Sein - sind allen gemein
      Wer sagt's den.....

      retep schrieb:

      Auch die Griechenland Rolle von GS dürfte wohl bei vielen Politikern noch erheblichen Nachhall verursachen. Denkbar das solche "Helfer" früher oder später von gewissen Märkten ausgeschlossen werden.


      Sack Goldmans! - Ministers urged to bar bank from government contracts

      Goldman Sachs should be suspended from working for the Government until the outcome of a fraud case brought against the investment bank by US regulators is known, opposition politicians said yesterday.

      The demand from the Tories and the Liberal Democrats came as the Financial Services Authority (FSA) began an investigation into the Wall Street giant's operations in London.
      ...
      After Gordon Brown described the US bank as "morally bankrupt" at the weekend, Vince Cable, the Liberal Democrat Treasury spokesman, said yesterday: "The Government should not be paying for the services of a bank that is being investigated on both sides of the Atlantic. The allegations made against Goldman Sachs are extremely serious. Not a penny of taxpayers' money should be paid while these allegations hang over [the bank]."
      ...
      Quelle: The Independent UK
      Würde und Sein - sind allen gemein

      goso schrieb:

      Klar, die "Berater" der Banken versuchen diese ganzen Dinge zu verkaufen, aber zu jedem "Über den Tisch ziehen" gehört auch ein Part, der sich über den Tisch ziehen lässt, wenn ich keine Ahnung von einem Asset habe, dann muss ich einfach die Finger davon lassen.


      Ich will deine Aussage grundsätzlich nicht bestreiten. Frage mich aber schon, wo ist "Treu und Glaube" geblieben?

      Muss ich jetzt tatsächlich per default davon ausgehen das ich hintergangen werde. Wo sind wir hingekommen??????????


      Wenn solches bald einmal mit fliegendem Blei ausgetragen wird, mich wundert das dann nicht mehr.
      Würde und Sein - sind allen gemein

      retep schrieb:

      Und hier, wie die UBS einen Kunden über den Tisch gezogen hat (für die, die immer noch meinen Banken seien Vertrauenswürdig.... :(


      Ich bin auch immer wieder entsetzt mit welch absurdem Vertrauensvorschuss die Banken bedacht werden, wenn ich dann höre "Das hat mir mein/e BetreuerIn empfohlen" und das wird dann automatisch als ultimativ beste Lösung empfunden frage ich mich gelegentlich schon nach dem Geisteszustand mancher Kunden, und zwar egal ob Privat- oder Geschäftskunde.

      Extrem unangenehm fallen mir da aber Institutionen aus dem öffentlichen Gebietskörperschaften bzw. Betriebe im Staatsbesitz auf, diese Dumpfbacken agieren mit meinem Steuergeld wie Vollidioten, im Regelfall haben die handelnden Personen keine auch nur ansatzweise brauchbaren Kenntnisse oder Qualifikationen (Parteibuch und/oder Netzwerl reicht vollkommen), dann verbrennen sie tonnenweise Geld, bedenken noch diverse Günstlinge mit Aufträgen, deren Dotation weit über dem liegt, was man gemeinhin als Wucher bezeichnen kann, lassen Personen aus ihrem Umfeld mehr oder minder hemmungslos Geschäftsmöglichkeiten, die der Lizenz zum Gelddrucken nahe kommen, zukommen, im Best Case wird wegen Unfähigkeit der Arbeitsvertrag gelöst (selbstverständlich mit Abfertigung sämtlicher Bezüge und Boni), im Worst Case dürfen diese geistig Minderbemittelten sogar weitermachen und weiter mein sauer verdientes Steuergeld vernichten.

      In AT gibt es da leider jede Menge Beispiele dazu, angefangen von der ÖBB (inklusive Immobiliendeal der Ehefrau des ehemaligen CEO) über die Bundesfinanzierungsagentur (Aussage: "Wir haben uns auf die Bewertungen der Ratingagenturen verlassen", aha, wenn ohnehin die Ratings 1:1 übernommen werden, dann braucht man dort aber keine hochbezahlten Mitarbeiter, das kann ein dressierter Affe auch) und geht bis in die Gemeindeebne, da "veranlagen" Bürgermeister von Kuhdörfern die Gelder der Kommune in irgendwelchen Aktien und/oder schreiben Devisenoptionen, ohne auch nur ansatzweise über das Verlustrisiko nachzudenken.

      Klar, die "Berater" der Banken versuchen diese ganzen Dinge zu verkaufen, aber zu jedem "Über den Tisch ziehen" gehört auch ein Part, der sich über den Tisch ziehen lässt, wenn ich keine Ahnung von einem Asset habe, dann muss ich einfach die Finger davon lassen.
      Und hier, wie die UBS einen Kunden über den Tisch gezogen hat (für die, die immer noch meinen Banken seien Vertrauenswürdig.... :(

      Eigentlich ist der Fall mit 35 Millionen Dollar Schaden relativ klein. Hängig ist er vor einem Gericht in Stamford, Connecticut. Der Hedgefonds Pursuit Partners wandte sich im Frühjahr 2007 an die UBS und fragte nach, ob er von ihr nicht schon teilweise abgeschriebene zweitklassige Hypothekenanleihen kaufen könne. Gemäss Gerichtsunterlagen verlangte Pursuit zudem, dass die Verträge keinen sogenannten Trigger hätten. Trigger bedeuteten, dass Erstklassgläubiger bei nachlassender Zahlungsmoral die Gesellschaft liquidieren und Notverkäufe durchführen können, ohne Rücksicht auf die Zweitklassgläubiger.

      In einer ersten Phase lehnte die UBS ab. Laut Gericht haben die UBS-Verantwortlichen im Mai 2007 dann doch Sitzungen mit der Rating-Agentur Moody's durchgeführt. Dort sei ihnen eröffnet worden, dass Moody's die Rating-Methode ändern werde. Mit der Konsequenz, dass die Subprime-Papiere abgewertet würden.

      Danach sei der UBS klar geworden, dass sie auf einem Berg unverkäuflicher Papiere sitze - heute weiss man, dass sie einen Wert von über 100 Milliarden Dollar hatten. Jedenfalls versuchten die Verkäufer, möglichst viele der «giftigen Papiere» loszuwerden. Am 26. Juli sei zudem eine interne Weisung ergangen, man solle rasch und unauffällig so viele Subprime-Papiere wie möglich verkaufen. Ein betroffener Kunde war Pursuit: Ihm sei fälschlicherweise erzählt worden, die Papiere hätten wie gewünscht keinen Trigger und seien hochklassig.

      Pursuit verlor alles Geld

      In Tat und Wahrheit wurde kurz nach dem Verkauf ein Trigger ausgelöst und die Immobiliengesellschaft liquidiert. Pursuit verlor das ganze Geld. Dummerweise dokumentierten die UBS-Verkäufer all das säuberlich auf E-Mails: Darin kann man lesen, dass der verantwortliche Verkäufer die Papiere als «Gekotztes» bezeichnete. Pursuit hätte noch etwas «getrocknetes Pulver» (gemeint ist, sie hätten Geld übrig), um noch mehr «Mist» zu kaufen. Ein Gericht zwang damals die UBS, 35,5 Millionen Dollar als Sicherheit bereitzustellen. Die UBS selber beteuerte immer ihre Unschuld.
      BZ

      Über die verwendete Wortwahl in dieser Branche wurde ja schon an anderer Stelle diskutiert. Ich denke sie ist bezeichnend.
      Würde und Sein - sind allen gemein
      Kauft ein Investor eine Option oder einen Future, weiß er natürlich, dass ein anderer die genau entgegengesetzte Position hält.

      Kauft einer jedoch einen CDO, glaubt er mit und nicht gegen jemanden zu investieren.
      (der angeblich von einem unabhängigen, damals noch gut beleumundeten CDO-Verwalter - ACA - zusammengestellt und verwaltet wird)


      Goldmans potenzielle Kunden dürfte es reichlich egal sein, ob die Bank sie juristisch korrekt oder inkorrekt übers Ohr haut. Entscheidend ist, wer die wahren Treiber, was die wirkliche Motivation hinter diesem CDO waren.

      Legal, illegal, sch...egal? Wenn die amerikanische Google-Seite, tippt man nur "Goldman Sachs" ein, bereits als zweithäufigst gefundenen Eintrag die Kombination "Goldman Sachs fraud" - also Betrug - ausspuckt, unweit gefolgt von "Goldman Sachs Greece", wird schnell klar, dass die Bank ein Problem hat. Unabhängig davon, ob sie mit ihrer oft haarspalterisch wirkenden Verteidigungsrhetorik durchkommt oder nicht. Und dass der Kursverlust von 14 Prozent wenig mit dem möglichen Schaden aus diesem Fall zu tun hat, sondern mit der Angst, dass die Bank massig Kunden verlieren könnte. Zumal erst letzte Woche bekannt wurde, dass der Vorstand von Washington Mutual für die Rettung seiner Bank 2007 auf Goldman verzichten wollte, da er ihnen nicht traute.
      Quelle: FTD

      Also mein Vertrauen in Finanzhäuser generell ist spätestens seit der Internetblase vor bald 10 Jahren dahin. Die tägliche "Aktienempfehlungsrally" hat für mich die Branche als hoch fragwürdig und grösstenteils unseriös erscheinen lassen. Und da waren ja von unten bis oben alle mit dabei. Und jetzt werde ich täglich in meiner Einschätzung nachhaltig bestärkt. Aber von irgendwoher muss ja das Geld kommen, dass nachher für "gute Arbeit" in Form von masslosen Boni ausgeschüttet wird.
      Auch die Griechenland Rolle von GS dürfte wohl bei vielen Politikern noch erheblichen Nachhall verursachen. Denkbar das solche "Helfer" früher oder später von gewissen Märkten ausgeschlossen werden.

      Das muss ja eine ungemeine Befreiedigung sein für Eurozonen Bürger, dass sie jetzt über ihre Steuern auch noch "Gottgegebenes Werk" in Form von Boni auf der anderen Seite des Atlantiks mitsubventionieren dürfen.
      Würde und Sein - sind allen gemein
      Das Ganze funktioniert aber komplett anderes als Börsenhandel oder Handel gegen einen Marketmaker. Steht alles in dem WSJ-Link.

      Kurzfassung: Paulson, ein Hedgefonds, sieht die Kreditkrise heraufdräuen, und hat ein Portfolio von 120 RMBS (Derivate um Risiken von Immo-Krediten zu handeln) identifiziert, die sie gern shorten würden und kontaktiert GS. Da GS die Risiken nicht im eigenen Buch haben wollen, aber dennoch gerne Gebühren kassieren wollen, beginnen sie ein Produkt zu strukturieren, das in weiterer Folge an Investoren verklopft werden soll, ein sog. CDO. Dieses Produkt würde aber nur schwer Investoren finden, wenn man ihnen sagt, das Paulson, mit gegenteiligen Interessen, das referenzierte RMBS-Portfolio zusammengestellt hat. Also engagieren sie eine unabhängige Firma, die als 'Portfolio Selection Agent' das Portfolio absegnen soll (schlussendlich wurden 65% des Paulson-Portfolios übernommen). Dann verkauft GS das Produkt an diverse Investoren, ohne im Prospekt die Rolle und das gegenteilige finanzielle Interesse von Paulson zu erwähnen.

      6 Monate später war Paulson im 1 Mrd. reicher, die Investoren um 1 Mrd. ärmer, und GS hat 15 Mil. kassiert.
      Es geht darum, ob Goldman Sachs gleichzeitig einem Kunden, dem Hedge Funds Paulson & Co, geholfen hat, auf sinkende Häuserpreise zu spekulieren und anderen Kunden Produkte verkauft hat, die auf steigende Häuserpreise gewettet haben.
      Was soll daran verwerflich sein? Bei mir handelt sogar mein eigener Broker gegen mich.... X(
      Hier noch einmal - sehr verständlich ausgeführt - um was es bei der Klage gegen GS (und mittlerweile andere) geht:

      Bewusst hinters Licht geführt

      Warum geht es bei der Klage? Die SEC untersucht ein Finanzinstrument mit dem Titel Abacus 2007-AC1. Die technischen Details sind dabei äussert komplex, der Kern der Untersuchung jedoch leicht verständlich: Es geht darum, ob Goldman Sachs gleichzeitig einem Kunden, dem Hedge Funds Paulson & Co, geholfen hat, auf sinkende Häuserpreise zu spekulieren und anderen Kunden Produkte verkauft hat, die auf steigende Häuserpreise gewettet haben. Mit anderen Worten: Ob Goldman Sachs einen Teil seiner Kunden bewusst hinters Licht geführt hat oder nicht. Die Bank selbst bestreitet energisch jede Schuld.

      Die SEC-Untersuchung hat Signalwirkung, politisch und moralisch. In dieser Woche beginnt im US-Senat die Beratung um ein neues Finanzgesetz. Es ist denkbar, dass sich jetzt wegen der Goldman-Untersuchung eine harte Variante mit mehr Schutz für Konsumenten durchsetzen wird. Selbst wenn dies nicht der Fall sein sollte, dann ist das Verfahren eine Aufforderung an die Anwälte gegen die Banken vorzugehen.

      «Verbrecher werden einfach weitermachen»

      Auch die Wirkung für die US-Öffentlichkeit ist verheerend. So schreibt der Nobelpreisträger und New York Times-Kolumnist Paul Krugman: «Es ist eine Tatsache, dass grosse Teile der Finanzindustrie zu einer Form von organisiertem Verbrechen verkommen sind - ein Spiel, bei dem eine Hand voll Menschen sehr grosszügig dafür bezahlt werden, Konsumenten und Investoren auszubeuten. Wenn wir nicht dagegen vorgehen, werden die Verbrecher einfach weitermachen.»

      Inzwischen hat das SEC angekündigt, seine Untersuchungen auf andere Institute auszudehnen, gegen Banken, die ähnliche Produkte verkauft haben wie Goldman Sachs. Dazu gehören anscheinend die Deutsche Bank, Merrill Lynch (gehört heute zur Bank of America) - und die UBS.
      Quelle: BZ

      Dabei ist auch wichtig zu wissen, dass die SEC offenbar über Unterlagen verfügt welche beweisen sollen, dass der Hedge Funds Paulson & Co an der Zusammenstellung des Instrumentes "Abacus 2007-AC1" eine wesentliche Rolle gespielt hat.
      Würde und Sein - sind allen gemein

      retep schrieb:

      Stellt sich die Frage: Ist das Betrug oder leimen der Dummen (mit dem Hinweis, dass letztlich andere zur Schadensbehebung herangezogen werden müssen, die überhaupt nichts dafür können)?
      Ich würde das auch betrügerisch nennen, aber subjektives Rechtsempfinden spielt vor Gericht keine Rolle. GS hat mittlerweile eine Stellungnahme abgegeben. Ich hab auch keine Ahnung von strukturierten Produkten und der Juristerei, und kann das nicht wirklich bewerten.
      Glaube nicht daran, daß sich da etwas zum besseren ändert, ganz im Gegenteil. Der Krug geht so lange zum Brunnen bis er bricht. Wenn es dann so weit ist haben sich entsprechende Damen und Herren längst abgesetzt und genießen das Leben. Der Rest kann sich dann im Scherbenhaufen einrichten und das wird für niemanden gemütlich, egal wie das neue Gesellschaftssystem dann heißt. ;(