Betriebs- und volkswirtschaftliche Betrachtungen

      Eine gute Woche für Deutschland

      Die letzte Woche war gut für die deutsche Wirtschaft und damit nach kurzen Übergangsschwierigkeiten der Betroffenen auch für die Menschen in Deutschland. Die ewigen Klammerer an unsinniger, zeit- und geldverschwenderischer, nicht wertschöpfender und damit letztendlich parasitärer Rum-Deitelei anstelle nützlicher Arbeit wurden gleich dreimal auf den Boden ökonomischer Realität zurückgeführt.

      Die Telekom kündigte an, zehntausende Arbeitsplätze zu markt- und leistungsgerechten Konditionen in die für eine sachgerechte Arbeit erforderliche Struktur zu bringen, damit sie endlich gegenüber schlankeren und agileren Mitbewerbern nicht mehr Jahr für Jahr Millionen Kunden verliert. Die Stakeholder hatten natürlich nichts besseres zu tun, als die altbekannten Sprüche loszulassen, die alles beim unbrauchbaren status quo belassen sollen, anstelle die Neustrukturierung als Anlaß für eine eigene bessere Arbeit zu nehmen. Das Nachtrauern an die aus Beamtenzeiten immer noch nicht vollständig ausgetriebenen Luxus-Ansprüche kann man sich getrost sparen, jetzt ist ausschließlich engagiertes Arbeiten angesagt. Die reflexartige Drohung mit einem Streik kann ich nur begrüßen. Die Leistungsstörungen werden die aus Trägheit noch verbliebenen Kunden endlich auch zum zügigen Wechsel zu kundenorientierteren Anbietern veranlassen, wodurch sich die Vorteile des Wettbewerbs für die Kunden noch schneller zeigen werden.

      EADS wird endlich wettbewerbsfähig gemacht, um nicht noch mehr Kunden an Boeing zu verlieren. Wie wurden denn dort lange Jahre die "Arbeits"-Plätze gesichert? Größtenteils durch üppig von allen Steuerzahlern finanzierte Spielerein im militärischen Bereich. Der Gradmesser ist aber der dem dynamischen Wettbewerb ausgesetzte zivile Sektor, wo im lezten Jahr Marktanteile an den Mitbewerber verloren wurden und man mit der Abstimmung der aus rein politischen Gründen über diverse Standorte unsinnig zergliederten Produktion nicht mehr nachkam. Die allerbeste Lösung wäre die Schließung aller Standorte bis auf ganz wenige ausgesuchte zusammenhängende Produktionsflächen. Natürlich will heute jeder das Opfer spielen, wo sich ja mit kräftigem Rückenwind der Politik jahrelang leichtes Geld zu Steuerzahlers Lasten verdienen ließ.

      BenQ wird nun hoffentlich bald ganz abgewickelt. Anstatt eine Leiche künstlich am Leben zu erhalten, was mit aus Sozialkassen stammendem Geld (Konkurs-Aufallgeld) bezahlt wird und "Beschäftigungs"-Gesellschaften zu gründen, sollte man das richtigerweise freigesetzte Personal lieber zu echter Arbeit anhalten. Das funktioniert nicht durch Nachwerfen von neuem guten Geld hinter schlechtem alten, sondern durch umgehenden Stop der Mittel-Verschwendung. Wenn man sich zu ökonomischen Tatsachen bekennt, werden die Leute ganz schnell wieder arbeiten lernen, weil es schlichtweg niemanden mehr gibt, der ihre aberwitzigen Geschichten, daß alles nur eine Verschwörung böser und unfähiger Manager war, noch hören will. Zu einem total kaputten Unternehmen gehört nicht nur ein oder wenige schlechte Manager, sondern eine total kaputte Unternehmenskultur. Wer die nicht erkennen kann und sich beizeiten einen anderen Arbeitsplatz sucht, ist entweder inkompetent oder läßt es vorsätzlich zur bewußten Ausschöpfung absehbar nur kurzfristiger Vorteile drauf ankommen. BenQ sei keine Träne nachgeweint, wie allen anderen Pleitiers auch.

      Ein großes Danke an die Manager, die den Mut haben, die notwendigen und einzig richtigen Entscheidungen gegen den Geschmack eines unkundigen und oft auch unfähigen Publikums durchzusetzen. Hätte dieses zu Zeiten, als es den Unternehmen gut ging, anstatt sich hemmungslos in einer Art eingebildeten Schlaraffenlandes die Taschen zu füllen, mit Engagement und Eigeninitiative hart gearbeitet, wären die Unternehmen niemals in den heutigen bedauerlichen Zustand gekommen.
      @xyxyber

      Ich hab das durchaus ernst gemeint!

      Mich hat man vor ein paar Jahren auch ausgelacht, als ich sagte durch die Öffnung des Ostens ist es von Vorteil deren Sprachen zu lernen.

      Nun ist aber zugegebenermaßen Chinesisch doch schwieriger zu lernen, als Russisch, Tschechisch, Polnisch etc.

      Daher wirkt das jetzt ein wenig komisch. Aber die Idee find ich prinzipiell gut.

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      Heute lachen wir (vielleicht) noch drüber, aber schon in Kürze wird Chinesisch eine (oder gar DIE) führende Sprache des Webs sein. Die Japaner haben jahrzehntelang auf natürliche Weise Know-How behalten, indem sie es einfach im Japanischen beließen und nicht ins Englische transferierten.

      RE: Ökonomisches Denken

      Mit chinesischen Plagiaten wird der Westen noch eine Weile leben müssen. China ist ökonomisch und politisch zu mächtig, um momentan dagegen effektiv vorgehen zu können. Das Problem wird sich dann erledigen, wenn China selbst wesentlicher Produzent von Erfindungen und Designs wird, da dann am Schutz geistigen Eigentums ein großes Eigeninteresse besteht. Das wird bei der großen Bevölkerung mit der damit verbundenen großen Zahl an Talenten und der hochgradigen Wertschätzung von Bildung in China viel schneller geschehen, als die meisten denken, wahrscheinlich schon in den nächsten Jahren mit dann zunehmender Tendenz.

      Vielmehr gibt mir zu denken, daß wir der hohen Wertschätzung von Bildung in China ein Bildungswesen entgegensetzen, daß ganz und gar nicht auf der Höhe der Zeit ist, und nur noch irgendwie hoffen, damit ernsthaft mit China konkurrieren zu können.

      Wir sollten wenigstens Chinesisch lernen, um deren Know-How später noch verstehen zu können.

      RE: Bioenergie

      @xyxyber
      danke für die Blumen

      pop up quiz: Was ist mein Beruf?

      @RS8

      ja, genau so ist es. In den 80er Jahren gab es Butterberge und Milchseen usw. Einige mögen sich daran erinnern. Das Problem damals: Landwirte erhielten einen garantierten Preis für Milch und konnten beliebige Mengen produzieren. Das haben sie auch gemacht und schwups - die Bürokraten wußten nicht mehr wohin mit dem Zeug.

      Was jetzt auf uns zukommt ist vergleichbar: Landwirte können soviel Energiepflanzen produzieren wie sie wollen und bekommen immer den gleichen viel zu hohen Preis... Preisfrage: Was wird passieren?

      Diesmal wird jedoch nicht der Steuerzahler sondern alle Strom- bzw. Energieverbraucher zur Kasse gebeten.

      Sehr häufig wird zur Rechtfertigung von Subventionstatbeständen oder protektionistischen Maßnahmen das infant industry Argument angeführt. Die Industrie muß sich erst entwickeln, um anschließend selbständig am Leben zu bleiben. Bei den nachwachsenden Rohstoffen ist das anders, zumindest in Europa und Nordamerika. Deren Produktion ist grundsätzlich ohne Protektion und/oder Subvention wirtschaftlich nicht tragfähig und wird es auch auf absehbare Zeit nicht sein.

      Der Staat versucht, sich gegen die geballte Macht des Markts zu stemmen und legt rigoros Produktionsmengen fest. Statt sinnvoll die Marktkräfte zu nutzen wird dagegen angekämpft. Was am Ende rauskommt ist zwangsläufig nicht die effizienteste Alternative.

      Allen Weltbeschützern geht es doch darum, möglichst energiesparend und nachhaltig zu wirtschaften. Effizient bedeutet, die zur Verfügung stehenden Ressourcen so einzusetzen, daß der höchstmögliche Ertrag erzielt wird. In anderen Worten: Wenn Brasilien Ethanol zu einem Viertel der Kosten erzeugen kann, wäre es nicht effizienter, wenn Deutschland die Produkte erzeugen würde, in denen es relativ gesehen wettbewerbsfähiger ist? Oder die Subventionen statt in tote Sektoren in Bildung zu investieren? Oder den Staatshaushalt sanieren? Man könnte es mit Bananenanbau vergleichen. Kein vernünftiger Mensch würde glauben, das es ressourcenschonender und nachhaltiger ist, in Deutschland Bananen anzubauen statt sie zu importieren.

      Der Markt kümmert sich genau um das: Die Produktionsfaktoren werden dort verwendet, wo sie die höchste Verwertung erfahren. An der Börse ist es doch genauso: Trader X zahlt 100 €, Trader Y nur 90 € - Wer bekommt die Aktie?

      RE: Bioenergie

      Original von american
      Der politische Wille, den Markt völlig auszuschalten, ist offensichtlich.


      Erinnert einen doch sofort an die unsägliche EU-Agrapolitik. Und schlimmer: Mit diesem Protektionismus schadet man anderen Ländern. Weniger entwickelte Staaten wie Brasilien werden sich freuen :(
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      - einer, der Bescheid weiß -

      RE: Bioenergie

      Ich bedanke mich bei american ganz herzlich für den Artikel, wie ich mir hier noch ganz viele wünsche.

      Da werden Blicke über den Tellerrand gewagt, wichtige Fakten zu mittelfristigen Entwicklungen fundiert aufbereitet und in die großen Zusammenhänge eingeordnet und populäre aktuelle Ansichten berechtigt in Frage gestellt.

      Nicht zuletzt wird ein Beitrag zum Schutz des eigenen Vermögens geleistet, indem aufgezeigt wird, daß nicht jeder Hype und jede Hysterie in ihrer Endphase die besten Anlagemomente sind, nur weil es der Masse intensiv suggeriert wird. Bei all dem aktuellen Rohstoff-Hype sollte man sich immer fragen, wer denn im Moment die Long-Positionen besitzt und ob nicht alles so aussieht, als ob das Umfeld vorbereitet wird, diese nun beim breiten Publikum abzuladen.

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von „xyxyber“ ()

      RE: Bioenergie

      Original von american

      Der politische Wille, den Markt völlig auszuschalten, ist offensichtlich.

      american


      Es ist m.E. völlig egal, ob der Ölpreis kurzfristig sinkt oder nicht, sowohl aus ökologischen Gründen wie aus politischen Gründen ist der Markt noch viel zu wenig ausgeschaltet.

      Würde man nur den Markt walten lassen, würde Deutschland und die EU durch Rußland (Gas) und Islam-Länder noch mehr erpressbar sein und müßten sicherlich sich noch stärker an den Öl-Kriegen finanziell beteiligen.

      Gruß
      Bo10a
      Da Xenia die Frage nach Ökologietiteln aufgeworfen hat will ich was zu den ebenfalls angebotenen Bioenergiezertifikaten schreiben.

      Soweit ich es überblicken kann, gehen die Anbieter dieser Bioenergiezertifikate von steigenden Preisen der Rohstoffe bzw. von steigenden Kursen der im Sektor aktiven Unternehmen aus. Überall ist zu hören, daß Öl immer teurer werden wird, Bioenergie dadurch wettbewerbsfähig wird usw. Das muß nicht so sein, im Gegenteil - es ist sogar sehr unwahrscheinlich.

      Abb. 1 zeigt aktuelle Ergebnisse einer Studie des EWI/Prognos. Unschwer zu erkennen: Bei einem Ölpreisniveau um $40 werden signifikante, zusätzliche Erdölmengen wirtschaftlich ausbeutbar. Sobald diese Vorkommen erschlossen, die Erschließungskosten also nicht mehr entscheidungsrelevant sind, werden große Teile dieser Vorkommen weiterhin ausgebeutet, auch wenn der Ölpreis unter $40 sinkt.

      Ergebnis: Derzeitige Ölpreisnotierungen sind fundamental nur schwer zu begründen.

      Weiterhin kommt die Studie zu dem Schluß, daß weiterhin sehr hohe Energiepreise negative Effekte auf das Wirtschaftswachstum und die Energienachfrage haben werden. Ein weiterer Grund, weshalb niedrigere Energienotierungen zu erwarten sind.

      Zur Bioenergie: Ethanol und Biodiesel, mitunter BTL werden als zukünftige Bioenergieträger diskutiert. Um wettbewerbsfähig zu sein, müssen die Energiepreise auf ihrem hohen Niveau verbleiben oder sogar ansteigen. BTL Prozesse sind ab einem Rohölpreis von $70 wettbewerbsfähig, bei inländischem Ethanol und Biodiesel sieht es besser aus, allerdings würden Notierungen von $40 auch hier das wirtschaftliche Ende bedeuten.

      Ergebnis: Bioenergie ist nicht wettbewerbsfähig, da derzeit keine Internalisierung der negativen externen Effekte der Nutzung fossiler Energieträger erfolgt.

      Was sind nun die Handlungsoptionen?

      - Internalisierung der externen Effekte über eine Marktlösung
      - staatliche Eingriffe in den Markt und Ausschaltung desselben

      Die EU und allen voran Deutschland haben sich für drastische staatliche Eingriffe in den Markt entschieden. Der Versuch, über eine Marktlösung die externen Effekte zu internalisieren mag manchen Politikern wohl zu passiv sein.

      Wie funktioniert es nun?

      Erzeugern von Bioenergie wird ein garantierter Preis für beliebige Mengen gewährt, der völlig unabhängig von Entwicklungen des restlichen Energiemarktes ist. Für Ethanol und Biodiesel werden Verwendungsquoten vorgeschrieben.

      Was bedeutet das für die Notierungen von Bioenergieprodukten wie Raps, Getreide usw.?

      Durch die staatlich festgelegten Preise für Energie legt der Staat indirekt die Produktpreise fest. Diese liegen deutlich über dem Wert, der sich durch Bewertung nach ihrem tatsächlichen energetischen Wert ergäbe. Weitere Steigerungen sind abwegig, da fundamental nicht zu begründen.
      Bleibt noch die Versorgungslage, da Bioenergieprodukte auch als Nahrungsmittel eingesetzt werden könnten. Steigende Weltbevölkerung usw. sind hier die genannten Schlagworte.

      Nun, renommierte Organisationen wie OECD, FAO und FAPRI kommen zu dem Schluß, daß die zu erwartende zusätzliche Nahrungsmittelnachfrage durch technischen Fortschritt und Ausdehnung der Anbauflächen befriedigt werden kann. Folgerichtig bleiben die Notierungen der Produkte konstant.

      Was bedeutet das?

      Der Einstieg in die europäische oder US-Bioenergieerzeugung hängt zu 100% an der Entwicklung der staatlichen Transferzahlungen und des Markteingriffs. Derzeit steht der IPO der Südzucker Ethanolproduktion an. Knapp gesagt: Ohne Schutz vor brasilianischem Ethanol ist die Ethanolproduktion in Europa nicht wettbewerbsfähig. Derzeit werden 19,2 ct je l Ethanol Zoll erhoben. Allein der Wegfall dieses Schutzes bei sonst gleichen Bedingungen hätte den Verlust der wirtschaftlichen Basis der Ethanolproduktion zur Folge.

      Wie wahrscheinlich ist das?

      Zitat aus dip.bundestag.de/btd/16/027/1602709.pdf

      "Im Falle von Störungen des deutschen Biokraft- oder Bioheizstoffmarktes oder des Biokraft- oder Bioheizstoffmarktes in der Europäischen Gemeinschaft, die durch Einfuhren aus Drittländern hervorgerufen werden, wird die Bundesregierung bei der Kommission der Europäischen Gemeinschaften die Einleitung geeigneter Schutzmaßnahmen beantragen.“

      Der politische Wille, den Markt völlig auszuschalten, ist offensichtlich.

      Muß nun weg, später evtl. mehr.

      gruß

      american
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      TV-Sendung zu Discountern

      In Fortsetzung der Diskussion zu Markt und Realität aus dem Thread TV tips zur Sendung über die Discounter (empfohlen im Posting von ktrade 03.10.2006 14:33) sage ich:

      Das Leben ist nicht nur ein Markt, aber überall, wo Waren und Dienstleistungen ausgetauscht werden, gelten die Gesetze des Marktes. Wird die freie Entscheidung der Teilnehmer auf dem Markt eingeschränkt, werden sich Nebenmechanismen bilden, die für alle Beteiligten schlechter und teurer sind.

      Die Finanzmärkte als weitgehend intakte Märkte erlauben eigenverantwortlich agierenden Individuen, Entscheidungen ohne irgendwelche Zustimmung erheischenden Statements und ausufernder unberechtigter Kontrolle durch Dritte zu fällen und umzusetzten. Der Umgang auf dem "Arbeitsmarkt" ist dagegen von Beharrung geprägt und teils irrsinnigen Regulierungen unterworfen. Würde der "Arbeitsmarkt" wieder mehr als Markt im eigentlichen Sinn funktionieren, wäre der gesamtgesellschaftliche Wohlfahrtsgewinn geradezu exorbitant. Das ist keine Ideologie, sondern entspricht volkswirtschaftlichen Gesetzmäßigkeiten.

      Leider kann mit der einfachen sachlichen Feststellung nichts in der Realität durchgesetzt werden. So wird es zwangsläufig zu einer weiteren Zunahme der negativen Randerscheinungen am Arbeitsmarkt und weiterer Kapitalflucht aus D kommen, so lange, bis auch die Mehrheit der Entscheider sich an eine objektive Betrachtung heranwagen, anstelle bloße Wunschvorstellungen mit immer abenteuerlicheren Gesetzes-Machwerken und Lobby-Organisationen umsetzen zu wollen, die bei auch nur minimalem ökonomischen Sachverstand von vorherein als teure Fehlversuche erkennbar sind.

      Für einen Trader sollte die sachlich distanzierte, von manchen als technokratisch empfundene, Betrachtung ökonomischer Sachverhalte selbstverständlich sein. Alles andere mag zwar erst mal als menschlich angenehm empfunden werden, führt aber zu Verlusten, egal, ob im Trading an den Finanzmärkten oder bei der Gestaltung der Güter- und Arbeitsmärkte.

      RE: politikforum.de

      @ Bo10a

      Allerbeste Genesungswünsche!

      Paßt schon. In diesem Thread ist Kritik gestattet, bloß sollten vor lauter vordergründiger Moral nicht gleich alle zumindest in der kurzen Frist wirkenden Kausalitäten ignoriert werden. In der langen Frist wird die Welt sowieso vollkommen anders aussehen - hoffentlich besser.

      Das mit dem 'in Saus und Braus leben' stimmt übrigens in wirtschaftspsychologischer Sicht nur eingeschränkt, denn für die persönliche Befindlichkeit ist neben dem objektiven Reichtum auch die relative Position zum Umfeld ebenso bedeutsam. Je nach individueller Präferenz kann der relative Faktor den objektiven sogar dominieren. So kommt es zum Beispiel, daß sich Leute, die in eine reichere Gegend ziehen, dort trotz der verbesserten Lage öfter als Underdogs fühlen.

      RE: politikforum.de

      Zum kapitalistischen System und seinen Auswüchsen - und das sind bei genauer Betrachtung noch viel mehr, als die meisten glauben - kann man persönlich durchaus sehr zwiespältige und differenzierte Meinungen haben.

      Beim politischen System kann man sowohl für mehr Staat als auch für weniger in jedem Teilbereich eine gesonderte Ansicht vertreten. Beim Geldsystem könnte man z. B. die Vorstellungen des Freigeldes durchaus betrachtenswert finden. Der Glaube, als mehr oder weniger träge angenommene Menschen zur Arbeit mit scharfem materiellem Zwang anzuhalten zu müssen, steht bekanntermaßen der freien Entfaltung des Einzelnen durch von Innen heraus, aus eigenen Willen und Verantwortungsbewußtsein erbrachten Höchstleistungen entgegen. Die Gründe für die Abweichungen vom Ideal und ihre historischen Ursachen sind oft aus verschiedenster Sicht zu erklären versucht worden und in Unmengen politischer, ökonomischer und historischer Literatur auch in jeder erdenkbaren Sicht nachzuvollziehen.

      Es gibt sowohl von positiven als auch von negativen Menschenbildern ausgehende Theorien und darüberhinaus auch spieltheoretische, politisch weitgehend neutrale Modelle, die noch viel kniffligere und häufig total unerwartete Antworten geben und oft ohne jeden bösen Willen der Beteiligten bereits bei geringen Änderungen der Ausgangsbedingungen zwischen den Extremen als einzigen stabilen Endzuständen relativ zügig umkippen.

      Die eigene moralische Ansicht hilft bei der Erklärung bereits ablaufender oder unmittelbar bevorstehender wirtschaftlicher Vorgänge kaum weiter und darf nicht zur Aufhebung des ökonomischen Sachverstandes führen.