Plauder-Thread rund ums Trading

      Ich war's nicht ;)


      Betrugsvorwürfe gegen Wiener Vermögensverwalter – Viele deutsche Kunden betroffen

      Anlagefirma schafft Millionen beiseite

      Von Oliver Stock, Handelsblatt

      (08.11.05) - Ein Anlageskandal in Österreich lässt rund 16 000 Anleger zittern, davon etwa 6 000 in Süddeutschland. Der Verbleib von bis zu 140 Mill. Euro ist ungeklärt. Die Finanzmarktaufsicht in Wien spricht bereits „vom größten Schadensfall in Österreich“. Nach Aussage von deutschen Anwälten handelt es sich um den ersten grenzüberschreitenden Fall dieser Größenordnung. Und seit gestern sind die Chancen erneut gesunken, dass Anleger noch etwas von ihrem Geld wiedersehen.

      Passiert ist folgendes: Die Wiener Finanzfirma Asset Management Investment Services (Amis) hat über ihre Tochtergesellschaft Amis Financial Consulting Geld von Anlegern in Deutschland und Österreich eingesammelt und es in luxemburgische Fonds investiert. Dabei diente Luxemburg offenbar nur als Zwischenstation zu einem Treuhänder auf den Cayman-Inseln, was für die Anleger aber nicht zu erkennen war.

      Was mit dem Geld genau passierte, ist bislang noch nicht geklärt. „Offene Fragen der Kundenbuchhaltung“ führten schließlich Ende August dazu, dass in die schmucken Räume der Amis-Zentrale an der Wiener Favoritenstraße mit Martin Wagner ein Regierungskommissar einzog. Er wurde von der österreichischen Finanzaufsichtsbehörde zwangsweise eingesetzt und soll Betrugsvorwürfe von Anlegern klären. Das Amis-Management versicherte umgehend, mit dem Kommissar zusammenzuarbeiten und laufend über Ergebnisse zu informieren. „Auszahlungen auf Amis-Produkte“ seien jedoch bis auf weiteres „leider nicht mehr möglich“, heißt es in der letzten Mitteilung der Geschäftsführung.

      Der Kommissar förderte zu Tage, dass das Guthaben, über das Amis verfügte, noch aus genau 19,53 Euro bestand. Er brachte die Gesellschaft in der vergangenen Woche vor den Konkursrichter. Zuvor hatte der Aufseher bereits Strafanzeige gestellt. Der Vorwurf lautet „schwerer gewerbsmäßiger Betrug“. Amis-Vorstand Thomas Mitter wanderte in Untersuchungshaft. Zwei weitere Verantwortliche des Unternehmens werden per Haftbefehl gesucht. Sie sind untergetaucht.

      Gestern sollte sich entscheiden, ob die Tochterfirma Amis Financial Consulting, die vor drei Jahren vom Mutterkonzern abgespalten worden ist, verkauft werden kann. Nach Informationen des Handelsblatts ist dieser Versuch wohl fehlgeschlagen. Interessenten sprangen ab, weil sie nicht nur Schulden hätten begleichen müssen, sondern auch möglicherweise für Verfehlungen des Mutterkonzerns haftbar gemacht werden könnten. Damit sind die Aussichten der Anleger, zu ihrem Geld gekommen noch einmal gesunken.

      Ihre Hoffnungen ruhen nun auf der „Anlegerentschädigung der Wertpapier-Dienstleistungsunternehmen“, einem Einlagensicherungsfonds, zu dem sich etwa 80 österreichische Wertpapierdienstleister zusammengefunden haben. Auch Amis ist Gesellschafter dieser Einrichtung zur Anlegerentschädigung.

      Das Problem ist allerdings, dass der Entschädigungstopf nur 40 000 Euro Stammkapital enthält, das im Ernstfall von den Wertpapierdienstleistern um bis zu zehn Prozent ihres jeweiligen Eigenkapitals aufgestockt wird. Ob das Geld reicht und „ob der Entschädigungsfall juristisch überhaupt vorliegt“, sei noch nicht entschieden, sagt Klaus Grubelnik, Sprecher der Finanzmarktaufsicht in Wien. Er befürchtet einen „Rattenschwanz von Klagen“.

      Das erkennen inzwischen auch zahlreiche Anwälte. Aus Frankfurt, Bremen und Tübingen meldeten sich gestern Kanzleien zu Wort, die darauf hinwiesen, dass sich Betroffene organisieren und gemeinsam ihre Ansprüche geltend machen sollten. Einer von ihnen ist Andreas Tilp, dessen Tübinger Kanzlei am vergangenen Freitag mit Frankfurter Anwaltskollegen die „Arbeitsgemeinschaft Amis“ gegründet hat. Tilp vertritt bereits die Kleinanleger der deutschen Telekom und macht Amis-Geschädigten Hoffnung: Auf der Luxemburger Depot-Bank liegen nach seiner Einschätzung möglicherweise noch rund 60 Mill. Euro, die unter den Betroffenen verteilt werden können.

      (Quelle: Handelsblatt, handelsblatt.com/pshb?fn=tt&sfn=go&id=1134989)
      Ich habe auch viele Bildschirme vor mit stehen, und ich nutze Charts, aber eben nur um quasi historische Preise nicht "abspeichern" zu müssen, ich habe es aber ausprobiert, bei zwei Pairs reichen Notizen, da bräuchte ich keine Charts.

      Ja, als mein Mentor zu handeln begann sah es EDV mässig schlecht aus, das ist nun schon fast 40 Jahre her, die haben Tapereading in Reinkultur betrieben, Devisen wurden ohnehin nur telefoniscfh gehandelt, ausserdem war der Handel sicher niederfrequenter, aber deswegen auch nicht weniger erfolgreich.

      Damals spielte aber sicher die Frage nach Informationsvorsprung eine grössere Rolle, heute haben selbst die Banktrader kaum noch ein wirklich verwertbares Mehrwissen.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „goso“ ()

      Wenn ich im TV Beiträge aus Banken sehe, sehe ich aber oft Multimonitorsysteme und da sind auch Charts drauf. Vielleicht nicht ausschliesslich. Und ich würde mal raten du benutzst auch Charts.
      Und ein Teil der Leute auf den Fotos an der Börse führen vielleicht nur die Aufträge aus die sie von Leuten erhalten, die irgendwo an einem PC sitzen.
      Damit will ich nicht absprechen, dass viele Leute es ohne Charts machen. Nur sind Charts sicher auch nicht einfach nutzlos. Wenn man z.B. sieht wie eine Trendlinie auf den Punkt bestätigt wird, das ist eine Bestätigung dass T.Analyse nicht nur Zufall ist.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „eric“ ()

      Ja, er hat mir beigebracht auf "auffällige Kurse" zu achten , daher resultiert vermutlich auch meine Vorliebe für W und U und die SP's, oder auch meine Vorsicht bezüglich mancher Kursbewegungen um gewisse Uhrzeiten.

      Ich nutze aber Charts, es macht die Sache einfacher, ausserdem kann ich damit mehrere Pairs nach Auffälligkeiten scannen.
      Charts sind auch nur Preis und Zeit - für die Leute ohne fotografisches Gedächtnis :P
      Frage an Goso: Dann hat er dir also Dinge beigebracht die du jetzt mit Charts anwendest, die er aber ohne Charts beachtet hat?
      Wenigstes Steve Nison erzählt aber auch er gebe Seminare be Banken.

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      Mein Mentor - er hat rund 30 Jahre für eine schweizer Bank Devisen und Commodities gehandelt - hat kaum Charts benutzt, die Old Boys haben einfach nach Tickerkursen gehandelt.

      Irgendwann habe ich ihn zu seiner Meinung über Candles gefragt, er antwortete: " Kerzen? Wunderschön, aber nur beim Dinner. " Er hat von Charttechnik sehr wenig Ahnung, Indikatoren kennt er nur aus Erzählungen und trotzdem - oder gerade deswegen? - hat er sehr viele Jahre erfolgreich gehandelt.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „goso“ ()

      F.A.Z (08.11.05) - Die Zunft der technischen Analysten durchlebt ein hartes Jahr: Die Vertreter dieser Disziplin mußten miterleben, wie zwei führende Wall-Street-Banken offenbar den Glauben an diese Art der Aktienanalyse verloren haben. Technische Analysten, auch Charttechniker genannt, bewerten die Aussichten für Aktien nicht nach fundamentalen Gesichtspunkten wie Umsatz und Gewinn eines Unternehmens, sondern nach den Eigenheiten des bisherigen Kursverlaufs.

      Der erste Schock kam vor acht Monaten, als der weltgrößte Finanzdienstleister Citigroup seine Abteilung für technische Analyse einfach dichtmachte. Die Sparte war seit 24 Jahren von Louise Yamada geleitet worden und die größte Abteilung ihrer Art an der Wall Street. Zehn Analysten verloren ihren Job. Anfang Oktober beendete dann das Wertpapierhaus Prudential die dortige Karriere von Ralph Acampora, der 15 Jahre für das Haus gearbeitet hatte. Damit erwischte es nicht irgendwen in der Branche. Yamada und Acampora waren Aushängeschilder ihrer Disziplin und in den einschlägigen Wirtschaftsmedien ständig präsent.

      Papst der technischen Analysen

      Yamada und ihr Team wurden in den vielbeachteten Umfragen des Fachmagazins „Institutional Investor” in den vergangenen vier Jahren jeweils als beste Charttechniker ausgezeichnet. Und Acampora ist so etwas wie der Papst der technischen Analysten. Er hat das Berufsbild des amtlich anerkannten Charttechnikers (Chartered Market Technician) geschaffen und mit dafür gesorgt, daß diese Disziplin von der Wertpapieraufsicht SEC anerkannt wurde.

      Acampora erlangte zudem Ruhm, weil er im Juni 1997 als erster der Auguren prognostiziert hatte, daß der Dow- Jones-Index über 10.000 Punkte klettern würde. Der Dow übersprang diese Hürde dann im März 1999. Acampora blieb jedoch nicht lange arbeitslos. In der vergangenen Woche heuerte er mit drei ehemaligen Mitgliedern seiner Prudential-Mannschaft beim Wertpapierhändler Knight Capital an. Schon Mitte Oktober hatte Yamada unter dem Namen „Louise Yamada Technical Research Advisors” ihre eigene Firma gegründet. Mit fünf Mitarbeitern ist ihr Team aber nur noch halb so groß wie bei der Citigroup.

      Charttechnik vor 40 Jahren noch „Hexerei”

      Der 64 Jahre alte Acampora, der technische Analyse auch an der New York University lehrt, erzählt gerne, daß Charttechnik bei seiner Ankunft an der Wall Street vor über 40 Jahren noch als „Hexerei” galt. Das ist nicht verwunderlich, weil die Disziplin mit ihren auf Aktiencharts gezeichneten Mustern mehr an Geometrie erinnert als an Aktienanalyse. Fast so wie Wahrsager die Zukunft in den Linien einer Hand lesen, suchen die technischen Analysten in den Linien der Kurscharts nach „Trendlinien”, „Kopf-Schulter-Formationen”, „Bodenformationen”, „Widerstandslinien” oder „Kaufsignalen”. Sie versuchen damit, die Befindlichkeit der Anleger zu analysieren. „Wir haben es mit Märkten zu tun, die ein Ausdruck von Anlegerpsychologie sind”, sagt Acampora.

      Der einflußreiche Kolumnist Alan Abelson von Finanzblatt „Barron's” spricht trotz der jahrelangen Missionarsarbeit von Leuten wie Acampora aber immer noch in süffisantem Ton von der technischen Analyse als einer „schwarzen Kunst”. Er findet allerdings nichts Verwerfliches dabei, diese Analyseform zusätzlich zur fundamentalen Betrachtung von Aktien zu nutzen. Abelson gibt sich vor allem schockiert, daß der Rauswurf von Acampora bei Prudential einen Mann getroffen habe, der als ewiger Optimist, als Bulle, gilt. Gilt es seiner Ansicht nach doch als ungeschriebenes Gesetz an der Wall Street, daß nur Analysten gefeuert werden, die vom rechten Weg abweichen und zu Bären, also Pessimisten, mutieren.

      Acampora und Yamada geben nicht einfach auf

      Bei der Citigroup und Prudential schien der Wert der technischen Analyse die Kosten aber nicht mehr aufzuwiegen. Beide Banken haben die Schließung der Abteilungen mit Sparmaßnahmen begründet. Bei Prudential gab es zuletzt neben Acampora ohnehin nur einen weiteren Mitarbeiter, Peter Martin, im Team. Martin hat auch bei Knight angeheuert. Nur eine Handvoll Wall-Street-Banken beschäftigen noch technische Analysten, und die meisten Teams haben weniger als fünf Mitglieder.

      Aber Aufgabe ist für einen Mann vom Schlage Acamporas keine Alternative. „Es ist ein intellektueller Rauschzustand”, hat er einmal über sein Geschäft gesagt. Yamada gibt auch nicht so einfach auf. Bei der Citigroup hieß es damals hinter vorgehaltener Hand, daß die Kunden keinen Wert mehr auf technische Analyse legten. Yamada sieht das anders. Sie ist sich zwar bewußt, daß sie sich mit ihrem Schritt in die Selbständigkeit auf ein Glücksspiel einläßt. Aber offenbar glaubt sie weiter an eine nach oben zeigende Trendlinie für die Charttechnik. „Wir haben gemerkt, daß es immer noch Nachfrage nach unseren Dienstleistungen gibt”, sagt Yamada.

      (Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Autor: nks. / faz.net)