DickT schrieb:
Mal ehrlich, die Autobranche hat mit mehr PS und Gewicht sicher eine Richtung eingeschlagen, die ihr jetzt zum Verhängnis wird, doch sollten wir uns alle an die Nase fassen, weil wir alle das so wollten. Selbst ein Kleinwagen musste im Laufe der Jahre immer mehr Komfort bieten als sein Vorgänger, weil man ihn sonst nicht verkaufen konnte. Die Automanager haben also durchaus kundenorientiert und damit für das Unternehmen richtig gehandelt! Beispiel VW: Neben Protzbauten wie Phaeton und Co, die sich nicht ausreichend verkaufen, gab es vor Jahren schon den 3-Liter-Lupo, der (wohl wegen seines höheren Preises) kein Verkaufserfolg wurde. Wenn der Verbraucher kein Geld für zu dem Zeitpunkt spekulative Zukunftsinvestitionen in die Hand nimmt, warum sollte man das von einem Automanager erwarten? Hinterher die Entscheidungen zu kritisieren, ist immer einfach. Das sollten gerade wir Trader wissen!
Nein! Diese Sätze könnten aus einem Börsenprospekt stammen. Sie sind weitesgehend falsch.
Die Automanager haben eben gerade nicht für das Unternehmen gehandelt. Nicht zukunftsfähigkeit eines Unternehmens sondern Eigenkapitalrendite wurde als das Non-plus-ultra herausgestellt. Und damit das als wichtigster Benchmark in die Köpfe der Menschen kam, wurde dafür bei jeder Gelegenheit die Werbetrommel gerührt (siehe Joe Ackermann mit seinen 25%). Nicht investieren sondern abziehen ist das Credo dieser Machenschaften.
Es ist bekannt das die grossen Autos den meisten Profit abwerfen (oder abwarfen, siehe SUV's in den USA). Also ist klar das man den Menschen die Produkte verkaufen will die am meisten Profit abwerfen (grosses Auto = grosser Preis, kleines Auto = kleiner Preis). Warum also Kleinwagen verkaufen die in der Produktion nur unwesentlich billiger sind als Grosswagen bei denen man eine Dosenhalterung als Mehrnutzen anpreisen kann. Zumal viele Teile (gerade in Europa) bei Grosswagen meistens noch extra auf den Verkaufspreis zu bezahlen sind.
Den Menschen wird in der Werbung suggeriert das sie einen Grosswagen brauchen, auch wenn sie mit dem primär einzeln 5x die Woche 20km vom Wohn- zum Arbeitsort unterwegs sind. Ich habe noch nie eine SUV- oder Limousinenwerbung mit einem beworbenen Wagen im Stau auf einer EInfallsstrasse gesehen. Eher die flotten kurvenschnittigen Szenen auf mehr als einsamen und schön geteerten Landstrassen. Und die flotte Autofahrt von Seal (Ehemann von Heidi Klump) quer durch eine Baustelle müsste man von Gesetzes wegen eigentlich einziehen. Das ist Aufruf zum Gesetzesbruch (Gefährdung von Mensch und Material).
In jeder Uhr des Swatchkonzernes tickt das gleiche Uhrwerk. Es kostet heute in der Produktion ein paar Franken. Egal ob in einer Swatch, Omega oder Tissot. Der Unterschied: An einer Omega oder Tissot verdient der Konzern das X-fache mehr als an einer Swatch (obschon die Fertigungs- und Materialkosten nicht wesentlich differieren). Die Swatch ist heute nur noch der Steigbügelhalter (Image). Sie wird den auch kaum mehr beworben.
Ein anderes Bespiel. Die Lebensmittelkonzerne sind in den letzten Jahren dazu über gegangen den Menschen gewöhnliches Trinkwasser als Lifestyle Produkt zu verkaufen. Das wird dann irgendwo in Kalifornien aus dem Wüstenboden gepumpt und in Los Angeles zum 100-fachen Preis bei WalMart verkauft. Wohlverstanden, das gleiche Wasser das bei den LA-Bewohnern aus dem Wasserhahn tropft. Da lohnt es sich für Nestle und Konsorten allemal ein paar Werbespots zu platzieren um das Feuer der Eigenkapitalrendite am lodern zu halten.
«Sie nehmen unser Wasser und verkaufen es uns 100-mal so teuer», kommentiert ein Blogger die Pläne der US-Firma Crystal Geyser, im kalifornischen Napa Valley Grundwasser abzufüllen. 250 Bürgermeister riefen in den USA unlängst dazu auf, statt Flaschenwasser das kommunale Leitungswasser zu trinken. In Büros ersetzen Leitungswasserfilter das Wasser aus Pet-Flaschen. Die US-Ausgabe des Modemagazins «Vogue» propagiert das Trinken von Leitungswasser aus den trendigen Flaschen des Schweizer Herstellers Sigg. Und in Grossbritannien kulminierte eine wochenlange Debatte in einem BBC-Beitrag mit dem provokativen Titel: «Flaschenwasser: Wer braucht das schon?»
Nestlé reagiert nun mit einer Imagekampagne in Presse und TV, die aufzeigt, wie gesund Wasser ist: Acht Glas am Tag brauche der Körper. In den USA betont sie zudem, wie nützlich Wasser im Kampf gegen Fettleibigkeit ist - in Asien wird es als Energiespender positioniert.
Quelle: TA
Noch ein Beispiel? Denke einmal an die Rasierklingen von Gillette. Vor 15 Jahren mit 2 Klingen pro Stück noch für ca. 1 Euro zu haben. Heute mit 5 Klingen (wer braucht das wirklich) für ca. 3 Euro pro Stück. Herstellungskosten vermutlich ein paar Cent mehr als für 2 Klingen. Da freuen sich die Herren Federer, Henry, Woods und nicht zuletzt natürlich Herr Buffett. Und damit sich vorallem Herr Buffett weiter freuen kann, kostet die Rasierklinge heute auch extrem mehr.
Um an eine ordentliche Eigenkapitalrendite zu kommen muss dem Konsumenten heute vorallem etwas viel zu teuer verkauft werden. Am besten gleich noch etwas das er eigentlich gar nicht benötigt. Nicht anders ist zu erklären das aktuell Gillette grossmedial auch die letzten renitenten 2 Klingennutzer noch zu den weitaus profitableren 5 Klingen zwingen (oder bringen) will.
Würde und Sein - sind allen gemein