Betriebs- und volkswirtschaftliche Betrachtungen

      "Menschen, die keine Sorgen haben, sollen etwas abgeben, und zwar so lange, bis auch sie Sorgen besitzen"

      "Alle Löhne und Honorare werden direkt an die Regierung entrichtet"

      Harald Martenstein über die Zukunft unseres Steuersystems

      Früher dachte ich, dass Leute reich sind, die viel mehr Geld besitzen als der Durchschnitt, vielleicht fünfmal so viel. Wenn jemand ein bisschen mehr besaß als der Durchschnitt, dann sagten die Leute in unserer Stadt nicht: »Der ist reich.« Stattdessen sagten sie: »Der muss sich keine Sorgen machen.«

      Jetzt lese ich, dass es eine neue Sonderabgabe für Reiche geben soll. Deutsche, die, alles zusammengerechnet, mehr als 250.000 Euro Vermögen besitzen, müssten davon demnächst einen Teil abgeben, im Gespräch sind 10 Prozent. Dieser Vorschlag stammt von einem einflussreichen Wirtschaftsinstitut und wird, unter anderem von der SPD, lebhaft begrüßt. Dasselbe Institut hat ausgerechnet, dass jeder erwachsene Deutsche im Durchschnitt ein Vermögen von 150.000 Euro besitzt, alles zusammen, mit Auto, Möbeln, Rassehund und Lebensversicherung. Das heißt, die neue Abgabe ist eigentlich keine Reichensteuer, sondern eine Sonderabgabe für alle, die sich keine Sorgen machen müssen. Menschen, die keine Sorgen haben, sollen etwas abgeben, und zwar so lange, bis auch sie Sorgen besitzen. Dann sind sie von der Abgabe befreit. Wer aber kein Vermögen besitzt, sondern nur Schulden, muss nichts abgeben, weil die Regierung in einer solchen Person, die nur Schulden hat, sofort einen Seelenverwandten erkennt.

      Die Politiker begründen Sondersteuern für alle, die keine Sorgen haben, damit, dass sie Gerechtigkeit herstellen. Wenn Ärzte, Richter, Studienräte oder Minister mehr Geld verdienen als der Durchschnitt, dann ist das ja auch eine himmelschreiende Ungerechtigkeit. Das eingesammelte Geld fließt allerdings nicht unbedingt an die Armen, sondern zum Beispiel an Pleitebanken oder in Euro-Rettungsfonds. Wenn man beim Einsammeln des Geldes gerecht ist, dann hat man nämlich schon so viel für die Gerechtigkeit getan, dass man beim Ausgeben nicht auch noch gerecht sein muss.

      Die Reichen-Sonderabgabe oder der Euro-Soli oder wie immer es heißen wird, hilft dem Staat erst mal aus der Klemme. Sparmaßnahmen sind dann überflüssig. Mit Sparmaßnahmen macht jede Regierung sich nur unbeliebt. Nach ein paar Jahren ist das eingesammelte Geld aber aufgebraucht, und man steckt wieder in der gleichen Situation. Deswegen wird meiner Ansicht nach früher oder später das Steuersystem umgestellt werden. Man zahlt nicht mehr feste Steuersätze. Alle Löhne, Gehälter und Honorare werden direkt an die Regierung entrichtet und vom Finanzministerium treuhänderisch verwaltet. Allen Bürgern wird während des Jahres ein Bürgergeld gezahlt, das zum Überleben reicht, jeder kriegt vielleicht 1000 Euro, egal, ob Chefarzt, Popstar oder Bürobote. Das ist dann eine solidarische und gerechte Gesellschaft, weil es niemanden mehr gibt, der keine Geldsorgen hat. Was die Leute vom Rest ihrer Einnahmen bekommen, bestimmt die Regierung am Ende des Jahres, nachdem sie geprüft hat, wie viel Geld sie ausgegeben hat und was von den Gehältern eventuell noch übrig ist.

      Das wäre zweifellos die Lösung. Dann gibt es kein Staatsdefizit und keine Schuldenkrise mehr. Ich bin sicher, dass es so kommen wird. Und ich bin ein verdammt guter Prophet. Vor einiger Zeit habe ich in einer Kolumne allen jungen Menschen mit guten Jobs geraten, möglichst kein Geld fürs Alter zu sparen und alle staatlichen Vorsorge-Angebote zu ignorieren. Das, was man fürs Alter spart, fällt unter das europäische Sorgenpflichtgesetz und wird einem sowieso weggenommen. Ich hatte recht. Aber ich bin überrascht, dass es so schnell passiert.


      zeit.de/2012/31/Martenstein
      Die Wissenden reden nicht viel,die Redenden wissen nicht viel.

      klaus-m.blogspot.com/
      @ PT

      Als seit geraumer Zeit stiller Mitleser dieses Blogs und somit auch deiner Zeilen möchte ich dir hier meinen Respekt bekunden sowohl als auch ein wenig nachdenkliches meinerseits äussern. Respekt dahingehend, das du es geschafft hast, dir trotz deiner fortgeschrittenen Jährchen und der damit zwangläufig einhergehenden "Erfahrungen" eine gewisse Art von jugendlichem Idealismus zu erhalten, welcher ethisch richtungsweisend und hochstehend intellektuell von dir vertreten wird. Chapeau !!!
      Auch die angenehm breite Streung deines dargelegten Wissens sowohl in der Breite als auch in der Tiefe lässt die Hoffnung keimen, das der Sieg der vermeintlich "Hirntoten" noch nicht vollständig zu sein scheint...
      Allerdings habe den Eindruck, das du hier ein wenig gegen die falschen "wetterst"!!!
      Sicherlich ist das, was diverse Egomanen, Sozio- als auch Psychopathen und die ganze Horde von Seilschafts-Anhängern in Politik und Wirtschaft da so zu Ungunsten der paar Milliarden Mitmenschen treiben, moralisch zutiefst verwerflich. d´accord....
      ABER... wer zum Teufel bringt diese Knalltüten denn in ihre Positionen ???
      Beispiel Stadtrat: Nach hitziger Diskussion erhält in bierseliger Athmosphäre derjenige das Votum für die jeweils übergeordnete Instanz, welcher das eloquenteste Statement abliefert, Inhalte egal... (kein Witz, selbst erlebt...)
      Warum ??? Blick ins Tierreich: Wir wollen alle unsere Ruhe und vermeintliche Sicherheit und vertrauen auf den, welcher augenscheinlich die dickste Buxe präsentiert. Der soll der Boss sein !!!
      Im Landrat sowohl in den übergeordneten Gremien das selbe Spiel. Weniger grobschlächtig selbstredend, je weiter man nach oben kommt... Aber im Prinzip identisch !!!
      Ergo... Wer bitteschön sind hier die WIRKLICHEN Täter???
      Die paar amoralischen Individuen, welche auf Gedeih und Verderb versuchen, sich auf Kosten ihrer Mitmenschen eine sorgenfreie Existenz zu schaffen respektive ihre teilweise krankhaften Machtgelüste via Kriegen etc. unter völliger Ausserachtlassung humanitärer Grundsätzlichkeiten auszuleben...
      Oder aber die Milliarden anderen, welche nicht den Arsch in der Hose haben, über den Tellerrand ihrer eigenen, erbärmlichen Existenz blicken zu WOLLEN, um nachhaltig positive Akzente im Sinne des Gemeinwohls zu setzen !!!
      Dieses Verhalten ist im Reich der höherstehenden Säugetiere, wozu ich selbstredend auch den Homo Sapiens miteinbeziehe (das zweite Sapiens schenke ich mir hier mal, denn so fit in dieser Hinsicht ist die Mehrheit meiner Mitmenschen m.E. nach eher nicht, sorry...), seit Anbeginn sämtlicher Aufzeichnungen allerdings schon eher als standardisiert zu bewerten.
      Oder um es kurz zu sagen: Seit Jahrtausenden ( oder seit Jahrmillionen, falls der geneigte Leser dieser Zeilen sich ein wenig in die Hypothesen eines gewissen Herrn von Däniken eingelesen hat, welchen ich im übrigen sehr schätze...) ist der Mensch bestrebt, sich seine kleine heile Welt zu erhalten, indem er dem folgt, welcher die die dicksten Eier zu haben scheint und ihn am elegantestem bescheisst.
      Und wie uns die Geschichte zeigt, endet dieses Bestreben grundsätzlich immer in einer humanitären Katastrophe...
      Und so wird es auch diesmal kommen, IMHO...
      Fazit: OH HERR, SCHMEIß HIRN VOM HIMMEL !!!

      All the best !!!
      Wer in der Herde läuft, muss Ärschen folgen...
      Wer vor diesem Posting von Bando im Aktienboard so wie ich die "Froschkochtechnik" noch nicht kannte, hier mal ein Auszug: so geht's.


      Wie kocht man einen Frosch?
      Wenn man Wasser zum kochen bringt und einen lebenden Frosch hinein wirft, dann springt er so gut wie unverletzt SOFORT wieder heraus. Setzt man den Frosch aber in den Topf mit Wasser und erwärmt dieses dann nach und nach, schwimmt der Frosch vergnügt und munter bis er schließlich stirbt ohne zu merken, dass er gekocht wird (bitte, bitte nicht ausprobieren, glaubt mir einfach, dass es funzt ich habe das auf meinen zahlreichen Reisen lernen dürfen/müssen).

      Was hat man also gemacht? Man hat das Elend scheibchenweiße an die Anleger verkauft.
      Es war allen Beteiligten meiner Meinung nach von Anfang an klar, dass Griechenland mehr Geld braucht, dass die Rettung der EU nicht mit nur einigen wenigen 100 Mrd. Euro möglich ist. Hätte man aber von Anfang an von Billionen gesprochen, dann hätte das im Chaos geendet. So hat man sich nach und nach an das immer heißer werdende Wasser gewöhnt.


      Na, vermutlich wird bald jemand einen Teller mit Knoblauchbutter rumreichen ! Es ist angerichtet ! 8o
      Der verlinkte Artikel von Krümel ist sehr lesenswert und trifft den Nagel direkt auf den Kopf, leider sind unsere Politversager noch lange nicht so weit und dem Volk geht es noch viel zu gut, um diese Volksverräter hinwegzufegen und den Euro gleich mit.

      Das dicke Ende kommt noch und zwar alternativlos. :evil:

      Die Schuldigen der Griechenlandkrise

      Eines eint die Akteure, die Griechenland zum Gründungsmitglied des Euro-Clubs gemacht haben: durchgängiges Versagen. Die Eurologen tragen Verantwortung dafür, dass eine Krise in Athen erst entstehen konnte. Der Euro ist der fehlgeschlagene Versuch einer Revolution von Oben und das Erschütternde ist, dass der Euro gänzlich überflüssig war und ist und kein einziges Problem gelöst, aber unendlich viele neue zusätzlich kreiert hat. ...

      Wirtschaftswoche

      Perfect Trader schrieb:

      Zuerst machen die Finanz-Märkte, übrigens völlig berechtigt, die Süd-Staaten fertig, dann werden sie gemäß ihrem Zerstörungs-Szenario plötzch erklären, daß die Süd-Staaten nun angeblich besser da stehen, aber man wegen der untragbaren Schulden-Last mal genauer auf D schauen sollte und flugs findet sich dann D in der gleichen Lage wieder, wie jetzt die Süd-Staaaten, bloß daß es hier mehr zu plündern gibt


      geht los:

      "Moody's droht Deutschland mit Entzug der Bestnote - Die US-Ratingagentur Moody's hat für die Bonität Deutschlands, der Niederlande und Luxemburgs den Ausblick von stabil auf negativ gesenkt. Die drei Länder, die alle noch die Top-Bewertung bei der Kreditwürdigkeit haben, gerieten wegen der "wachsenden Unsicherheit" in der Eurozone ebenfalls in Gefahr, warnte Moody's am Montag nach US-Börsenschluss. Die Wahrscheinlichkeit eines Austritts von Griechenland aus dem Währungsgebiet sei gestiegen. Ein negativer Ausblick ist der erste Schritt für eine Abwertung."

      quelle: diepresse

      grüße
      dan
      I go for it!